Per Pedes, Paddel und Pedal an der Lahn

Wandern, Kanufahren, Radeln - die Region an der Lahn lädt zum "TriathLahn" ein. Sehenswert sind auch die Städte - samt Kuriosem wie dem Gießkannenmuseum in Gießen. Und am Goetheberg in Obernhof wird sehr guter Wein angebaut.

Johann Wolfgang von Goethe muss gut zu Fuß gewesen sein. Lange Wanderungen unternahm der Dichterfürst jedenfalls sehr gerne - auch an der Lahn. Hoch über dem Fluss, das zur Verbandsgemeinde Nassau gehörende Örtchen Obernhof zu Füßen, zeugt davon heute der Goethepunkt. Vor genau 130 Jahren wurde der feierlich eröffnet - für den ihn beheimatenden Berg hat sich passenderweise der Name "Goetheberg" eingebürgert. "Diesen Platz hat Goethe wiederholt besucht. Er hat sich von ihm inspirieren lassen, hat hier Gedichte geschrieben", erläutert beim Wandeln auf dem Lahnwanderweg Christof Keul von der Tourist-Information Nassauer Land.

Dass Goethe diesen Ort sehr mochte, verwundert nicht. Von hier aus genießt man einen grandiosen Blick sowohl in den Westerwald als auch den Taunus, auf die Lahnschleife, das Gelbachtal und das auf halber Höhe liegende Kloster Arnstein, eine alte Prämonstratenser-Abtei. Und dass auch (Neo-)Romantiker diese Aussichtsplattform sehr schätzen, davon zeugt ein Liebesschloss am Geländer. "25 Jahre Heinz Peter und Marion" steht darauf - nicht nur Frischverliebte können also auch auf diese Art ihre Liebe dokumentieren.

Vom Goethepunkt aus stehen zwei Routen für den Abstieg ins Tal zur Verfügung: Eine leichte und eine etwas schwierigere Variante führen nach Obernhof hinunter. Letztere ist mit ein wenig Kletterei über Felsen, Leitern und seilgesicherte Passagen verbunden, ist dafür aber auch zweifellos der interessantere Abstieg. "Man verpasst einiges, wenn man diesen Weg nicht nimmt", sagt Gabriele Frijio vom Rheinland-Pfalz Tourismus-Büro - und geht mit gutem Beispiel voran.

Obernhof selbst wartet mit einer Besonderheit auf: Gemeinsam mit dem Nachbarort Weinähr ist es das einzige Weinanbaugebiet an der Lahn. Fünf Winzer bewirtschaften zurzeit sieben Hektar, produzieren Riesling und Rotweine von sehr hoher Qualität. Allein 2,4 Hektar bewirtschaftet Norbert Massengeil-Beck. "Wir denken gemeinsam auch über einen Ausbau nach. Der Goetheberg bietet mit seiner geschützten Lage und dem milden Klima beste Voraussetzungen für Qualitätsweine", betont er.

Der im September 2012 fertiggestellte Lahnwanderweg ist insgesamt 290 Kilometer lang - von der Quelle bei Feudingen im Rothaargebirge bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein. Anfang dieses Jahres erhielt er vom Deutschen Wanderverband die begehrte Zertifizierung "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland". "Dadurch ist unsere Region noch attraktiver geworden", bemerkt erfreut Achim Girsig, Geschäftsführer des Lahntal-Tourismus-Verbandes. Womit der Dreiklang nun perfekt sei. "Denn unter Radlern und Kanufahrern ist die Lahn seit jeher sehr beliebt", sagt Girsig.

"TriathLahn" heißt die dafür zunehmend populärer werdende Wortschöpfung - per Pedes, Paddel und Pedal auf und an der Lahn. Girsig nennt Zahlen: "250 000 Menschen sind pro Jahr auf dem Lahnradwanderweg unterwegs, 140 000 paddeln." Letzteres kann auf dem langen Abschnitt von Marburg bis Lahnstein getan werden. "Die Lahn ist zwar ein Fluss, aber eher ein stehendes Gewässer, daher sehr gut für Paddler geeignet", erläutert Girsig. Was die zahlreichen Seerosen beweisen, die an vielen Stellen der Lahn auf der Oberfläche schwimmen.

In Gießen steigt Girsig mit ins Kanu und betätigt sich als Lenker. Sein Blick fällt auf die idyllischen Häuser links und rechts des Flusses. "Einige von denen sind aber illegal gebaut worden, mussten daher wieder geräumt werden. Ein Bewohner hat sich sogar öffentlichkeitswirksam raustragen lassen."

Auch weitere Kuriositäten hat die klassische Studentenstadt Gießen (32 000 Studierende bei 80 000 Einwohnern) zu bieten - zum Beispiel das nur über ein Parkdeck zu erreichende Gießkannenmuseum in der Galerie Neustädter Tor. Unter dem Motto "Des Gärtners erste Pflicht: Gießen!" sind dort über 850 Gießkannen verschiedener Formen, Farben und Materialien ausgestellt.

Augenzwinkernd erläutert Mitgestalter und Künstler Jörg Wagner die Motivation: "Unsere Gruppe hat sich der Kunst mit Alltagsgegenständen verschrieben, und da passt die Gießkanne wunderbar. Denn sie ist ein rundum positiv besetzter Begriff, und außerdem wird ständig irgendwo gegossen." Eine Gießkannenhymne, die nur auf diesem Gegenstand gespielt wird, ist schon komponiert und aufgenommen worden. Und am 20. September folgt in der alten Gießener Uni-Bibliothek der erste ordentliche Gießkannenkongress. Dann ist die Region wieder um eine Kuriosität reicher.

(RP)
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