Tauchen in Steinbrüchen Paradiese aus Menschenhand

München/Hemmoor (RPO). Great Barrier Reef, Rotes Meer, Fiji, Curacao: Wenn Taucher träumen, wandern ihre Finger schnell über den Globus. Was Urlaubstaucher und Neulinge oft nicht glauben wollen: Traumhafte Tauchgänge sind auch in Deutschland möglich.

Tauchen in Baggerseen und Steinbrüchen
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Tauchen in Baggerseen und Steinbrüchen

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Zu den besten Tauchplätzen gehören neben der Ostseeküste, den klaren Naturgewässern der nord- und ostdeutschen Seenplatten und den großen Seen des Voralpenlandes viele Gewässer, die von Menschen geschaffen wurden. Hier eine Auswahl der schönsten vollgelaufenen Steinbrüche, Talsperren und Baggerseen.

Idyll am Autobahnkreuz: der Echinger Weiher

Bayern - von Natur aus schon mit spektakulären Tauchplätzen gesegnet - ist auch in puncto Organisation Spitze: Am Echinger Weiher im Norden Münchens steht der erste Tauchkarten-Automat Deutschlands. Mit acht Euro für eine Tageskarte ist man dabei. Die Ausgabe lohnt sich - was aber nicht der Lage des kleinen Sees geschuldet ist. Der Echinger Weiher liegt unmittelbar neben dem Autobahnkreuz Neufahrn bei Freising.

Das Besondere: In den acht Meter tiefen Baggersee fließt permanent frisches Grundwasser. Das garantiert Sichtweiten bis zu 20 Meter. Wenn dann die Sonnenstrahlen den Wald der Armleuchteralgen in Szene setzen und Hechte auf Schwärme silbrig glänzender Jungfische lauern, kann es in der Karibik kaum schöner sein. Allerdings ist das Wasser im See mit elf Grad das ganze Jahr über sehr frisch. Doch dafür friert der Echinger Weiher auch im Winter nicht zu (Informationen: Martin's Dive Center, Martin Zaglauer, Tel.: 089/31 74 555).

Drei Kessel Buntes: die Steinbruchseen von Löbejün

Die drei klaren Steinbruchseen von Löbejün, als Kessel bezeichnet, zählen zum Besten, was Sachsen-Anhalt Tauchern bieten kann. Kessel 3 ist ein betauchbares Museum. In dem von Steilwänden umgebenem See ist der Bergbaukrempel einfach liegen geblieben, nachdem die Pumpen abgeschaltet wurden und das Grundwasser stieg. Taucher können heute die Hebel der Weichen umlegen, Loren über die Schienen schieben oder durch das Pumpenhaus schweben. Und irgendwo in dem 25 Meter tiefen See verstecken sich auch Welse und Karpfen. Große Fische gibt es auch im Kessel 1: Pächter Klaus Diersch hat dort etwa einen Meter lange Störe ausgesetzt (Informationen: Tel.: 0175/75 28 784, www.taucherkessel.com).

Im Westen viel Neues: freie Auswahl in Nordrhein-Westfalen

In der Wiege der deutschen Stahlindustrie und der Heimat von heute 18 Millionen Menschen finden Taucher eine erstaunliche Vielfalt an künstlichen Gewässern. Das Spektrum reicht von den Baggerseen entlang des Rheins über die großen Talsperren in den Mittelgebirgen bis hin zu klaren Steinbruchseen und vollgelaufenen Bergwerksstollen. Hinzu kommen Indoor- und Freiluft-Tauchzentren in Rheinbach, Ibbenbüren, Siegburg und Duisburg, die extra für tauchende Kundschaft gebaut wurden.

Entspannte Tauchgänge in einem Unterwassergarten bietet der Heider Bergsee bei Brühl westlich von Köln. Neben den üblichen Verdächtigen - Hechten, Barschen, Karpfen - lebt in dem knapp acht Meter tiefen Tagebau-Restsee eine Unterwasserpflanze, die hier erstmals in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen wurde: das Verschiedenblättrige Tausendblatt. Aus Naturschutzgründen dürfen maximal zehn Taucher gleichzeitig ins Wasser (Informationen: Campingplatz Heider Bergsee, Tel.: 02232/270 40, www.heiderbergsee.de).

Luise, Kulki, Blaue Grotte & Co.: Tauchparadiese in Sachsen

Auf die Sachsen könnte man neidisch werden - zumindest als Taucher. Im Freistaat gibt es dank jahrhundertealter Bergbautradition unzählige klare Steinbruchseen. Hinzu kommen die von gigantischen Braunkohlebaggern in die Landschaft gefrästen Tagebau-Restseen. Das interessanteste Gewässer dieser Art ist der Kulkwitzer See bei Leipzig.

In der Mitte der in den 1960er Jahren gefluteten Tagebaugrube schwimmen heute 17 Fischarten. Neben Welsen und schweinegroßen Spiegelkarpfen zählt ein Schwarm Silberkarpfen zu den größten Attraktionen. Praktischerweise hält er sich gerne unter einer für Taucher errichteten Plattform auf. Und in rund 30 Meter Tiefe wartet auch noch der Rumpf eines versenkten Flugzeugs auf Besucher (Informationen: Tauchshop Florian, Tel.: 0341/391 65 84, www.tauchshop-florian.de).

Tief im Norden: der Kreidesee Hemmoor

Der 60 Meter tiefe See in der ehemaligen Kreidegrube Hemmoor in Niedersachsen ist alles andere als ein Geheimtipp. Der See gehört heute dank der professionellen Infrastruktur an seinem Ufer - Tauchbasis, Campingplatz, Ferienwohnungen - zu den am häufigsten betauchten Gewässern Deutschlands. Vor allem der sogenannte Rüttler lockt erfahrene Taucher an. Die Fundamente des zwölf Meter hohen Betongebäude liegen heute in rund 38 Meter Tiefe.

In die erste Liga der deutschen Tauchplätze gehört der See aber vor allem wegen seines klaren Wassers. Tolle Tauchgänge in Hemmoor müssen daher nicht tief sein: Mit Glück lassen sich im Frühjahr zwischen den Bäumen eines untergegangenen Waldes in Ufernähe Zander beobachten, die ihre Gelege bewachen. Außerdem gibt es aus einer Fischzucht geflüchtete Forellen, Saiblinge und Lachse zu sehen sowie versenkte Pkw, Lkw, Campingwagen - und eine Segeljacht (Informationen: Tauchbasis Kreidesee, Tel.: 04771/79 21, www.kreideseetaucher.de).

(tmn)
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