Lufthansa Wie die Airline versucht die Streik-Drohung in den Griff zu bekommen

Frankfurt/Hamburg · Kommt der große Lufthansa-Streik in den nächsten Tagen? Der Konzern will seine Piloten in letzter Minute umstimmen. Ein Ausstand würde eine hohe Millionensumme kosten, ein Ersatzflugplan ist in Arbeit.

Was Passagiere zum Pilotenstreik wissen sollten
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Foto: AFP

Mit einem Ersatzflugplan will die Lufthansa den massiven Streikdrohungen ihrer Piloten für die Zeit von Mittwoch bis Freitag begegnen. Wie umfangreich das für Montag angekündigte Alternativangebot ausfalle, sei derzeit noch unklar, sagte ein Sprecher am Sonntag. "Wir wollen versuchen, die Auswirkungen für die Passagiere so gering wie möglich zu halten", betonte er. Unterdessen versucht Europas größte Fluggesellschaft, den Streik noch abzuwenden.

Personalchefin Bettina Volkens erneuerte im "Spiegel" ihren Appell an die Vertreter der Vereinigung Cockpit (VC), an den Verhandlungstisch zurückzukehren: "Wir sind jederzeit verfügbar und geben die Hoffnung nicht auf." Am Sonntag berichtete der Konzernsprecher, dass es daraufhin "telefonische Kontakte" zwischen Vertretern der Airline und der Pilotengewerkschaft gegeben habe.
Kommt es dennoch zum Streik, dürfte er Lufthansa eine "hohe zweistellige Millionensumme" kosten.

Nach VC-Angaben soll der Arbeitskampf am 2. April um 00.00 Uhr beginnen und bis Freitagnacht (23.59 Uhr) dauern. Der Streik träfe damit die Osterferien in Niedersachsen und Bremen, die am Donnerstag beginnen. Die Verbindungen des Ersatzflugplans sollen den Angaben zufolge Piloten absolvieren, die nicht bei der VC organisiert sind. Die Lufthansa bietet zudem kostenlose Umbuchungen an. Möglich sei dies für Verbindungen von und nach Deutschland in der Zeit von Mittwoch bis Freitag.

Im Fall eines Pilotenstreiks hätten Passagiere der Airline direkt nach den rund 600 Flugausfällen wegen eines Verdi-Ausstands an deutschen Airports abermals mit den Folgen von Arbeitsniederlegungen zu kämpfen. Volkens dringt auf eine Lösung zwischen Gewerkschaft und Unternehmen, ehe ein mögliches Schlichtungsverfahren eingeleitet werden müsste. "Dieses Thema ist sehr komplex, deshalb würde ich es gern mit der VC gemeinsam lösen", sagte sie dem "Spiegel".

Neben der Forderung nach höheren Gehältern ist zwischen Management und Piloten vor allem die Zukunft der Übergangsrenten für die Flugzeugführer strittig. Man habe am Donnerstag ein neues Angebot vorgelegt, betonte Volkens. VC-Tarifexpertin Ilona Ritter verteidigte dagegen die Streikpläne: "Der von uns angekündigte Verzicht, die Osterferien nicht mit Arbeitskämpfen zu belasten, wurde anscheinend vom Management nicht als Zeichen unseres Verantwortungsbewusstseins gegenüber den Urlaubsreisenden verstanden. Wir lassen uns von Lufthansa nicht hinhalten", erklärte sie.

Weitere Streiks bis zum Ende der Osterferien seien nach derzeitigem Stand dann aber ausgeschlossen. Die letzten Osterferien enden in diesem Jahr am 2. Mai in Thüringen und in Schleswig-Holstein. Betroffen von dem Arbeitskampf wären die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. Die Konzerntöchter Swiss und Austrian Airlines haben eigene Tarifverträge und würden von einem Ausstand bei der Lufthansa nicht berührt. Die Gesellschaft fliegt täglich rund 1800 Verbindungen. Für innerdeutsche Verbindungen wird bei Streiks regelmäßig die Bahn als Alternative genutzt.

Der Fraktionsvize der Union im Bundestag, Arnold Vaatz, kritisierte vor dem Hintergrund des drohenden Piloten-Streiks die Macht kleiner Einzelgewerkschaften. "Ich bin in Sorge, wenn kleine Gewerkschaften in Schlüsselstellungen auf diese Weise ihre Forderungen durchsetzen", sagte der CDU-Politiker dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Wir sollten in der Koalition mal darüber sprechen, ob das so weiter gehen kann und ob die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch vernünftig sind."

(dpa)
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