Die etwas andere Sightseeing-Tour Verbotene Orte

Düsseldorf (RPO). Gewöhnliche Touristen würden hier nie einen Fuß reinsetzen. Ein Franzose erkundet stillgelegte Fabriken und vergessene Irrenhäuser, kriecht durch die Kanalisation und klettert auf Kirchendächer. Seine faszinierenden Fotos der "verbotenen Orte" zeigt er im Internet.

Bilder von verbotenen Orten
19 Bilder

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Es ist ein modernes Abenteuer. "Urban Exploration" heißt das ungewöhnliche Hobby, das Sylvain Margaine mit einer eingeschworenen Gemeinschaft teilt. Auf seinen Reisen besucht er nicht die Sehenswürdigkeiten, die im Reiseführer stehen, sondern erkundet verlassene Orte, die eigentlich nicht öffentlich zugänglich sind. "Ich liebe die Schönheit des Verfalls", beschreibt der 30-Jährige seine Faszination für die vergessenen Plätze, die er aufsucht.

Auf den Erkundungstouren in stillgelegten Fabriken und vergessene Anstalten entstehen Fotos, die zeigen, was passiert, wenn Bauwerke sich selber überlassen werden. So bröckelt in einer verlassenen Irrenanstalt in Norwich (USA) bereits der Putz von Decken und Wänden. In einem Zimmer rostet eine altmodische Zahnarztausrüstung samt Stuhl und Lampe vor sich hin. In einem anderen Raum stehen noch die Stuhlreihen des Anstalttheaters, obwohl hier seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt wurde.

Insgesamt 67 solcher verbotenen Orte auf vier Kontinenten hat Sylvain Margaine bisher erkundet. Mehr als 1600 Fotos hat er auf seiner Internetseite www.forbidden-places.net veröffentlicht. Auf seinen Trips besuchte er mehr als 20 stillgelegte Fabriken, erkundete zwölf vergessene ehemalige Anstalten, kletterte auf Dächer und kroch in die Kanalisation verschiedener Städte. Mit seiner Kamera fotografierte er ehemalige Militärgelände, eine Geisterstadt, Kirchen, Burgen und Theater.

Tatsächlich ist das Betreten vieler Gebäude verboten, gibt der Hobby-Fotograf, der in Brüssel als Berater arbeitet, freimütig zu. Ziel sei es allerdings, sich Zutritt zu verschaffen, ohne etwa Türen oder Fenster aufzubrechen. Und wenn möglich, vorher um Erlaubnis zu fragen. Nicht nur deshalb müssen alle Trips sorgfältig geplant werden.

Fast jede dieser urbanen Entdeckungstouren ist gefährlich. Die Gebäude sind in der Regel baufällig, Böden und Decken können morsch sein. Deshalb forscht der Großstadt-Abenteurer vor jeder Tour nach Karten und Plänen des Gebäudes. Auch rüstet er sich je nach Objekt nicht nur mit seiner Kamera aus. Schutzhelm, Atemschutzmaske, Kletter-Ausstattung, Seil und Handschuhe sind sein weiteres Arbeitsgerät.

Wie man auf ein so ungewöhnliches Hobby kommt? Schon sein Vater habe mit ihm verlassene Fabriken erkundet, erzählt Margaine. "Ich denke, diese verlassenen Orte ohne Zukunft sind Teil unseres kulturellen Erbes", sagt er. Er sei einer, der dieses Erbe dokumentiert.

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