Wunder der Verwandlung Usedom: Europas größte Schmetterlingsfarm eröffnet

Trassenheide (rpo). Rund 1,1 Millionen Euro hat Europas größte Schmetterlingsfarm gekostet, die am Mittwoch ihre Pforten auf Usedom eröffnet. Dazu wurde die Halle einer insolventen Sportfirma in eine Tropenlandschaft verwandelt. Zwischen plätschernden Bächen und Wasserfällen blühen subtropische Pflanzen, umschwirrt von hunderten zart-schillernden Faltern.

In der "Puppenstube" von Europas größter Schmetterlingsfarm in Trassenheide auf Usedom ist das Wunder der Verwandlung jetzt täglich zu erleben. Vor wenigen Tagen erst trafen die unscheinbaren Puppen aus Costa Rica ein. Nun hängen die fast fingergroßen Kokons aufgefädelt auf einer Schnur im 27 Grad warmen Brutraum. Fast im Minutentakt entschlüpfen ihnen die farbenprächtigen Falter.

Hilmar Lehmann zeigt auf eine zitternde fingergroße Puppenhülle. Kurz darauf bahnt sich aus ihr ein schwarzes Insekt den Weg in die Freiheit. Es dauert noch eine Zeit, dann entfaltet der fast handgroße Morpho seine metallisch blau schillernden Flügel und schwebt zum ersten Rundflug durch die Halle.

Lehmann hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Für rund 1,1 Millionen Euro ließ der Falterfan, der schon im niedersächsischen Steinhude eine kleine Falterfarm betreibt, die Halle einer insolventen Sportfirma in eine faszinierende Tropenlandschaft verwandeln. Ab Mittwoch ist das Falterparadies für Besucher geöffnet. Auf der rund 2600 Quadratmeter großen Fläche von drei Tennisplätzen blühen, umströmt von plätschernden Bächen und Wasserfällen, subtropische Pflanzen im Wert von 150.000 Euro im schwülen Klima.

Größter Schmetterling der Welt

Zwischen ihnen flattern Hunderte zart-bunt schillernde Bananen-, Ritter-, Himmels- und Passionsblütenfalter. Die ersten Baumfalter steigen schon zum Hochzeitstanz auf. Demnächst soll auch Attacus Atlas schlüpfen, der größte Schmetterling der Welt mit einer Flügelspannweite von 30 Zentimetern.

Bis zu 3000 Schmetterlinge in 120 verschiedenen Arten sollen es in den nächsten Wochen werden. Die meisten Puppen bezieht Lehmann von Kollegen aus Afrika, Süd- und Mittelamerika, Malaysia, den Philippinen und Thailand. "In den Urwalddörfern dort haben sich Einheimische auf die Zucht der Falter spezialisiert", erklärt Lehmann, der selbst 15 Jahre lang in Thailand gelebt hat. "Sie pflanzen die entsprechenden Pflanzen an, auf denen Schmetterlinge ihre Eier ablegen, ziehen die Raupen auf und verdienen sich mit dem Verkauf der Puppen an eine weltweit operierende Dachorganisation ihren Lebensunterhalt. Ein Teil der Falter wird wieder in die Freiheit entlassen", berichtet Lehmann.

Hobby seit Generationen

Er ist von Hause aus kein Biologe. Als Autodidakt übernahm er das Hobby seines Vaters, Großvaters und Urgroßvaters, der einst auf Haiti die ersten Falter gesammelt hatte. Jahrelang zog Lehmann mit seiner Partnerin Sabine Steinke durch die Urwälder der Erde, immer auf der Suche nach Neuentdeckungen. Und sie wurden fündig: Ein Ritterfalter aus Burma und ein bislang unbekannter Hirschkäfer tragen heute ihre Namen.

Besucher der Schmetterlingsfarm, die mehr über die Welt der Insekten wissen wollen, finden in Trassenheide auch ein kleines Museum. In der Ausstellung zeigt Lehmann etwa 90 Schaukästen mit prachtvollen Käfern, Schmetterlingen, Heuschrecken und Skorpionen, die er und seine Vorfahren für die Nachwelt gesammelt haben. Ein kleines Cafe "Morpho" und ein Museumsshop mit Fachliteratur, Spielzeug und Mitbringseln ergänzen die Ausstellung, die insgesamt 14 Einheimischen einen neuen Arbeitsplatz sichert. Lehmann rechnet mit mindestens 100 000 Gästen pro Jahr.

(afp)
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