EM-Reiseveranstalter mäßig zufrieden Ukraine ist kein Touristenmagnet
Berlin · "Es hätte besser laufen können": Gut zweieinhalb Wochen vor dem Start zur Fußball-EM zeigen sich die deutschen Reiseveranstalter mittelmäßig zufrieden. Der Grund: Die Ukraine zieht nicht, und die Verhandlung mit den Hoteliers erwiesen sich als schwierig.
EM 2012: die Stadien in Polen und der Ukraine
Die Vorfreude auf die EM-Vorrundenspiele des Teams von Bundestrainer Joachim Löw in der Ukraine hält sich bei deutschen Fußball-Touristen und Reiseunternehmen in Grenzen. Überteuerte Hotels, wenig touristisches Flair und die Boykott-Diskussion wegen der inhaftierten Oppositionsführerin Julia Timoschenko hemmen das Geschäft.
"Es ist kein Geheimnis, das die Erwartungen an eine EM normalerweise höher sind. Wir hätten uns gefreut, wenn die deutschen Vorrundenspiele in Polen stattfinden würden", sagte Ingo Frieske, Geschäftsführer des Sportreise-Veranstalters Vietentours. Das DFB-Team tritt in der Vorrunde zwischen dem 9. und 17. Juni in den Städten Charkow und Lwiw gegen die Niederlande, Portugal und Dänemark an.
EM wird mit "Land und Leuten" konsumiert
Die Ukraine sei eben nicht so attraktiv wie Frankreich, Spanien oder Portugal. Fußball werde immer auch "mit Land und Leuten konsumiert", meinte Frieske, der einräumte: "Unsere Erwartungen waren nach der Auslosung nicht mehr so groß wie vorher."
Vietentours bietet für die drei Vorrundenpartien und der Finalrunde Komplettpakete mit Flug, Hotel und Begleitprogramm an. Die Preise bewegen sich für die K.o.-Runde zwischen knapp 1100 Euro (Doppelzimmer für eine Nacht) und 2400 Euro (Doppelzimmer für drei Nächte).
Stornierung habe es noch nicht gegeben, konkrete Buchungszahlen möchte Frieske nicht nennen. Nur so viel: "Die politische Situation im Land hat nicht gerade dazu beigetragen, dass sich Unentschlossene noch für einen Trip entscheiden."
Der DFB und die Reiseveranstalter rechnen grob mit 2000 bis 3000 deutschen Fußballfans pro Vorrundenspiel. Knapp 500 Anhänger reisen mit Dertour in die Ukraine. "Es hätte besser sein können, doch wir sind überwiegend zufrieden", sagte der für die EM-Spiele zuständige Oliver Kaufmann.
Dertour bietet allerdings nur drei Charterflüge an, die morgens hin und abends zurückfliegen. Man habe keine adäquaten Unterkünfte gefunden. "Wir können keine Zwei-Sterne-Hotels anbieten. Bei den anderen Unterbringungen hätte das Preis-Leistungsverhältnis nicht gestimmt. Insgesamt waren die Zahlungsmodalitäten nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben", erläuterte Kaufmann die Probleme mit den ukrainischen Hoteliers.
Trotz des abgespeckten Angebots habe man die zwischen 600 und 800 Euro teuren Ein-Tages-Pakete für die Spiele gegen Portugal und die Niederlande komplett verkauft. Für die Dänemark-Partie seien nur noch Restkontingente übrig.
