Chinas Wunderbahn Schnellster Zug der Welt fährt fast 500 km/h

Düsseldorf · Das Reich der Mitte ist rund 4500 Kilometer lang und 4200 Kilometer breit – das entspricht in etwa der Distanz zwischen Portugal und Weißrussland. Für solche Strecken sind Flugzeuge das geeignete Transportmittel – oder aber der schnellste Zug der Welt: Der jüngst der Öffentlichkeit präsentierte CRH380AL hat mit einer Höchstgeschwindigkeit von 486,1 km/h bei einer Testfahrt einen Weltrekord aufgestellt.

Das ist Chinas Weltrekord-Zug
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Das ist Chinas Weltrekord-Zug

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Das Reich der Mitte ist rund 4500 Kilometer lang und 4200 Kilometer breit — das entspricht in etwa der Distanz zwischen Portugal und Weißrussland. Für solche Strecken sind Flugzeuge das geeignete Transportmittel — oder aber der schnellste Zug der Welt: Der jüngst der Öffentlichkeit präsentierte CRH380AL hat mit einer Höchstgeschwindigkeit von 486,1 km/h bei einer Testfahrt einen Weltrekord aufgestellt.

Wann er den Betrieb aufnimmt, ist noch unklar, fest steht aber, dass die Wunderbahn nicht ihre mögliche Höchstgeschwindigkeit mit Passagieren an Bord fahren soll: Sie wurde technisch auf immer noch rasante 380 km/h abgeregelt, und könnte nun zum Beispiel die 1069 Kilometer lange Strecke zwischen der Stadt Wuhan in Zentralchina und dem südchinesischen Guangzhou in gerade einmal drei Stunden zurücklegen — mit Zwischenstopps, versteht sich.

Der CRH380AL ist die Super-Version des CRH380A, der es immerhin auf 416,6 km/h bringt. Im Vergleich zu diesem ist der neue Schienenflitzer aber doppelt so lang: Er verfügt auf rund 400 Metern über 16 Wagen, in denen bis zu 1060 Fahrgäste Platz finden. 100 dieser Züge werden in China gebaut, hinzu kommen 40 der kleineren CRH380A-Version. Die Kosten für alle Züge zusammen belaufen sich umgerechnet auf etwa 5,1 Milliarden Euro.

16.000 Kilometer Schnellverbindungen

Diese Massenproduktion hat ihren Grund: Die Volksrepublik will bis zum Jahr 2020 etwa 16.000 Kilometer Schnellverbindungen errichten, auf denen die Superzüge fahren können. Eine der ersten neuen Verbindungen wurde zu einem Preis von umgerechnet rund 25 Milliarden Euro zwischen der Hauptstadt Peking und der Metropole Shanghai gebaut.

Die etwa 1320 Kilometer Entfernung schaffen die CRH380A-Züge in rund fünf Stunden, ebenfalls inklusive Zwischenstopps. Zum Vergleich: Die "normalen" Züge benötigen zirka 21 Stunden für diese Strecke.

Die Geschwindigkeit hat aber auch ihren Preis: Die teuerste Fahrkarte kostet umgerechnet etwa 190 Euro für die rotgepolsterten Sitze mit integriertem Touchscreen-Fernseher in der Buisnessklasse, die günstigste 67 Euro in der 2. Klasse.

Das mag angesichts der großen Distanz und nach deutschem Preisverständnis günstig klingen, ist in China aber zum Beispiel für einfache Angestellte, Arbeiter oder Bauern kaum zu bezahlen. Die Preispolitik ist nicht der einzige Kritikpunkt an den rasanten Zügen und dem Ausbau des Schnellverbindungs-Netzes: Im Februar 2011 wurde Bahnminister Liu Zhijun entlassen, da er mehr als 80 Millionen Euro Schmiergeld kassiert haben soll.

Und kurz nach Eröffnung der Strecke zwischen Shanghai und Peking kam es zur ersten Panne: Anfang Juli blieben aufgrund eines Stromausfalls gleich 19 Züge stehen. Damals passierte noch nichts.

Über 40 Todesopfer

Dramatischer wurde es dann Ende Juli, als ein Blitzeinschlag die Stromversorgung eines Hochgeschwindigkeitszuges des Typs D3115 nahe der ostchinesischen Stadt Wenzhou lahmlegte und ein anderer Zug in ihn hineinraste: Zwei Waggons stürzten rund 30 Meter tief von einer Brücke, 40 Menschen kamen ums Leben.

Am 29. Dezember 2011 veröffentlichten chinesische Behörden schließlich einen Untersuchungsbericht, in dem sie dem Bahnministerium schwerwiegende Fehler vorwarfen und ankündigten, dass insgesamt 54 Personen noch zur Rechenschaft gezogen werden sollen.

Darunter soll sich nicht nur der bereits seines Amtes enthobene Minister Zhijun befinden, sondern auch der inzwischen ebenfalls entlassene stellvertretende Chef-Ingenieur des Ministeriums, Zhang Shuguang. Beiden droht wie den anderen angeklagten Personen nun möglicherweise ein juristisches, sicher aber ein politisches Nachspiel: Sie sollen ihre Ämter in der Kommunistischen Partei verlieren.

Dieses Unglück und die vorausgegangenen Panne sorgten dafür, dass nun der CRH380AL vier Testfahrten erfolgreich absolvieren musste, bevor er präsentiert wurde — die Vorgänger wurden bereits nach einem Test zugelassen. Der neue Superzug meisterte alle Fahrten bislang ohne Probleme.

Dennoch bleibt er bei 380 km/h abgeregelt, die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt im Schienenverkehr bei etwa 300 km/h. Auch das ist ein zügiges Tempo, um das riesige Reich der Mitte möglichst schnell zu durchqueren.

(chk/rm/chk/jre)
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