Preissenkungen wegen Finanzkrise Reisetrend: Hauptsache billig

Hamburg (RPO). Die Wirtschaftskrise bremst auch die Reiseweltmeister. Die Deutschen wollen billiger, seltener und kürzer in den Urlaub fahren. Das ergab eine Umfrage des Zukunftsforschers Horst W. Opaschowski unter 4.000 Bundesbürgern.

Günstige Reiseziele in der Finanzkrise
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Günstige Reiseziele in der Finanzkrise

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In seiner jährlichen Tourismusanalyse, die er am Mittwoch zum Start der Messe Reisen Hamburg (noch bis 8. Februar) vorstellte, hält Opaschowski unter anderem zwei Entwicklungen fest: Immer weniger Deutsche leisten sich Zwei- und Dritturlaube. Und die Zahl derer, die am Jahresanfang unentschlossen waren, ob sie verreisen werden, war so hoch wie nie in den vergangenen 25 Jahren: Sie betrug 34,8 Prozent.

"So viel Ratlosigkeit hatten wir in den ganzen 25 Jahren nicht", sagte Opaschowski. Nur 42,2 Prozent der Bundesbürger waren zu Jahresanfang zum Reisen fest entschlossen - vor zwölf Monaten war das noch bei 70,8 Prozent der Fall gewesen. In dieser Lage seien die Veranstalter "gefordert wie nie zuvor", sagte Opaschowski - denn bisher habe man immer die Erfahrung gemacht, dass zwei Drittel der zum Jahresauftakt noch unentschlossenen Menschen am Ende dann tatsächlich zu Hause bleiben.

Die Zögerlichkeit beim Buchen zeigt sich auch anhand einer Aktion des Branchenführers TUI: Bei Buchung im Februar senkt der Konzern für viele Reiseziele den Preis um 200 Euro pro Person und Woche.

Laut der Umfrage aus dem Januar dauerte die durchschnittliche Urlaubsreise bereits 2008 nur noch 12,2 Tage nach 13,2 Tagen im Jahr zuvor. Den Luxus einer zweiten oder dritten Urlaubsreise wollen sich 2009 nur noch 11,6 Prozent leisten nach 15,7 Prozent 2008. Die Durchschnittsausgaben pro Person für die Hauptreise fielen im vergangenen Jahr um 70 Euro auf 960 Euro. 2009 fahren viele Bundesbürger voraussichtlich überhaupt nicht weg: Erst 42,2 Prozent sind schon jetzt fest zu einer Reise entschlossen. Vor einem Jahr zu dieser Zeit waren es noch 71 Prozent.

Reiseziel Deutschland wieder in Mode

Die von der Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlichte Umfrage ergab weiter, dass die Urlauber wegen der Krise zu billigeren und näher gelegenen Zielen tendieren. "Statt Wärme, Ferne und Weite heißt es eher: Kurz. Nah. Weg", sagte Opaschowski. Im Jahr 2008 verbrachten 38 Prozent der Befragten die Ferien in Deutschland. 2005 waren das erst 32 Prozent. Außerdem fahren laut Umfrage wieder mehr Familien mit dem Auto in den Urlaub, statt mit dem Flugzeug. Im Inland war Bayern 2008 das beliebteste Ziel vor Ostsee und Nordsee.

Bei den Auslandszielen liegt weiter Spanien an der Spitze vor Italien. An dritter Stelle landete die Türkei vor Österreich.

Auto statt Flugzeug

Eine andere Entwicklung in Zeiten knapper werdender Urlaubsbudgets sei die Rückbesinnung auf das Auto als Verkehrsmittel: 2005 lagen bei der Anreise zum Urlaubsort Auto und Flugzeug mit je 45 Prozent noch gleichauf. Nun habe das Auto (51 Prozent) den Flieger (34 Prozent) wieder deutlich abgehängt. Der Einbruch im Flugtourismus könne sich noch verstärken, "wenn die Flugkosten in nächster Zeit weiter steigen sollten", sagte Opaschowski. Die Renaissance der Bahn lasse in dieser Hinsicht dagegen "noch lange auf sich warten", schätzt der Experte.

Die Tourismusanalyse wurde zum 25. und letzten Mal vom Zukunftsforscher Opaschowski vorgestellt, der sich nach eigenen Angaben in Zukunft auf andere Forschungsgebiete konzentrieren will.

2009 Spätbucherjahr

Schon vor einer Woche hatte eine Studie der Dresdner Bank der Reisebranche düsterere Zeiten vorausgesagt. Demnach erwarten Volkswirte einen Rückgang der deutschen Reiseausgaben von mehr als einem Prozent auf rund 60,5 Milliarden Euro. "2009 könnte ein Spätbucherjahr werden, weil sich die Kunden in Krisenzeiten erst einmal über ihre eigene aktuelle wirtschaftliche Lage sicher sein wollen", sagte der Tourismusexperte der Bank, Hans-Peter Muntzke. Vor allem die Zweit- oder Drittreise dürfte seinen Schätzungen zufolge in diesem Jahr dem Rotstift zum Opfer fallen.

Für den Europatourismus wird 2009 ein leichter Rückgang erwartet, der sich aber verschärfen könnte. Das ergaben erste Ergebnisse des im März erscheinenden ITB World Travel Trends Report 2009. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Destinationen in der Eurozone weiter unter der starken Währung leiden werden", erklärte Martin Buck von der Messe Berlin. 2008 waren den Angaben zufolge noch einmal ein Prozent mehr Touristen aus den anderen Erdteilen nach Europa gekommen.

(AP)
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