„Stark gestiegene Reiselust“ wegen Corona Mallorca könnte im Sommer voll werden

Düsseldorf · Noch warten die meisten Bürger mit Reservierunen für die Sommerferien, weil die Pandemie nervös macht. Doch Tui, DER Tour und Co. rechnen schon bald mit viel mehr Nachfrage. Ferienwohnungen sind teurer als früher, Schnäppchen eher knapp.

 Die Reiselust steigt, die Balearen könnten im nächsten Sommer wieder voller werden (Symbolfoto).

Die Reiselust steigt, die Balearen könnten im nächsten Sommer wieder voller werden (Symbolfoto).

Foto: dpa/John-Patrick Morarescu

Wie geht es dem Tourismus? Im Januar lagen die Umsätze der Reisebüros zwar noch immer 70 Prozent unter dem Wert des Jahres 2019, also vor der Pandemie, aber dreimal so hoch wie 2021 im ersten Monat des Jahres. Am meisten ziehen touristische Reisen an mit einem Reservierungsplus von 600 Prozent, berichtet die Fachzeitschrift FVW. Doch gegenüber 2019 liegt der Rückstand noch immer bei 60 Prozent. Reine Flüge ziehen dagegen viel langsamer an, vorrangig, weil Geschäftsreisen weiterhin nur sehr selten stattfinden.

„Wir sehen einen klaren Aufwärtstrend gerade bei Reservierungen von Familien“, sagt eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV), „obwohl das Buchungsniveau natürlich im Zusammenhang mit der Pandemie noch niedrig ist.“ Der Trend für 2022 sei aber klar: „Im Sommer rechnen wir eher mit vielen Reisen, weil es einen hohen Nachholbedarf gibt. Weil wir aber den Trend zu kurzfristigem Buchen haben, könnten sich die Auslastungen erst relativ spät zeigen.“

Wichtigster Antreiber des erwartetem Reiseaufschwunges sind die steigenden Impfzahlen im Vergleich zu 2021; die Omikron-Welle könnte sich schon ab März/April deutlich abflachen. „Mit den steigenden Booster-Impfungen und den guten Urlaubserfahrungen im vergangenen Sommer sind Menschen  derzeit optimistisch, dass Sommerurlaub möglich sein wird“,sagt Heike Müller, Sprecherin der Ferienhaussuchmaschine Holidu.

Dabei zeichnet sich ab, dass es die Urlauber in diesem Sommer und teilweise auch schon zu Ostern stark einerseits zu Zielen rund ums Mittelmeer ziehen wird, während Fernreisen nur langsam anziehen. Andererseits bleiben Reisen mit dem Auto an Nord- und Ostsee, nach Bayern und Österreich oder in die Niederlande beliebt. „Ziele in der Nähe liegen weiter im Trend, weil sie Flexiblität geben“, sagt der Kieler Tourismusforscher Martin Lohmann.

Dies hat Folgen für die Preise: Laut Holidu kosten Ferienwohnungen in Deutschland in diesem Sommer rund ein Viertel mehr als im Jahr 2019 vor der Corona-Krise mit 128 Euro am Tag. Die Preise schwanken stark: In Sylt sind pro Nacht durchschnittlich 190 Euro fällig, in Garmisch-Partenkirchen 185 Euro, auf Rügen 171 Euro, am Bodensee 137 Euro. Weniger als 100 Euro sind für Unterkünfte im Bayerischen Wald und im Erzgebirge fällig. Teuer sind Griechenland mit 226 Euro pro Nacht und Spanien mit 229 Euro laut Holidu, doch dort geht es praktisch immer um ganze Häuser und nicht nur Wohnungen.

Außerdem interessieren die Bürger sich so stark für Urlaub mit dem Wohnmobil wie nie – natürlich auch, weil dies Beweglichkeit gibt. „Der Marktanteil an Campingurlaub wächst von rund 7,5 Prozent der Reisen langsam, aber stetig an“, so Lohman. Dies zeigt sich auch am Markt für Wohnmobile: Der Preisnachlass für zwei Jahre alte Fahrzeuge ist extrem niedrig, sogar ein weit mehr als zehn Jahre altes Wohnmobil der Marke Ford Transit Nugget kann mehr als ein Drittel des damaligen Neupreises einspielen.

Gleichzeitig stellen sich Airlines und Reiseveranstalter wie Alltours, Tui und DER Tours auf schnell wachsende Nachfrage nach den klassischen Zielen rund ums Mittelmeer ein. „Der Buchungstrend ist gut“, sagt Peter Krüger, Strategievostand von Marktführer Tui. „Wir stellen eine stark gestiegene Reiselust fest. Die Menschen wollen wieder reisen – und zwar auch ins Ausland und in die Ferne“, ergänzt Sven Schikarsky, Erster Produktmanager für Dertour und seine Schwestermarken Jahn Reisen, ITS und Meiers Weltreisen. Noch würden zwar viele Leute abwarten, doch das könne sich ändern: „Ich erwarte eine starke Sommersaison und rechne damit, dass ab Mitte des Jahres die Buchungsnormalität wieder Einzug hält.“ Am Ende könne die Nachfrage „das Vor-Pandemie-Niveau erreichen“.

Vorrangige Ziele im Ausland sind die Klassiker Mallorca/Balearen, Kanaren, Italien oder Kroatien, Türkei und Ägypten punkten besonders mit den Preisen, Griechenland boomt auf breiter Front. Tui flog vor der Corona-Krise pro Jahr 2,8 Millionen Menschen nach Rhodos, Kreta oder Korfu, dieses Jahr sollen es drei Millionen Menschen sein. „Die Preise ziehen langsam an, die günstigsten Angebote sind bald weg“, meint ein Tui-Manager.

Die Airlines richten sich auf diese Nachfrage ein. Eurowings will im Sommer mit mindestens 100 Jets fliegen und damit im Europaverkehr praktisch genauso viele Tickets an Privatkunden und Reiseveranstalter verkaufen wie 2019 vor der Pandemie. Aus Düsseldorf zog sich zwar der Ryanair-Ableger Laudamotion zurück, aber Condor stockt die Flotte in der NRW-Landeshauptstadt auf 13 Jets auf. Vor der Pandemie waren es nur elf Maschinen.

Alleine ab Düsseldorf will Eurowings im Sommer mit dann 32 fest stationierten Jets 103 Ziele anfliegen; hundertmal pro Woche geht es nach Palma de Mallorca, also rund 14-mal am Tag. „Das läuft auf einen stündlichen Shuttle hinaus“, sagt ein Branchenkenner. In Köln sollen zehn Jets des Lufthansa-Ablegers fliegen, auch hier ist Mallorca das wichtigste Ziel.

Buchen oder Abwarten, lautet die Frage für viele Menschen, auch weil die Pandemie-Lage noch nicht völlig klar ist im Sommer. Die Veranstalter weisen daraufhin, dass sie für Aufpreise wie 59 Euro pro Kopf bei DER Tour oder ab 39 Euro bei Tui sogenannte Flex-Optionen anbieten, die einfaches Stornieren oder Umbuchen bis 14 Tage vor Abreise erlauben. „Diesen Aufpreis habe ich eventuell schon raus, indem ich nun einen Frühbucherrabatt nutze“, sagt ein Tui-Manager.

Dies wird natürlich auch gesagt, um jetzt Kunden zu ködern. Richtig ist, dass aktuell Reisen beispielsweise nach Mallorca oder Griechenland in den NRW-Sommerferien ab dem 27. Juni noch halbwegs erschwinglich sind. Reine Flugtickets Düsseldorf-Palma kosten teilweise bei Eurowings an manchen Tagen 79,99 Euro (ohne größeres Gepäck), bei Ryanair ab Köln und Weeze nach Palma teilweise nur 53 Euro, aber auch ohne Gepäck). Mit Hotel und Halbpension lassen sich bei Tui pro Kopf zwei Wochen in Mallorca ab rund 700 Euro buchen; zwei Eltern mit Kind kommen mit ab 1900 Euro weg mit etwas Glück.

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