Eiertrudeln, Hasenbrote, Liebesbrunnen Osterbräuche: So feiert man weltweit

Hamburg (RPO). Haben Sie von diesen Osterbräuchen schon gehört? Ostern wird gekibbt, getütscht und getrudelt. Aber nicht nur Eiern geht es dann an die bunt bemalte Schale. Das höchste christliche Fest wird weltweit mit einer Vielfalt von Bräuchen gefeiert: Es wird geschmückt und getanzt, Feuer und Krach gemacht. Mit alten und jungen Traditionen verleihen Christen ihrem Glauben an die Auferstehung Jesu Ausdruck. Ihre Devise zum Osterfest lautet: bunt, laut, hell und fröhlich.

In Winningen an der Mosel wird seit fast 200 Jahren "gekibbt": Mit je einem gekochten Ei bewaffnet, schlagen zwei Gegner den "Oarsch", das stumpfe Ende der Eier, aneinander. Gewonnen hat, wessen Schale heil bleibt. Auch anderorts wird das härteste Ei gesucht: In der Schweizer Hauptstadt Bern wird "getütscht", und was die Oberpfälzer "Oierhiartn" nennen, ist selbst in Lettland bekannt.

Zu Bruch gehen viele Eier auch beim "Ostereierschieben". Seit mehr als 400 Jahren werden Eier den Bautzener Protschenberg (Sachsen) hinuntergerollt und unten von Kindern aufgefangen. In Rotenburg an der Wümme gewinnt, wer das Ei - heil oder nicht - am weitesten "trudelt". Nach strengeren Regeln wird im Westerwald der "Schibbelkönig" ermittelt. Einen besonderen "Pokal" erhalten die Teilnehmer beim Eierrollen vor dem Weißen Haus in Washington am Ostermontag: Ein vom US-Präsidenten und seiner Frau signiertes Holz-Ei.

Das Ei als Symbol für Leben, der Hase als Eierbringer

Bereits vor mehr als 1.000 Jahren schenkten sich Christen am Ostertag ein rot gefärbtes Ei, das das Grab Jesu symbolisierte: Hart, leblos und kalt wie ein Stein birgt das Ei dennoch Leben. Auch in anderen Kulturen gilt das Ei als Symbol für Leben, Reinheit und Ewigkeit.

Warum allerdings im Elsass und am Oberrhein der Hase seit 300 Jahren als der österliche Eierbringer gilt, ist umstritten. Am glaubwürdigsten ist, dass der Hase als Symbol für Zeugungskraft zum Fest der Auferstehung passt. Am Ostermorgen wurden deshalb Eier in Brote eingebacken, die die Form von Hasen hatten. So entstand die Vorstellung vom Hasen, der Eier legt.

Hahn, Fuchs und Küken als Hasenkonkurrenten

Von der Süßwarenindustrie beflügelt, setzte sich der Osterhase seit dem 18. Jahrhundert fast im ganzen deutschsprachigen Raum durch. In Tirol jedoch bringt die Osterhenne, in Thüringen oder Schleswig-Holstein der Hahn und in Hannover der Fuchs die Eier.

In Schweden werden die Eier von den Osterküken gebracht. In der Nacht vor Ostern verjagen die Schweden mit Feuerwerkskörpern, Lärm und Feuer die "bösen Hexen". Verkleidet als "Osterweiber" rennen sie mit einem Kaffeekessel von Tür zu Tür und betteln um Süßigkeiten. Im benachbarten Finnland ziehen Kinder mit allem, was Krach macht, durch die Straßen und beenden so die stille Karwoche. Geruhsamer geht es in Norwegen zu, wo es die junge Tradition des "Paaskekrim" gibt: Über die Feiertage erscheinen Osterkrimis, die laut der Uni Oslo ihren Ursprung im Mord an Jesus haben.

Am längsten und ausgelassensten feiern die Menschen in Mexiko: Zwei Wochen sind die Straßen mit Girlanden geschmückt, durch die mit Flöten- und Trommelmusik getanzt wird. In Atwater, Kalifornien (USA), wird ein zwei Meter großes Kreuz mit bunten Blumen verziert und die Kirche in ein Blumenmeer verwandelt.

Osterbrunnen im Fränkischen, Osterfeuer im Norden

Auch diesseits des Atlantiks werden Ortschaften besonders geschmückt: Seit dem 19. Jahrhundert verschönert man in der Fränkischen Schweiz Brunnen zu Osterbrunnen. Das Örtchen Bieberbach steht sogar im Guinness-Buch der Rekorde: Mit 11.000 handbemalten Eiern ist dort ab dem Palmsonntag der "größte Osterbrunnen der Welt" zu sehen. Über 200 Dörfer beteiligen sich in diesem Jahr an dem alten Brauch.

Wasser aus einem Brunnen schöpfen zu Ostern verlobte Paare in Australien und bewahren es bis zum Hochzeitstag auf. Wenn sie sich kurz vor der Hochzeit damit besprengen, soll ihre Ehe angeblich glücklich werden.

Weniger um das Feuer der Liebe als um echte Flammen geht es in den zahlreichen Osterfeuern in Norddeutschland: Entlang des Elbstroms werden alte Weihnachtsbäume in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag verfeuert. Der Dörfer-Wettstreit um das größte Feuer wurde jedoch durch die Hamburger Feuerwehr aus Sicherheitsgründen beendet.

(mais/sdr)
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