Noch am Abend zuvor hatte der Oberbürgermeister mit einem Trainer den Anstich geübt - um eine Blamage zu vermeiden. Die wiederfuhr einst seinem Amtsvorgänger Thomas Wimmer, ebenfalls SPD, ein. Er sprach 1950 von seiner "wichtigsten Amtshandlung" und brauchte dann ganze 19 Schläge, bis das Bier floss.

Nach geglücktem Anstich stieß Ude mit Ministerpräsident Horst Seehofer an - denn die erste Maß Bier gebührt traditionell dem bayerischen Regierungschef. Die beiden lachten zwar betont fröhlich in die Kameras, zu sagen hatten sie sich allerdings nichts. Das kommende Jahr wirft wohl seine Schatten voraus, denn dann wird Ude als SPD-Spitzenkandidat Seehofer bei der Landtagswahl herausfordern.

Doch die politisch frostige Stimmung und der andauernde Regen konnten die Vorfreude und Begeisterung der Besucher nicht im Geringsten trüben. Seit dem frühen Morgen strömten die ersten Münchner bei kühlem und nassem Wetter zum Festgelände und standen stundenlang vor dem Festzelt an. Die meisten waren festlich herausgeputzt in Dirndl oder Lederhose.

Neben den großen Bierzelten erwartet die Gäste auf der Wies'n eine Vielzahl von Fahrgeschäften, Gastronomiebetrieben und anderen Attraktionen. Beim Bierpreis müssen die Wies'nbesucher so tief in die Tasche greifen wie nie.

Zwischen 9,10 Euro und 9,50 Euro kostet die Maß in diesem Jahr. Ob das den Bierkonsum allerdings bremsen wird, ist fraglich. Im Schottenhamel-Zelt kamen die Bedienungen schon um kurz nach 12 Uhr mittags bei den vielen Bestellungen kaum hinterher.