Baleareninseln Mallorcas schöne Schwestern

Berlin · Schaut man auf die Balearen, ist Mallorca die unbestrittene Nummer eins - obwohl die kleineren Schwestern auch viel zu bieten haben. Ibiza, Menorca und Formentara setzen nicht auf Massentourismus, sondern locken Familien, Sportbegeisterte oder Ruhesuchende.

 Mallorcas schöne Schwestern.

Mallorcas schöne Schwestern.

Foto: Turespaña, gms

Sangria-schlürfende Badelatschenträger, die lange Mallorcas Ballermann-Image bestimmt haben, gehören ohnehin nicht zur Zielgruppe der kleinen Schwestern - umso mehr Surfer, Taucher, Mountainbiker, Familien oder Paare, die es auch am Strand etwas ruhiger haben wollen. Denn Mallorca ist mit fast 3700 Quadratkilometern - alle Balearen zusammen bringen es auf gut 5000 - zwar die mit Abstand größte der vier Inseln, aber schon lange nicht mehr konkurrenzlos.

So will Ibiza künftig noch attraktiver für Urlauber mit Kindern werden. Einerseits stellen Familien schon jetzt 60 Prozent der jährlich rund zwei Millionen Urlauber. Dennoch hat Ibiza bei vielen Deutschen den Ruf einer "Fun- und Party-Insel". Dieses Image schreckt nach Einschätzung der Insel-Touristiker etliche ab: "Da gibt es seltsame Verzerrungen bei der Wahrnehmung", sagt Jorge Alonso von der Tourismusorganisation Ibizas.

Hippe Szenefans im Sommer

Das Potenzial soll künftig besser ausgeschöpft werden - gerade in der Nebensaison. Denn die hippen Szenefans, die vor allem zum Feiern kommen, beschränken sich fast ausschließlich auf den Hochsommer. Für Familien ist gerade im Frühjahr und Herbst also viel Platz. "Ibiza ist ideal für sie", sagt Alonso. "Die Strände sind flach. Die Insel im Westen von Mallorca ist überschaubar. Man kommt mühelos von einer Küste zur anderen." Ausflüge ins Landesinnere sind auf kurzen Wegen zu bewältigen, 40 Prozent der Inselfläche stehen unter Naturschutz.

Ibiza hat bei den Besucherzahlen im vergangenen Jahrzehnt enorm zugelegt - um mehr als das Doppelte. Bei deutschen Urlaubern gab es in den vergangenen beiden Jahren allerdings spürbare Rückgänge. Damit das kein allgemeiner Trend wird, hat die Tourismusorganisation der Insel nun einen Marketingplan entworfen, nach dem Alonso zufolge "massiv in touristische Infrastruktur" investiert werden soll.

Menorca für Familien

Auch Menorca setzt auf den Unterschied zur Nummer eins: "Mallorca ist wie eine Großstadt, Menorca wie ein Dorf", sagt Miguel Mascaró vom Tourismusbüro der zweitgrößten Balearen-Insel. "Unsere Insel ist ganz anders, sehr ruhig, genau richtig für Familien." Direktflüge aus Deutschland gibt es zwar nur in der Sommersaison. "Und die Preise sind insgesamt auch etwas höher", sagt Mascaró. "Aber dafür haben wir 200 Kilometer Küstenlinie, fast komplett unbebaut." Zu den bevorzugten Freizeitaktivitäten gehören daher neben Wandern und Biken auch Kajak fahren, Segeln, Surfen und Tauchen.

Die meisten Hotels haben überschaubare Größen mit 70 bis 150 Zimmern. "Und Menorca ist noch Menorca", sagt Mascaró. Auf Mallorca fühlten sich die deutschen Urlauber wie in Deutschland. "Bei uns steht auf keiner Speisekarte Kartoffelsalat. Die Restaurants setzen auf einheimische Küche." Und zur angesagten Partyinsel will Menorca gar nicht erst werden. Stattdessen spielen die grünen Seiten eine immer wichtigere Rolle. "Es gibt mehr und mehr Ökotourismus", sagt Mascaró. Umweltschutz wird auch in der Energieversorgung groß geschrieben: "Vorgesehen ist, den Anteil an Wind- und Sonnenenergie auf 20 Prozent zu erhöhen."

Formentera ist die Kleinste

Formentera, die südlich von Ibiza gelegene, mit Abstand kleinste Balearen-Insel, setzt ebenfalls ganz auf den Kontrast zu Mallorca: Sie ist gerade bei Urlaubern beliebt, die ungestört Natur und Landschaft erleben wollen. "Wir haben 20 Kilometer lange, weiße Strände und klares Wasser", sagt Francisco Herráiz vom Tourismusbüro Formentera. Das Wasser ist so sauber, weil es vor den Küsten Neptungraswiesen gibt - eine Art natürliches Unterwasserklärwerk.

Auch das ist ein Grund dafür, warum Formentera gerade bei Tauchern so beliebt ist. "Wir sind gerade für 2005 als bestes Tauchrevier Spaniens ausgezeichnet worden", sagt Herráiz. Die Insel, auf der überschaubare Hotels dominieren, zählt nur etwa 100.000 Touristen pro Jahr. "Formentera ist sehr ruhig", betont Herráiz. Die Party-Fraktion ist hier garantiert falsch. "Radfahren spielt bei uns eine große Rolle", sagt der Touristikfachmann. "Und zum Windsurfen sind die Bedingungen ideal." Sangria gibt es aber nur ohne Strohhalm.

(gms/chk)
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