Luftfahrt Lufthansa-Boss verspricht neue Billig-Flieger

Seeheim · Der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr geht in die Offensive: Mit neuen Billig-Töchtern will er schnell wachsenden Rivalen wie Easyjet oder Ryanair Paroli bieten. Die Aktie der größten Airline Europas kletterte daraufhin nach oben.

 Carsten Spohr kündigt eine Offensive an.

Carsten Spohr kündigt eine Offensive an.

Foto: dpa, Robert Schlesinger

Ab dem nächsten Frühjahr werde die Traditions-Airline im Europa-Verkehr unter der Marke Eurowings günstigere Flüge anbieten, kündigte Spohr am Mittwoch im südhessischen Seeheim an.

"Wir wollen nicht zu den Getriebenen, sondern zu den Treibern in der Branche gehören", sagte er. Auch auf der Langstrecke plant die Lufthansa eine neue Günstig-Marke - entweder im Alleingang oder mit einem Partner. Anleger applaudierten: Das zuletzt arg gebeutelte Dax-Papier stieg in der Spitze um drei Prozent.

Erst vor einem Jahr hatte die Lufthansa mit Germanwings einen Billig-Ableger etabliert. Doch bei dem Newcomer Eurowings sollen die Kosten nochmals deutlich niedriger liegen, etwa durch günstigeres Personal und Basen im Ausland, wie Spohr erläuterte.

Die Flotte solle bis zu 27 Mittelstrecken-Jets umfassen. Für das neue Langstreckenangebot sucht die Lufthansa noch einen Verbündeten. "Turkish Airlines ist ein potenzieller Partner und wir sind in sehr fortgeschrittenen Gesprächen", sagte der Lufthansa-Chef, der erst seit gut zwei Monaten im Amt ist. Diese Aussage trieb die Aktien der türkischen Fluglinie um knapp drei Prozent in die Höhe. Eine Entscheidung soll im Herbst fallen.

Die Strategie-Neubestimmung war mit Spannung erwartet worden. Die Lage der größten Airline Europas hatte sich in der letzten Zeit wegen Überkapazitäten auf dem Nordatlantikverkehr und einer Delle im Cargo-Geschäft so sehr verschlechtert, dass der Konzern vor einem Monat seine Gewinnziele für dieses und nächstes Jahr um jeweils etwa 30 Prozent kappen musste. Spohr ist seit zwei Jahrzehnten im Konzern und verfügt damit über den bei der Lufthansa wichtigen Stallgeruch.

Die 117.000 Mitarbeiter hoffen, dass er die tiefen Gräben zwischen Belegschaft und Management überbrücken kann. Die waren aufgebrochen, nachdem Spohrs Vorgänger Christoph Franz Anfang 2012 der Fluglinie einen harten Umbau verordnete, dem Tausende Jobs zum Opfer fallen. Die Angestellten gingen dagegen auf die Barrikaden. Im April legten die 5000 Piloten den Flugbetrieb für drei Tage lahm.

(REU)
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