Cagliari Touristen stehlen auf Sardinien zu viel Sand
Cagliari · Sand als Souvenir aus Sardinien mit nach Hause zu nehmen, ist verboten. Eine Initiative will den Strand schützen.
Sie sind blond, braun gebrannt, tragen Sandalen und kurze Hosen. Sobald die Sicherheitsleute am Flughafen von Cagliari solche Reisende erblicken, sind sie in Alarmbereitschaft. Es geht dann nicht etwa um Schmugglerware wie Drogen oder Waffen, sondern um den eigentlichen Schatz Sardiniens, den Sand. Touristen nehmen sich gerne einmal ein paar Plastikflaschen voller sardischen Sands als Souvenir mit nach Hause. Dass dies unter Androhung von Strafe verboten ist, scheinen die wenigsten zu wissen. Eine Initiative auf Sardinien will dem Strand-Raub nun Einhalt gebieten.
Das Foto mit einem der jüngsten Funde zeigt sechs Holzkisten voller Muscheln. "Massaker" haben darüber die anonymen Aktivisten auf ihrer Facebook-Seite "Sardegna rubata e depredata" geschrieben, auf der sie gegen den "Raub und die Plünderung Sardiniens" angehen wollen. Jedes Jahr zu Beginn der Urlaubssaison steigen die Funde in Koffern und Gepäcktaschen rapide an. Eines der jüngsten Fotos auf der Seite zeigt das Innere eines Koffers. Neben Einweg-Rasierern, Deo und Zahnpasta lagern drei Plastikflaschen mit kostbarem Quarzsand aus Is Arutas, einem der unter Naturschutz stehenden Traumstrände Sardiniens. "Die Raub-Saison 2016 ist offiziell eröffnet", steht über dem Foto. Im vergangenen Jahr sollen allein am Flughafen Cagliari rund fünf Tonnen Sand, Kies und Muscheln konfisziert worden sein.
Die bei einer Privatfirma angestellten Sicherheitsleute des Flughafens Cagliari sind die Initiatoren der Aktion, die auf Facebook bereits 18.500 Unterstützer hat. Das Gesetz haben sie auf ihrer Seite. Nach dem italienischen Schifffahrts-Kodex ist die Mitnahme von Sand, Kies, Algen und anderem Strandgut verboten, bei Zuwiderhandlung droht eine Geldstrafe von bis zu 9300 Euro. Unter Touristen scheint das völlig unbekannt zu sein, auch wenn der gesunde Menschenverstand zu demselben Ergebnis gelangen könnte. Jährlich besuchen 1,8 Millionen Urlauber Sardinien, darunter etwa 250.000 Deutsche. Das begehrte Gut ist zwar vorhanden wie Sand am Meer, je mehr Urlauber sich jedoch selbst bedienen, desto wahrscheinlicher sind ernste Umweltschäden.
Echte Unterstützung aus der Politik bekommen die Aktivisten bislang nicht, auch wenn es vor einem Monat erstmals eine Anhörung im sardischen Regionalparlament zum Thema gab. Dass inzwischen einige Gemeinden Überwachungskameras gegen die Stranddiebe installiert haben, ist ein erster Schritt. Strafen müssen die Touristen aber kaum fürchten, da die Behörden das Problem nicht sonderlich ernst zu nehmen scheinen. Die Sicherheitsleute aus Cagliari begnügen sich bislang damit, das Diebesgut an seinen Ursprungsort zurückzubringen.