Glücksspiel-Mekka in der Krise In Las Vegas gehen die Lichter aus

Las Vegas (RPO). In der Welthauptstadt des Überflusses brechen magere Zeiten an. Das Geld der Zocker sitzt nicht mehr so locker wie früher, Touristen bleiben aus, Hotels entlassen Mitarbeiter. Die Einnahmen gingen im März erstmals seit 38 Jahren deutlich zurück.

Las Vegas: Teuerstes Hotel der Welt
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Mit irrwitzigen Hotelbauten, Mega-Casinos und dem funkelnden Lichtermeer am Protz-Boulevard "Strip" wurde die US-Glücksspielmetropole Las Vegas zum Sinnbild verschwenderischen Wohlstands - nun lassen Wirtschaftsflaute und Rezessionsfurcht die Geldströme versiegen. Touristen bleiben aus, Hotels entlassen Mitarbeiter, Bauprojekte werden aufgeschoben, Casino-Aktien stürzen an der Börse ab. Der Konjunktur-Schock hat die Glitzerstadt unvorbereitet getroffen. Die alte Faustregel, wonach Glücksspiel eine rezessionssichere Branche sei, erweist sich als Irrglaube.

Im März gingen die Einnahmen aus dem Glücksspiel um fast fünf Prozent zurück. Dabei waren diese Einnahmen in Las Vegas seit 1970 Jahr für Jahr gewachsen, nur nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatten sie um ein paar Promille nachgegeben. Der schillernde Baulöwe Donald Trump hat inzwischen den geplanten Neubau seines zweiten Hotelturms am "Strip" erst einmal auf Eis gelegt. Und das Riesen-Hotel "Mirage", das zur Unterhaltung seiner Gäste allabendlich einen spektakulären künstlichen Vulkanausbruch inszeniert, entließ soeben 440 Mitarbeiter der mittleren Managerebene, um Geld zu sparen.

"Diese Konjunkturkrise unterscheidet sich von früheren", sagt der in Las Vegas ansässige Glücksspielanalyst Bill Lerner von der Deutschen Bank. In der Vergangenheit habe Las Vegas Rezessionen praktisch ohne Einbußen überstanden - wohl auch deswegen, weil Zocker gerade in schlechten Zeiten auf Glück im Spiel hofften. "Inzwischen hat Las Vegas aber seine Angebote jenseits des Glücksspiels ausgebaut, viele Besucher sind keine Spieler", sagt Lerner. Nur noch 40 Prozent der Einnahmen werden in Las Vegas durch Glücksspiel erwirtschaftet, der Rest kommt inzwischen von Restaurants, Kur-Hotels, Shows und Nachtclubs. Dort wird die Flaute spürbar.

Die Aktien des Hotelkonzerns Mirage und des Casinobetreibers Las Vegas Sands stürzten seit November um etwa 40 Prozent ab. Marketingexperten arbeiten unter Hochdruck an neuen Einnahmequellen. Hilfe verspricht sich Las Vegas ausgerechnet von der Rekordschwäche des Dollars. Für Touristen etwa aus dem währungsstarken Euro-Raum wird Las Vegas zum Billigziel. "Junggesellenparties in Las Vegas sind inzwischen der absolute Hit bei angehenden Ehemännern aus Australien oder Großbritannien", sagt Tourismus-Experte Robert LaFleur vom Finanzanalysten Susquehanna Financial Services.

Mit dieser Strategie bleiben sich die findigen Unternehmer von Las Vegas treu: Wenn alte Märkte austrocknen, werden schnell neue erschlossen. In der Rezession von 2001 etwa warb die Stadt in aggressiven Kampagnen gezielt um Lateinamerikaner, Afroamerikaner und Homosexuelle - mit Erfolg. "Die Märkte für Lateinamerikaner, für Schwule, für Katzenliebhaber sind ausgeschöpft, man muss das Geschäft dort suchen, wo man es finden kann", sagt Lerner.

Was den Geschäftsleuten Sorge bereitet, macht den Touristen eher Freude. Es ist Schnäppchen-Zeit in Las Vegas: Das komfortable Hotel "Mirage" etwa bietet Zimmer für weniger als 50 Euro pro Nacht an, die Shows am "Strip" verschleudern Karten zum halben Preis. Immerhin müssen in der Stadt gut 136.000 Hotelzimmer gefüllt werden. Die Hoffnung auf bessere Zeiten hat Las Vegas aber nicht aufgegeben: Die derzeit laufenden Bauprojekte haben ein Volumen von etwa 20 Milliarden Euro, bis 2011 sollen 40.000 Hotelzimmer neu entstehen.

(afp)
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