"Abora III"-Expedition Im Steinzeit-Boot aus Schilf über den Atlantik

Düsseldorf (RPO). Nicht Kolumbus hat 1492 als erster Europäer Amerika entdeckt, sondern die Steinzeitmenschen schon vor 14.000 Jahren. Das möchte ein Chemnitzer Archäologe beweisen und ist am Mittwoch mit einem Schilfboot von New York aus zu einer gefährlichen Atlantiküberquerung gestartet.

Die Expedition der "Abora III"
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Mit der "Abora III", einem zwölf Meter langen, vier Meter breiten und zehn Tonnen schweren Schilf-Boot, sind Dominique Görlitz und elf weitere Abenteurer am Mittwochnachmittag von New York aus in Richtung spanische Küste in See gestochen - mit Ziel Teneriffa. Die Reise über die Azoren zum spanischen Festland soll etwa sechs Wochen dauern. Neben dem Wetter dürfte der Gruppe auch die Gefahr einer Kollision mit Schiffen zu schaffen machen.

Die Idee zur "Abora III"-Expedition kam dem Chemnitzer Experimental-Archäologen und Botaniker beim Anblick altsteinzeitlicher Höhlenbilder aus der "Cueva del Castillo" in Nord-Spanien: Sie zeigen große Segelboote mit gewaltig aufgeblähten Segeln. Sie bewegten sich west- und ostwärts. Über den Atlantik, glaubt Görlitz.

Und tatsächlich stellt der Seeweg von Europa nach Amerika Seefahrer nicht vor allzu große Herausforderungen: Die Äquatorialströmung und die Passatwinde tragen alles, was schwimmen kann, westwärts über den Atlantik. Der Weg ostwärts zurück aber ist für Schiff und Crew eine schwere Prüfung. Beide müssen gegen überraschende Ostwinde segeln, um bis nach Europa zu kommen. Etwas, das die meisten Experten unseren Steinzeit-Vorfahren nicht zutrauen.

Görlitz möchte es nun beweisen - mit Hilfe von Kielschwertern, die er auf Zeichnungen identifiziert hat. Diese 4,90 Meter langen Holzplatten - acht am Bug, sechs am Heck - werden bei Bedarf in das Wasser gelassen und später wieder an Bord gezogen, um die Schiffsphysik den Gegenwinden anzupassen.

Gebaut wurde das Segelboot nach dem Vorbild prähistorischer Höhlenzeichnungen. Um möglichst nah an die Schiffe von einst heranzukommen, ließt er die "Abora III" (alt-ägyptisch für "Vater des Sonnengottes Ra") von bolivianischen Aymara-Indianern bauen. Die fertigen die Schilfboote noch in Doppelrumpfbauweise - wie die alten Ägypter.

Und gerade die sind ein weiterer Grund, warum Görlitz an die Atlantik-Passage glaubt: In der Mumie von Ramses II. wurden Spuren von Nikotin und angeblich auch Kokain gefunden. Beides pflanzliche Rauschmittel, die aber erst nach Kolumbus in Europa bekannt wurden. Die Mumie ist für Görlitz ein weiteres Indiz für einen regen Handel über den Atlantik - der bereits vor 14.000 Jahren begonnen haben soll.

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