Fünfter Streikaufruf in vier Wochen Heute bestreiken die Lufthansa-Piloten die Langstrecke
Düsseldorf · Die Fluggesellschaft reagiert mit einem Notfallflugplan: Die Hälfte der betroffenen Verbindungen soll plangemäß durchgeführt werden.
Langsam bekommt die Lufthansa Routine, wenn es darum geht, in wenigen Stunden einen Krisenflugplan aus dem Boden zu stampfen. Montagfrüh fiel dafür erneut der Startschuss: Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kündigte für heute ab 8 Uhr einen 15-stündigen Streik an. Betroffen sind Langstreckenflüge ab Frankfurt.
Anders als bei der letzten Streikdrohung vor zwei Wochen gelang es dem Konzern diesmal nicht, für alle in dieser Zeit geplanten Flüge entweder Ersatzpiloten zu finden oder durch geänderte Abflugzeiten den Flug doch ans Ziel zu bringen. Insgesamt 32 für Dienstag geplante Langstreckenflüge ab Frankfurt wurden gestrichen. Der Konzern erklärte, man wolle 32 Flüge mit Ersatzpiloten oder durch Verschiebung abwickeln.
Passagiere, die am Montag aus den USA und Kanada zurück nach Deutschland reisen wollten, bekamen schon die Auswirkungen des Streiks zu spüren: Vorsorglich strich die Lufthansa 15 Flüge. Sie begründete dies damit, dass sie so morgen wieder "einen möglichst ungestörten Flugbetrieb" gewährleisten könne. Kunden bietet die Lufthansa an, ihren Flug kostenfrei umzubuchen oder zu stornieren. Die Airline bittet ihre Kunden zudem, sich vor Abflug auf der Internetseite www.lufthansa.de über den aktuellen Stand zu informieren.
Bei dem Streit geht es insbesondere um die geplanten Einschnitte bei der Übergangsrente für die Piloten. "Da das Lufthansa-Management auch weiterhin kein kompromissfähiges Angebot vorgelegt hat, sehen wir uns zu diesen weiteren Maßnahmen gezwungen", erklärte die VC. Sie sei aber jederzeit einigungsbereit, um Streiks abzuwenden.
Die Lufthansa reagierte verärgert auf den fünften Streikaufruf in vier Wochen - dazu noch im verkehrsstärksten Monat des Jahres. Die Fluggesellschaft hält trotzdem an ihrem harten Kurs gegenüber der VC fest. Derzeit können die Piloten auf eigenen Wunsch mit 55 Jahren vorzeitig in den Ruhestand gehen. Dieses Alter soll schrittweise für alle Piloten, die im Jahr 2016 weniger als 30 Dienstjahre vorweisen können, auf 60 Jahre angehoben werden. In vollem Umfang betroffen wären davon erst diejenigen Piloten, die ab 2016 eingestellt würden.
Zudem soll es Änderungen beim sogenannten Durchschnitts-Ausscheidealter geben: Derzeit muss das Durchschnittsalter aller in einem Jahr in den Ruhestand gehenden Piloten 58 Jahre betragen. Wird dieser Wert nicht erreicht, müssen Piloten, die früher aufhören wollen, einige Monate zusätzlich, höchstens jedoch zwölf Monate länger arbeiten als gewünscht. Die Lufthansa möchte das Durchschnitts-Ausscheidealter ebenfalls schrittweise auf 61 Jahre erhöhen.