Paradies für Skisportler Harz - immer wieder ein Wintermärchen

Schierke/Braunlage (rpo). Die Äste der hohen Fichten biegen sich unter der Last des Schnees, Eiskristalle glitzern in der Sonne. Unterbrochen wird die Stille nur durch das Knacken der Äste, die unter der Last des Schnees ächzen. Ein Panorama, wie aus einem Wintermärchen. Und doch gar nicht so weit - der Harz.

Harz: Wintersport im Herzen Deutschlands
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Schierke, ein 900 Einwohner zählendes Bergdorf am Fuße des Brockens im Tal der Kalten Bode, war schon immer ein Paradies für Langläufer. Die Saison wird in der Regel mit dem ersten Schneefall im Dezember eingeläutet. Skifans und Snowboarder stürmen dann die Loipen und Pisten.

In der Nachwendezeit wurde einiges in die "weiße Industrie" investiert, eine Reihe alter Holzhäuser liebevoll restauriert. Im frühen 20. Jahrhundert galt Schierke als der angesagteste Wintersportort im Harz. "Wenn erst das Skizentrum am Großen Winterberg gebaut ist und wir endgültig grünes Licht für die geplante Skischaukel hinüber nach Braunlage haben, wird sich unser Ort rasch weiter entwickeln", sagt Kurdirektor Rüdiger Ganske.

Ein steil ansteigender Weg führt auf den Brocken. Wer den Aufstieg zu Fuß scheut, fährt mit der Harzer Schmalspurbahn auf den 1125 Meter hoch gelegenen Brockenbahnhof, nur 17 Meter unter dem Gipfel. An klaren Wintertagen öffnet sich den Gipfelstürmern ein toller Blick auf dicht bewaldete Anhöhen und weiß gepuderte Täler.

Auch Heinrich Heine erlag während seiner Harzreise 1824 dem Zauber des mythischen Berges: "Der Brocken ist ein Deutscher", sinnierte er. "Der Berg hat so etwas Deutschruhiges, Verständiges, Tolerantes; eben weil er die Dinge so weit und klar überschauen kann. Und wenn so ein Berg seine Riesenaugen öffnet, mag er wohl etwas mehr sehen als wir Zwerge, die wir mit unsern blöden Äuglein auf ihm herumklettern." Jährlich pilgern an die zwei Millionen Bundesbürger hinauf zu "Vater Brocken".

Weites Netz von Pisten und Loipen

Braunlages Wahrzeichen ist der Wurmberg. Mit seiner Sprungschanze misst er 1.000 Meter. Hier im Tal der Warmen Bode gründete Ende des 19. Jahrhunderts Oberförster Arthur Ulrichs einen der ersten Skiclubs Deutschlands. Ein weites Netz von Abfahrtpisten und Loipen bietet selbst anspruchsvollen Läufern optimale Winterfreuden. Schneesicherheit gibt es von Januar bis Anfang März, sagt Miriam Götze vom Harzer Verkehrsverband. Nicht umsonst sei Victoria Louise, die Tochter des letzten deutschen Kaisers, viele Jahre jeden Winter zu Besuch gekommen. "Sie war eine ausgezeichnete Skiläuferin."

Die Harzer Mittelgebirgslagen mit Abfahrten von maximal 900 Metern haben es nicht leicht, sich gegen die hochalpine Konkurrenz Österreichs, der Schweiz und Italiens durchzusetzen. Doch mit Investitionen und innovativen Programmen gelingt es den Urlaubsorten, viele Wintersportler anzuziehen. Günter Beer, Geschäftsführer der Alberti-Lift-GmbH in St. Andreasberg, ist einer der Vorreiter in der Region. Er arbeitet mit modernen Planierraupen und Schneekanonen, die am Matthias-Schmidt-Berg, dem gut 700 Meter hohen Hausberg von St. Andreasberg, zum Einsatz kommen.

Auch den alten Skipass hat er abgeschafft und durch ein modernes elektronisches System ersetzt. Der Tag auf der Piste kostet 16 Euro für Erwachsene. Kinder zahlen 11 Euro. Rodeln wird im Harz immer beliebter. Jung und Alt tummelt sich auf den Bahnen, die in Braunlage, Hahnenklee, St. Andreasberg, Torfhaus und Wildemann angelegt wurden. Manche sind sogar mit Flutlicht ausgestattet.

Eiszeit im Kurpark

In Torfhaus hat der Loipendienst Körber jüngst einen Rodellift eröffnet. Ein alter Skilift wurde so umfunktioniert, dass die Rodler ihren Schlitten am Fuße der Piste nicht mehr selbst hochschleppen müssen. Sie hängen ihn an einen Haken am Seil und werden selbst auf stabilen Kunststoffschlitten den Hang hinaufgezogen.

"Haben Sie Ihre Schlittschuhe dabei?" In Bad Harzburg hört der Gast diese Frage häufig von Hoteliers und Vermietern. Denn jetzt herrscht Eiszeit im Kurpark des Ortes. Von Dezember bis Anfang Februar bewegen sich wahre Eiskünstler neben Anfängern auf zwei Kufen rund um die Eisbahn. Wem das nicht reicht, kann sich an einem Skyrope im Harzburger Hochseilpark versuchen oder über das Eckertal zu den Rabenklippen wandern. Zur Entspannung bietet sich die Soletherme mit ihrem großzügigen Saunarium im Kurpark an.

Harzurlauber sollten die einheimische Küche nicht verschmähen. Da gibt es Schiebensuppe, eine Fleischbrühe mit Croutons, die delikat gewürzte Harzer Schmorwurst und nicht zuletzt die vielen Variationen von Windbeuteln: hochdünner Brandteig, gefüllt mit Hirschragout, Harzer Käse, Fisch und als Dessert mit Sahne und Waldbeeren. Diese ehemaligen Arme-Leute-Gerichte munden selbst verwöhnten Gaumen.

(gms)
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