Doppelt so viele Passagiere wie in Heathrow Gigantischer Flughafen für London geplant

Düsseldorf · Sir Norman Foster plant Großes in seiner Heimat: Der britische Stararchitekt will ein neues Infrastrukturzentrum bei London erschaffen. Kostenpunkt für Flughafen, unterirdische Schnellzugstrecke und Hochwasserschutz: 58,6 Milliarden Euro. Londons Bürgermeister hat bereits grünes Licht gegeben.

Der Entwurf der Architektengruppen Foster and Partners und Halcrow und der Wirtschaftsexpertin Bridget Rosewell von der Beratergesellschaft Volterra Partners liest sich wie ein Pamphlet für die Bewahrung der britischen Position in der Weltwirtschaft.

Von chinesischen Investitionen ist dort die Rede, ebenso vom rasanten Aufstieg Indiens und Brasiliens, sowie von den Grenzen der Leistungsfähigkeit britischer Infrastruktur. Die Planer beziffern die Gewinnausfälle durch fehlende Flugverbindungen in aufstrebende Märkte auf jährlich 1,4 Milliarden Euro.

Der neue Flughafen soll auf der Isle of Grain entstehen, der am dünnsten besiedelten Region der Themsemündung. Mit vier jeweils vier Kilometern langen Landebahnen und einer Kapazität von 150 Millionen Passagieren pro Jahr ist die Verdopplung der Passagierzahl von Europas bislang größtem Drehkreuz Heathrow vorgesehen.

Hochgeschwindigkeitszug zur Innenstadt

Rund die Hälfte der Fläche des so genannten "Estatuary Airport" – die Mündungsregion fungiert hierbei als Pate – wird dem Wasser abgetrotzt; Foster verweist in diesem Zusammenhang auf die kürzlich fertig gestellten Flughäfen in Hongkong und Doha.

Die Verbindung zur Londoner Innenstadt wird durch einen unterirdischen Hochgeschwindigkeitszug garantiert. In rund 30 Minuten soll die 55 Kilometer lange Strecke zurückgelegt werden. Geplant ist eine Verbindung, die vom äußersten Osten der englischen Kapitale über die Städte Essex und Watford bis zur Westspitze Londons führt. 60 Prozent aller Fluggäste sollen über diese Strecke den Weg zum neuen Drehkreuz "Thames Hub" finden.

Schließlich sollen rund um die Themsemündung die Schutzdämme verstärkt und zugleich auf diese Weise neuer Baugrund erschlossen werden. Letzteres ist eine Idee angesichts der erwarteten Bevölkerungszunahme Londons um 20 Prozent bis 2033.

Ob das Projekt in dieser Form realisiert wird, ist offen. Foster und seine Mitarbeiter rechnen sowohl mit öffentlichen wie auch privaten Investitionen für die benötigte Gesamtsumme von knapp 59 Milliarden Euro, wobei jeweils 23,3 Milliarden Euro für den Bau des Schnellzuges und des neuen Airports veranschlagt werden.

Umweltschutz ein großes Thema

Neben den wirtschaftlichen Vorteilen werden auch Verbesserungen für den Umweltschutz erwähnt: Die Zahl fluglärmgeplagter Anwohner soll im Vergleich zu Heathrow um 95 Prozent reduziert werden, die neu entstehenden Immobilien sollen auf energieeffiziente Weise gebaut werden. In einer groben Schätzung kalkulieren die Planer mit Gewinnen von rund 175 Milliarden Euro.

(chk/rm/csi)
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