New York wird grün Fußgängerzone am Times Square

Washington (RP). Der Bürgermeister New Yorks will die Stadt in eine der grünsten der Welt verwandeln. Ein Baustein seines Vorhabens ist ein verkehrsberuhigter Times Square. Ein Teil des pulsierenden Broadways gehört nun den Fußgängern.

Times Square ohne Autos
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Es gibt wohl keinen, der nicht den Atem anhält, wenn er die Lichtkaskaden am Times Square zum ersten Mal sieht. Der Blick geht auf übergroße Reklametafeln und neonhelle Glasfronten, auf die Laufbänder der Börsenkurse und Nachrichten, die als Endlosschleifen an Fassaden flimmern. Alles ist Kommerz am Times Square, und doch gibt es kaum einen, der nicht staunend stehen bliebe.

Dumm nur, dass sich zehntausende Passanten das Areal mit einer Blechlawine teilen, einer Lawine in Gelb, der Farbe der stadttypischen Taxis. Ärgerlich auch, dass New Yorker Taxifahrer keinerlei Scheu vor der Hupe kennen, wenn sie auf verspätete Fußgänger zusteuern, die es kaum noch schaffen, bei Grün über die Ampelkreuzung zu hasten. Die Hektik des Verkehrsgewühls: Für die einen gehört sie mit zur Faszination, für andere ist sie nichts als ein Störfall. Jetzt probiert die Stadt aus, wie es ist, über den Times Square zu flanieren, ohne dass von allen Seiten die Cabbies hupen. Das Rathaus experimentiert mit einer autofreien Zone.

Sie umfasst ein kurzes, aber pulsierendes Stück des Broadways, der legendären Magistrale, die Manhattan diagonal durchschneidet. Von der 33. bis zur 35. Straße und dann erneut von der 42. bis zur 47. Straße wird der Broadway zur Fußgängerzone, zunächst bis November. Und das betagte Macy's, das weltgrößte Kaufhaus, liegt mittendrin im "Sperrgebiet". Ob das wohl gut geht? Shoppende Massen, beladen mit Tüten, die erst um ein paar Ecken laufen müssen, bevor sie ein Taxi heranwinken können?

Charme der Alten Welt oder Chaos?

So zumindest sehen es die Skeptiker. Michael Bloomberg dagegen beschwört den Charme der Alten Welt, wirbt für eine Flaniermeile europäischen Flairs, wie es sie in Amerika viel zu selten gibt. Der Bürgermeister träumt von einem New York, das 2030 zu den grünsten, umweltfreundlichsten Metropolen des Planeten zählt. Es sei nur richtig, den Broadway auf dem kurzen Abschnitt den Fußgängern zu überlassen, beharrt er und zählt die Vorteile auf: weniger Abgase, weniger Unfälle, ein Verkehr, der fließt.

Letzteres freilich ist heftig umstritten und — zugegeben — zunächst nur graue Theorie. Ob Bloomberg Recht hat oder Midtown-Manhattan erst recht im Chaos versinkt, wird erst der heutige erste Arbeitstag nach dem freien Memorial Day zeigen. Die Experten zumindest haben monatelang gegrübelt. Nach ihren Studien schafft Autoverkehr auf dem Broadway nur ein überflüssiges Nadelöhr.

Das Schachbrettmuster New Yorks durchbrechend, zieht sich die Straße in Höhe des Times Square schräg von der einen Nord-Süd-Ader zur nächsten, von der Avenue of the Americas zur Seventh Avenue. Sperrt man die Diagonale, kommen die Fahrzeuge auf den Avenues schneller voran. Sagen die Planer. Die Cabbies, in den Megastaus des Molochs naturgemäß zu Berufspessimisten geworden, sehen es anders.

"Ich glaube, dass es ziemlich dumm ist, was sie da tun", macht Rocky Assamoh, ein Taxifahrer, seinem Ärger in der "New York Daily News" Luft. "Es ist ein erster Schritt, aber eben auch ein Versuch", relativiert Janette Sadik-Khan, Bloombergs Transportchefin. Die Times Square Alliance, ein Verein ortsansässiger Geschäftsleute, betont die Chancen. Zur Sommersonnenwende hat sie etwas organisiert, woran bisher nicht zu denken war auf dem hektischen Platz: eine Massenübung von Yoga-Liebhabern.

(RP)
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