Trotz Stau oder Unwetter Fernbus-Fahrgäste haben keinen Anspruch bei Verspätungen

Berlin · Wer als Fernbus-Fahrgast die gleichen Rechte wie Bahnkunden erwartet, wird bei Verspätungen oder Ausfällen enttäuscht. Ansprüche auf Entschädigungen gibt es nicht. Unterdessen schätzen vor allem Studenten das Fernbus-Angebot.

Fahrgäste im Fernbus haben weniger Rechte bei Verspätungen oder Ausfällen als Bahnkunden. "Denn anders als bei den Bahnen stehen Busunternehmer bei Verspätungen oder Annullierungen aufgrund von höherer Gewalt nicht in der Pflicht", erläutert Heinz Klewe, Geschäftsführer der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP).

Bei der Bahn steht Reisenden hingegen ab 60 Minuten Verspätung eine Erstattung von 25 Prozent des Fahrpreises zu, ab 120 Minuten sind es 50 Prozent. Der Anspruch auf Entschädigung besteht auch bei höherer Gewalt wie einem Unwetter. Das hat im September 2013 der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden (Rechtssache C-509/11).

Die 2013 eingeführten Fahrgastrechte für Busreisende weichen stark von denen bei der Bahn ab. Mögliche Entschädigungsleistungen greifen hier prinzipiell erst ab einer Wegstrecke von 250 Kilometern, erklärt Klewe.

Dann gilt für Fälle, in denen keine höhere Gewalt im Spiel ist: Verzögert sich die Abfahrt um mehr als zwei Stunden, ist die Fahrt überbucht oder wird sie annulliert, muss das Unternehmen die kostenfreie Erstattung des Fahrpreises oder die Weiterreise auf anderem Weg anbieten. Tut es weder das eine noch das andere, kann der Reisende die Erstattung und zusätzlich eine Entschädigung in Höhe von 50 Prozent des Fahrpreises verlangen, so Klewe. Ein Anspruch auf Entschädigung ist gänzlich ausgeschlossen, wenn der Bus pünktlich abfährt, sich die Ankunft jedoch aufgrund eines Staus verzögert.

Vier von zehn haben Interesse an Fernbussen

Mit einem Fernbus waren in Deutschland bisher erst wenige unterwegs. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach. Demnach sind 6 Prozent schon einmal im Fernbus gefahren. Für vier von zehn (40 Prozent) kommen die neuen Angebote infrage - mehr als jeder Dritte (35 Prozent) lehnt sie dagegen ab.

Das Interesse ist regional unterschiedlich groß: In Berlin (60 Prozent), Bremen (57 Prozent), Niedersachsen (51 Prozent) und Sachsen (50 Prozent) interessieren sich relativ viele Menschen für Fernbusse oder haben sie schon einmal genutzt. In Schleswig-Holstein (34 Prozent), Hamburg (38 Prozent) und Bayern (40 Prozent) sind dagegen eher wenige offen für die neuen Angebote.

Überdurchschnittlich oft sind Studenten mit dem Fernbus unterwegs: 18 Prozent von ihnen haben ihn bereits genutzt. Für weitere 58 Prozent käme das infrage. Befragt wurden 25 363 Menschen ab 14 Jahren.

(dpa)
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