Neue Heizlüfter aber zu wenig Reservezüge Die Deutsche Bahn rüstet sich für den Winter

Berlin · Zugefrorene Zugtüren und Weichen - in den vergangenen Jahren hatte die Bahn immer wieder mit den Unbilden des Wetters zu kämpfen. In diesem Winter soll das anders sein.

Verspätungen und Störungen - was die Deutsche Bahn aufhält
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Foto: H. Jazyk

Können Bahnkunden auf einen Winter ohne Chaos auf der Schiene hoffen? Geht es nach Vorstellungen von Konzernchef Rüdiger Grube, setzt sein Unternehmen alles daran, um in diesem Jahr Verspätungen und Zugausfälle wegen Schnee und Eis zu vermeiden.

Allein für Enteisungsanlagen, Weichenheizungen, Heizlüfter und den Schneeräumdienst sollen noch einmal Millionen ausgegeben werden. Bereits 2011 war dafür ein dreistelliger Millionenbetrag investiert worden - diesmal soll sich der Betrag im zweistelligen Bereich bewegen.

Schon im vergangenen Winter hatte die Bahn allein beim Personal kräftig aufgestockt: So standen für die Beseitigung von Schneemassen mit 16 000 Mitarbeitern doppelt so viele bereit wie im Jahr 2010. Auch an der Schwachstelle Weiche wurde viel nachjustiert.

Mittlerweile sollen von den 72 000 Weichen gut 48 000 mit Heizungen ausgerüstet sein. "Damit sind jetzt alle Weichen beheizbar, auf denen planmäßig Personenzüge fahren", sagt ein Konzernsprecher. Wie groß die Schneeräumflotte in diesem Jahr sein wird und wie viele Beschäftigte zum Schneeschippen abgestellt werden, will das Unternehmen erst frühestens Ende Oktober bekanntgeben.

Nach Ansicht von Fahrgastvertretungen hat die Bahn in den vergangenen Monaten auch viel Glück gehabt. "Der Sommer war nicht so heiß, der Winter nicht so hart", sagt Karl-Peter Naumann von Pro Bahn. Probleme hatte es zwar vorübergehend im vergangenen Dezember gegeben, als große Schneemengen vom Himmel fielen. Im Sommer war hingegen nur ein heißes Wochenende im August kritisch gewesen, als erneut in einigen ICE-Zügen die Klimaanlagen schlapp machten.

Kaum Ersatzfahrzeuge bei Problemen

Als gravierendsten Schwachpunkt sieht Verbandschef Naumann die weiter fehlenden Reserven bei Zügen und Gleisen. "Dass mal etwas vereist oder ausfällt, ist durchaus normal. Das eigentliche Problem ist, dass die Bahn für solche Fälle kaum Ersatz hat." Es fehlten nicht nur immer noch Züge, auch im Netz seien zu viele Ausweichgleise "weggespart" worden. Der Rückbau der Nebengleise müsse dringend gestoppt werden.

Dass es eine nachhaltige Verbesserung im Zugverkehr erst dann geben wird, wenn die Bahn über eine Reserveflotte verfügt, räumt sogar Grube ein. Den Schwarzen Peter schiebt er aber der Bahnindustrie zu. Die müsse pünktlich funktionstüchtige Züge liefern, sagt er in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau". Grube ist jedoch zuversichtlich, dass eine Reserveflotte Ende 2014 bereit steht. Schon Ende dieses Jahres werde die Bahn acht neue ICE-3-Züge erhalten. "Die sind nach großer Verspätung von Siemens nun fest zugesagt. Da setze ich auf das Wort von Siemens-Chef Peter Löscher."

Ungeachtet der weiter fehlenden Züge mutet die Bahn ihren Kunden zum Winter hin wieder höhere Preise zu. Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember werden die Tickets durchschnittlich um 2,8 Prozent teurer. Die Fahrgastverbände - darunter auch der Umwelt-Verkehrsclub VCD - kritisierten dies bereits als nicht gerechtfertigt, "weil die Qualität längst noch nicht so ist wie sie sein sollte." Angesichts der erneuten Rekordergebnisse der Bahn wäre es ein gutes Signal an die Kunden gewesen, wenn das Unternehmen einmal auf Fahrpreiserhöhungen verzichtet hätte, sagt Pro-Bahn-Vorsitzender Naumann.

(dpa)
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