Deutschland, wie es wirklich ist

Für den Bildband "Land in Sicht" ist Fotograf Rainer Sülflow in ganz Deutschland auf die Suche nach Motiven gegangen, die Deutschland so zeigen, wie es wirklich ist. Journalist Jan Weiler hat die Bilder um pointierte Texte ergänzt. Wir zeigen einige Fotos aus dem Band mit den Original-Bildunterschriften.

Strom sollte her. Für eine Idee, eine Geschäftsidee. Die war dann aber doch nicht so toll. Zum Glück istes noch rechtzeitig aufgefallen.

aufgenommen: in Sachsen, 2006

Quelle hängt zwei Fähnchen raus. Das ist hier die Nachricht des Tages, sozusagen "talk of the town".

aufgenommen: in der Altmark, 2003

Wenn man im Dezember durch unser Land fährt, sieht man allerorten diese Kerzchen. Das mag Kitschsein, aber es ist wenigstens leiser Kitsch, ganz im Gegensatz zu den lebensechten Nikoläusen, diewie exekutierte Einbrecher von den Fassaden baumeln. Sie brüllen dabei: "Hallo! Ich bin eine witzigeDekofigur von Leuten, die jeder Gelegenheit eine heitere Seite abgewinnen können und dafür auch einbisschen Geld in die Hand nehmen."

aufgenommen: in Kleinburgwedel, 2006

Sibylle aus Hameln behauptet steif und fest vor ihrer Herde, dass sie keine weiße Kuh mit schwarzenFlecken sei. Sie bezeichnet die anderen als "ordinäre Holsteinische" und sich selbst als die einzigeschwarze Kuh der Welt mit weißen Flecken. Diese Angeberei hat inzwischen zu der auf diesem Bildsichtbaren sozialen Isolation Sibylles geführt.

aufgenommen: bei Hameln, 2003

Diese Heilige schützt Haus und Familie eines hohen Funktionärs der rheinland-pfälzischen Fliesenlegerinnungvor Heimwerkern, Laminatböden und Handwerkern ohne Meisterbrief aus dem europäischenOsten.

aufgenommen: in Dieblich, 2004

"Den Rastplatz bitte sauber halten" ist eine Aufforderung, an der es nichts auszusetzen gibt. Andersverhältes sich mit der ebenfalls häufigen Wendung: “Bitte verlassen sie den Rastplatz (die Toilette, dasBad) so, wie Sie ihn (sie, es) vorzufinden wünschen.„ Das finde ich beinahe schon unverschämt, denndieser Appell verlangt von mir eine tüchtige Investition in Farbe, Tapeten, Möbel oder größere Pflanzen,die ich für den vergleichsweise kurzen Aufenthalt nicht zu tätigen gewillt bin. Da ist dann mal Schlussmit der Höflichkeit.

aufgenommen: an der A7, 2003

Der Kaliberg bei Hildesheim lässt die Gegend an guten Tagen aussehen wie den Wilden Westen. Dieshat den Hausbesitzer P. zum Bau dieses farmartigen Zauns inspiriert. Auch wenn er keine Rinderbesitzt.

aufgenommen: bei Hildesheim, 2004