"Ökologischer Fußabdruck" Deutsche Urlauber belasten Klima besonders stark

Hamburg (RPO). Würden alle Menschen so viel reisen wie die Deutschen, wäre es um das Klima sehr schlecht bestellt. Ein Institut hat die "Klima-Fußabdrücke" von Urlaubern berechnet. Jeder Bundesbürger produziert im Schnitt auf Reisen eine Tonne Kohlendioxid im Jahr. Der Rest der Welt nur ein Viertel.

Eco-Resorts: So schön kann Öko-Urlaub sein
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Wären alle Menschen auf dem Globus ähnliche Reiseweltmeister wie die Deutschen, würden die Treibhausgas-Emissionen des Tourismus auf mehr als fünf Milliarden Tonnen ansteigen, erklärte der WWF. Dabei stützt er sich auf eine vom Öko-Institut durchgeführte Studie zum sogenannten Klima-Fußabdruck, für die es CO2-Emissionen von sieben typischen Urlaubsreisen der Deutschen untersuchte. Ein Drittel aller 62 Millionen Urlaube, die die Deutschen 2007 unternommen hätten, entspreche einem der sieben Typen.

Am klimaschädlichsten ist demnach ein zweiwöchiger All-Inclusive-Urlaub in der Karibik, beispielsweise in Mexiko: Damit pusten die Urlauber 7.218 Kilogramm CO2 pro Person in die Luft. Eine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer schlägt mit 1.224 Kilogramm CO2 pro Person zu Buche, ein Strandurlaub auf Mallorca mit 1.221 Kilo. Im Mittelfeld liegt ein Skiurlaub in den Alpen mit 422 Kilo CO2. Vergleichweise wenig schädlich für das Klima sind ein Gesundheitsurlaub im Allgäu mit Bahnanreise (297 Kilogramm), ein Rügenurlaub mit dem Auto (258 Kilogramm) und eine Kulturreise mit dem Bus nach Oberitalien (216 Kilogramm).

Flüge angeblich Klimakiller Nummer 1

"Entscheidender Faktor ist das für die An- und Abreise gewählte Verkehrsmittel", sagte WWF-Tourismusexpertin Birgit Weerts. Klimakiller Nummer 1 sei das Flugzeug. So werde das Klima bei einem Flug von Deutschland nach Mallorca ebenso sehr geschädigt wie durch ein Jahr Autofahren.

"Aber auch die Unterkunft, die Verpflegung sowie die Aktivitäten am Urlaubsort spielen durchaus eine Rolle", betonte Weerts. Zwar verursache beispielsweise bei der Mexiko-Modellreise der Flug mit fast 6,5 Tonnen CO2 den Löwenanteil, aber auch die Unterbringung in einem Fünf-Sterne-Hotel habe mit fast einer halben Tonne CO2 pro Person eine schlechtere Klimabilanz als der komplette zehntägige Urlaub im Allgäu.

Industrie soll Transparenz gewährleisten

Nach Ansicht vieler Klimaforscher muss der Ausstoß an Treibhausgasen in den Industrieländern bis 2050 um 80 bis 95 Prozent reduziert werden. Auf jeden Deutschen entfielen dann laut WWF weniger als zwei Tonnen pro Jahr.

Die Naturschützer sehen zum einen die Reisenden in der Verantwortung. "Die Menschen müssen ihr Reiseverhalten bewusster gestalten", sagte Weerts. So sollten sie weniger und vor allem bei Fernreisen längere Aufenthalte planen, auf Umweltsiegel achten und nicht vermeidbare Emissionen mit hochwertigen Klimaschutzprojekten kompensieren.

Reiseveranstalter und Fluggesellschaften müssten eine klare "Klima-Transparenz" für jede Reise bieten. "Verbraucher müssen schon im Reiseprospekt über die Umweltfolgen eines Urlaubs informiert werden", forderte Weerts.

(ap)
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