Reisen trotz Corona Wo Urlaub im Herbst noch möglich ist

Düsseldorf · Die immer neuen Reisewarnungen schocken viele Bürger. In Deutschland sind Ziele begehrt wie selten, im Ausland viele Ziele günstig. Gerade Griechenland und Portugal wären für Reisende eine interessante Option. Tui startet sogar Kreuzfahrten in der Ägäis.

Hat Herbsturlaub in Corona-Zeiten überhaupt eine Chance? Aus Sicht der Tourismusindustrie sind die Aussichten schlecht. Wegen immer neuer Reisewarnungen für Teile der Niederlande, Kroatiens, Wien, Frankreichs und ganz Spanien sind die Buchungen bis Ende des Jahres eingebrochen. Das haben Lufthansa und Tui mitgeteilt. Am Abend wurden noch einmal Regionen in elf EU-Ländern zum Risikogebiet erklärt. Darunter ist auch Lissabon, die Hauptstadt von Portugal. Aus Sicht der Kunden sind die Perspektiven nicht so schlimm: Weil die Reiselust gering ist, sind einige Ziele vergleichsweise günstig zu erreichen. Allerdings müssen Interessenten flexibel sein. Und bei einer neuen Reisewarnung drohen ab Oktober fünf Tage Quarantäne nach der Rückkehr.

Termin Gut für Reisende aus Nordrhein-Westfalen ist, dass Bayern und Baden-Württemberg vor dem 26. Oktober keine Ferien haben. Andererseits sind Hamburg, Hessen und Schleswig-Holstein schon ab 5. Oktober dran; Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Bremen haben wie NRW ab 10. Oktober schulfrei. Das sorgt für Konkurrenz um die Betten.

Deutschland-Boom Am schwersten ist derzeit in Deutschland eine Unterkunft zu finden. „Man muss flexibel sein“, sagt Jonas Upmann vom Vermittlungsportal Hometogo. Bei 70 Prozent der Suchen nach Ferienhäusern oder Wohnungen im Herbst hätten die Kunden Ziele in Deutschland gesucht, sagt er. Vor einem Jahr seien das nur 55 Prozent gewesen.

 Einige Beispiele, alle ohne Rücktrittsoption, zeigen den Preistrend. So lässt sich vom 10. Oktober bis 17. Oktober in Garmisch-Partenkirchen eine 100-Quadratmeter-Wohnung mit zwei Schlafzimmern für 1164 Euro buchen. Bei Oberstdorf gibt es eine Wohnung für 650 Euro. Eine andere Wohnung in der Stadt im Allgäu kostet 4000 Euro für eine Woche. In St. Peter Ording sind Unterkünfte für vier Personen ab 80 Euro die Nacht zu erhalten, in Sylt ist es mit 141 Euro am Tag im Schnitt sehr teuer, im Harz und im Schwarzwald liegen viele Wohnungen auch in den Herbstferien unter 90 Euro am Tag.

Umbuchungschance Eurowings, Tui, Alltours und einige andere Airlines und Veranstalter bieten an, Reisen zu verschieben oder weitgehend kostenfrei zu stornieren, wenn der Kunde Bedenken bekommt, erst recht, wenn eine Reisewarnung kommt. Die Details müssen Reisende aber genau prüfen. So erlaubt Alltours bei neuen Buchungen für Oktober bis 14 Tage vor Abreise ein kostenfreies Storno.

Auslandsziele Keine Reisewarnung gibt es aktuell unter anderem für Griechenland, große Teile Sloweniens, Dänemarks und Portugals, Italien, Malta, Zypern sowie die Regionen Antalya, Izmir, Mugla und Aydin an der türkischen Küste. Die aktuelle Liste der durch das Robert-Koch-Institut ausgewiesenen Risikogebiete finden Sie hier. Gilt ein Land als Risikogebiet, spricht das Auswärtige Amt meist kurze Zeit später auch eine Reisewarnung aus – nachschauen können Sie die Reisehinweise hier.

Die Liste der Auslandsdestinationen, die derzeit kein Risikogebiet sind, macht viele Optionen denkbar. So sind Athen und die griechischen Inseln für den Herbst fast ideal. „Auf der Akropolis waren wir fast alleine“, erzählt ein Tui-Manager von einer Tour. Das Unternehmen startet Kreuzfahrten in der Ägäis, bei denen Santorin angelaufen werden soll. Alle Teilnehmer müssen vor der Abreise in Deutschland einen Corona-Test machen.

In die Türkei ist es nicht schwer, bei Alltours oder anderen Veranstaltern eine einwöchige Reise ab Düsseldorf für rund 500 Euro zu erhalten. Allerdings ist der Flug lang. Das könnte das eigentlich niedrige Infektionsrisiko im Jet trotz Maskenzwangs etwas erhöhen.

Eine einwöchige Reise nach Faro an der Algarveküste in Portugal verkauft Alltours ab dem 14. Oktober für 507 Euro statt früher 803 Euro. Ähnlich teuer ist bei Düsseldorfer Unternehmen eine Tour nach Kreta ab Münster/Osnabrück.

Corona-Turbulenzen Corona-Zeit bedeutet Risikozeit. So dürfen Bürger in Mecklenburg-Vorpommern nicht Urlaub machen, wenn sie aus einem Landkreis mit mehr als 50 neuen Covid-19-Fällen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen kamen. Das würde beispielsweise Bürger aus Hamm treffen. Im österreichischen Urlaubsort  Ischgl infizierten sich im März Tausende Menschen, weil Corona-Infektionen heruntergespielt worden waren. Jetzt verklagen Verbraucherschützer den österreichischen Staat auf Schadenersatz.

Umgekehrt hofft die Branche, dass Mallorca und die Kanaren von Reisewarnungen ausgenommen werden. „Teneriffa und Fuerteventura haben weniger als 50 Fälle je 100.000 Einwohner“, sagt Gabriel Escarrer, Chef der größten Hotelkette Spaniens, Meliá. Er fordert, „Reisekorridore“ zu öffnen, um Tourismus zu fördern. Das unterstützt der Deutsche Reiseverband (DRV). Statt ganze Regionen zu brandmarken, sollte viel engmaschiger gewarnt werden, lautet die Forderung. Das Ziel: Mallorca soll wieder problemlos besuchbar sein, anders als die Hauptstadt Madrid und andere Hotspots.

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