"Grüne Pest" bedroht Badegäste Bretagne: Tödliches Algen-Gas

Saint-Michel-en-Grève (RP). Die Einheimischen nennen sie "die grüne Pest". Bisher galt die Algenplage, die die Küsten der Bretagne jeden Sommer heimsucht, nur als lästig. Doch nun ist ein Pferd am Strand des Badeorts Saint-Michel-en-Grève verendet - getötet von Giftgas, das aus einer faulenden Algenschicht strömte.

 Ein Küstenabschnitt von Saint-Michel-en-Greve wurde nach dem tödlichen Vorfall abgesperrt.

Ein Küstenabschnitt von Saint-Michel-en-Greve wurde nach dem tödlichen Vorfall abgesperrt.

Foto: AFP, AFP

Beinahe hätte der Zwischenfall Ende Juli auch ein Menschenleben gefordert. Als sein Reittier plötzlich zusammenbrach, verlor auch der Urlauber Vincent Petit das Bewusstsein. Arbeiter, die gerade versuchten, den Strand zu säubern, retteten ihn in letzter Sekunde. Der Arzt Pierre Philippe, der den jungen Mann untersuchte, ist sich sicher: "Das war Schwefelwasserstoff, und zwar in extremer Konzentration."

Das giftige Gas, das nach verfaulten Eiern riecht, beunruhigt die Wissenschaftler schon seit längerem. "Es kann die Atemwege angreifen und einen Menschen innerhalb von Minuten töten", warnt Alain Menesguen, Direktor des französischen Instituts für Meeresforschung. Tückisch ist das Zeug auch deshalb, weil es die Geruchsrezeptoren betäuben kann - eine Erhöhung der Konzentration lässt sich so nicht mehr wahrnehmen".

Das Faulgas der Algen ist kein neues Problem in der Region. Die Grenzwerte für Schwefelwasserstoff der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden einer Studie zufolge regelmäßig überschritten. Immer wieder würden Betroffene ins Krankenhaus eingeliefert, bestätigt Mediziner Pierre Philippe. Unter den Fällen, die er behandelte, sei auch ein Strandarbeiter gewesen, der Algen forträumen sollte und in komatösem Zustand in die Klinik kam.

Jogger starb an der selben Stelle

Im vergangenen Jahr verendeten zwei Hunde an einem bretonischen Strand. Und 1989 starb ein 27-jähriger Jogger an genau der Stelle, wo jetzt das Pferd verendete. Die Todesursache blieb damals offiziell ungeklärt.

Wohl aus Angst vor negativen Folgen für den Tourismus wurden die Zwischenfälle nie an die große Glocke gehängt. Und auch jetzt sah die zuständige Präfektur "keinen Anlass für besondere Maßnahmen". Einige Bürgermeister haben indes damit begonnen, Algen-Strände vorsorglich zu sperren.

(RP)
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