Dem Himmel entgegen Bamberger Dom ist 1000 Jahre alt

Bamberg · Vor 1000 Jahren wurde er geweiht: Die Bamberger feiern derzeit Domjubiläum. Einst im Mittelalter von einem kinderlosen Kaiserpaar errichtet, zieht er heute Millionen Besucher an - auch wenn manche Skulptur an einen aufgeplatzten Kloß erinnert.

1000 Jahre Bamberger Dom
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Der steinerne Löwe, der den Bamberger Dom bewacht, hat schon bessere Zeiten gesehen. Erst zerfraß die Witterung seinen Kopf - und zwar auf eine wirklich unschöne Weise -, dann kamen die Touristen. "Man nennt ihn auch die Domkröte", sagt Stadtführerin Beate Basan und tippt mit ihrem Schirm auf sein Haupt, das wie ein aufgeplatzter Kloß aussieht.

Bamberger Dom

Im elften Jahrhundert muss die Löwen-Kröte zu den schönsten Skulpturen ihrer Zeit gehört haben, errichtet von den besten Steinmetzen, die es damals gab. Mit weniger Glanz hätte sich der Gründer des Bamberger Doms, der spätere Kaiser Heinrich II.
(973-1024), nicht zufrieden gegeben.

"So prächtig, wie es sich für den höchsten König gebührt", fiel der Überlieferung nach die Dom-Weihe vor 1000 Jahren aus. Zahlreiche Bischöfe und Größen des Reiches kamen nach Bamberg, um dem Spektakel beizuwohnen.

Bis heute ist der Dom das Wahrzeichen der Stadt, die - wie Rom - auf sieben Hügeln erbaut wurde. Seit 1993 gehört sie zum Unesco-Weltkulturerbe. Berühmt sind vor allem ihre ehemalige Fischersiedlung Klein Venedig und das Rathaus, das von dem Fluss Regnitz umspült wird. Meist drängen die Touristen in Herden durch Bamberg, allein der Dom zieht jährlich eine Million Besucher an. Jetzt, während des Jubiläums, sind es noch etliche mehr.

Stadtführerin Beate Basan lotst ihre Gruppe ins Innere der Kirche.
Dort befindet sich das Grabmal Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kunigunde. Das Paar war kinderlos - mit dem Dom-Bau wollte es diesen Makel ausgleichen, in Erinnerung bleiben und für sein Seelenheil sorgen.

Mit Erfolg: Nach ihrem Ableben wurden Heinrich und Kunigunde heilig gesprochen und von Pilgern verehrt. Um dem wachsenden Schaubedürfnis entgegenzukommen, wurde 1513 ein Hochgrab errichtet, auf dem beide abgebildet sind.

Majestätische Skulpturen

Mittlerweile hat ihnen allerdings der Bamberger Reiter den Rang abgelaufen, eine Skulptur, die aus der Zeit um 1230 stammt. Sie zeigt einen jungen, stattlichen König, dessen Identität nie ganz geklärt wurde. Das kam den Nationalsozialisten entgegen, die ihn als Idealtypus des Ariers verklärten.

Sie bildeten den Reiter in zahlreichen Schulbüchern ab und sorgten dafür, dass er dabei größer als seine 2,33 Meter wirkte. "Ältere Menschen, die mit der Propaganda aufgewachsen sind, finden seine echten Maße oft enttäuschend", sagt Basan.

Auch sonst widerspricht der Reiter dem Bild, das die Nationalsozialisten von ihm zeichnen wollten: Wie eine Farbrekonstruktion zeigte, besaß die Skulptur einst braune Augen und Haare. Übrigens: Zeitweise war auch der Rest des Doms bunt angemalt.
Nur wer heute genau hinschaut, kann noch Farbreste erkennen, etwa an der Figur des Papstes Clemens II.

Wie sehr der Dom und seine Ausstattung sich über die Jahrhunderte verändert haben, zeigt die Sonderausstellung "Dem Himmel entgegen - 1000 Jahre Kaiserdom Bamberg 1012-2012". Kurator Wolfgang F. Reddig eilt durch die Räume, 200 Exponate und tausend Jahre Geschichte fliegen an ihm vorbei.

Hier ist ein Dolch aus der Bronzezeit zu sehen, dort eine Nachbildung der Heinrichskrone, dahinten ein Gemälde, das einen Brand zeigt. Zweimal, 1081 und 1185, wütete das Feuer im Bamberger Dom, sodass man ihn im 13. Jahrhundert neu errichten musste.

1000 Jahre Kaiserdom Bamberg

Unbeschadet blieb dabei das Grab von Papst Clemens II., der im Jahr 1046 inthronisiert wurde und bereits 1047, nach kurzer Amtszeit, unerwartet starb. Seinem letzten Willen folgend, brachte man ihn in seine Heimat Bamberg zurück. Heute befindet sich hier das einzige Papstgrab nördlich der Alpen.

Das Gewand des Papstes hängt heute in einer Vitrine der Ausstellung, der Stoff, fast 1000 Jahre alt, schimmert noch immer. "In dieser Vollständigkeit ist ein Papst-Ornat des elften Jahrhunderts weltweit einmalig", sagt Reddig. Ein weiteres Unikat ist der blaue Sternenmantel, der mit goldenen Himmelszeichen bestickt ist. Heinrich II. bekam ihn um 1020 von einem italienischen Fürsten geschenkt, getragen hat er das kostbare Stück wohl nie.

Zuletzt steigt Reddig in das Gewölbe des Doms herab und steuert auf einen Glaskasten zu. Innen sind zwei Schädel zu sehen, die wie Frühstückseier in ihren Goldkronen stecken - die Häupter Kunigundes und Heinrichs. Die Kaiserin, so viel ist aus einem Meter Entfernung erkennbar, hatte wohl einen ziemlich kleinen Kopf. Reddig lächelt.
"Am Ende kommt es ja nur darauf an, was drin war", sagt er. "Und da wir uns heute noch an sie erinnern, war sie wohl ein sehr intelligenter Mensch."

(dpa)
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