Flughafen Tempelhof Aus für das Symbol der Luftbrücke?

Berlin (RPO). Historisch aufgeladen und eines der größten Gebäude der Welt: Der Berliner Flughafen Tempelhof - Schauplatz der Luftbrücke - ist das Symbol des alten West-Berlin. Jetzt steht der Stadtflughafen vor der Schließung. Es sei denn, die Berliner stimmen am Sonntag für den Erhalt. Dann könnte neu verhandelt werden.

Berlin Tempelhof: Flughafen mit Geschichte
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Lange Zeit schien alles klar zu sein: Schon Anfang der 90er Jahre einigte sich der Bund mit den Ländern Berlin und Brandenburg darauf, im Zuge des Ausbaus von Schönefeld zum internationalen Großflughafen zunächst den innerstädtischen Standort Tempelhof und später auch den Flughafen Tegel aufzugeben. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte das Aus für den 1926 eingerichteten und damit weltweit ältesten Verkehrsflughafen schließlich Ende 2007. Doch die Tempelhof-Fans ließen nicht locker: Ein Bündnis aus Oppositionspolitikern, Geschäftsleuten und Lokalpatrioten stellte zunächst ein Volksbegehren auf die Beine, in dessen Konsequenz Ende April nun der Volksentscheid stattfindet.

Die Befürworter des City-Airports schwärmen von der guten Verkehrsanbindung Tempelhofs mitten in der Stadt, die Gegner demonstrieren mit "Trommel"-Demos gegen den Fluglärm. Der Senat unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wendet zudem ein, dass sich nach dem Ausbau Schönefelds keine drei Hauptstadt-Flughäfen wirtschaftlich betreiben ließen.

"Rosinenbomber" landeten im Minutentakt

Doch in Wirklichkeit geht es um viel mehr als um Wirtschaftlichkeit und City-Nähe: "Hört auf Euer Herz, nicht auf den Regierenden", heißt einer der Slogans, mit denen die Tempelhof-Befürworter Wowereit Paroli bieten. Und stets prangt das im Volksmund "Hungerkralle" titulierte Luftbrückendenkmal auf den Plakaten der Bürgerinitiative: Das Symbol erinnert daran, wie von 1948 bis 1949 im Minutentakt die "Rosinenbomber" der West-Alliierten in Tempelhof landeten, um trotz der Berlin-Blockade der Sowjets die West-Berliner mit Gütern zu versorgen.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verwies im Kampagnen-Endspurt auf die Rosinenbomber-Tradition: "Der Flughafen ist für viele und für mich persönlich mit der Luftbrücke ein Symbol der Geschichte dieser Stadt", konstatierte die Regierungschefin kürzlich. "Spätestens jetzt ist klar, dass es der CDU beim Thema Tempelhof um eine Parteikampagne geht", konterte Wowereit umgehend.

Doch der Regierende Bürgermeister ist keineswegs in einer komfortablen Situation. Er wisse, dass es unter den Berlinern eine Mehrheit für die Offenhaltung Tempelhofs gebe, räumte der Bürgermeister schon Ende vergangenen Jahres ein. Doch der SPD-Politiker weiß auch, dass es für den Willen des Volkes hohe Hürden gibt. Denn um dem Volksbegehren zum Erfolg zu verhelfen, muss nicht nur eine Mehrheit der Abstimmungsteilnehmer gegen die Schließung stimmen, die Stimmen der Tempelhof-Befürworter müssen auch ein Viertel aller Berliner Wahlberechtigten ausmachen.

Wowereit besteht auf Schließung

Und selbst wenn diese Bedingungen erfüllt sind, wäre ein Erfolg des Volksentscheides rechtlich nicht bindend. Trotzig hat der Bürgermeister die Parole ausgegeben, auch eine Mehrheitsmeinung zu Gunsten Tempelhofs "kann die Entscheidung des Senats nicht beeinflussen".

Längst schafft Wowereits Senat Fakten. Kürzlich beschloss die Landesregierung die Flächennutzung für die Zeit nach der Schließung: "Auf dem Tempelhofer Feld werden in Zukunft tausende neue Wohnungen und Arbeitsplätze entstehen", verspricht Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Das aus der Nazi-Zeit stammende Flughafengebäude, das zu den größten Bauwerken der Welt gehört, soll künftig ein internationales Forum für Kultur- und Medienwirtschaft beherbergen. Und aus dem heutigen Flugfeld soll eine Parklandschaft werden. So wird eines Tages vielleicht auch über den erbitterten Streit um die Tempelhof-Schließung Gras gewachsen sein.

(afp)
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