Übertriebener Schutz vor Pädophilen? Air France: Streit um Kindersitzplätze

Paris (RPO). Seit Februar dürfen alleinreisende Kinder bei Air France nicht direkt neben Erwachsenen sitzen. Die Maßnahme ist zum Schutz vor sexueller Belästigung gedacht. Doch nun üben Piloten und Kabinenpersonal heftige Kritik.

Auf diesen Flügen gibt es eine Zwischenklasse
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Die seit Februar geltenden Regeln sehen vor, dass alleinereisende Kinder im Flugzeug nicht neben Erwachsene gesetzt werden sollen. Erwachsene sollen immer auf der anderen Seite des Ganges von dem Platz sitzen, in dem ein Kind reist. Ausnahmen gelten für den Fall, dass die Maschine voll ist. Angaben aus dem Unternehmen zufolge wurde die Regel eingeführt, nachdem es Beschwerden über sexuelle Belästigung von Kindern bei Langstrecken-Flügen in die USA gab.

Die Regel widerspreche wichtigen Sicherheitsstandards, sagte ein Vertreter der französischen Pilotengewerkschaft Alter am Montag. Bei abfallendem Kabinendruck müsse ein Erwachsener in der Lage sein, einem Kind schnell eine Sauerstoffmaske überzuziehen, sagte Guillaume Pollard. "Ich sehe nicht, wie das gehen soll, wenn er auf der anderen Seite des Ganges sitzt."

Auch bei einer Evakuierung des Flugzeugs gibt einem Bericht der französischen Zeitung "Le Monde" zufolge Probleme. In diesem Fall lautet die Vorschrift nämlich, dass zwei Erwachsene die Kinder in ihre Mitte nehmen sollen. Nun wollen sich einige Piloten aus Sicherheitsgründen weigern, die Sitzplatzvorschriften anzuwenden.

Mehrere Stewards und Stewardessen, die namentlich nicht genannt werden wollten, sagten der Nachrichtenagentur AFP, Air France mache sich offenbar mehr Sorgen um mögliche Prozesse in Zusammenhang mit Kindesbelästigung als um die Sicherheit der Fluggäste. Auf Anfrage konnte Air France zunächst nicht mitteilen, wieviel Fälle von angeblicher Kindesbelästigung es gegeben haben soll. Die Anzahl der Klagen gegen Air France sei vertraulich, zitiert "Le Monde" einen Vertreter der Pilotengewerkschaft.

Bei Corsairfly habe man das Problem einfach dadurch gelöst, nur Frauen neben Kinder zu platzieren, berichtet die Zeitung weiter. Auch British Airways hatte das Problem alleinreisender Kinder so gelöst. In diesem Sommer wurde die Fluggesellschaft daraufhin von einem Mann wegen Diskriminierung verklagt, nachdem er gebeten worden war, seinen Sitzplatz neben einem Kind zu räumen.

(AFP/mais)
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