Naturerlebnisse in der Megametropole New Yorks grüne Seiten

New York (RPO). Bei New York denken vielen an Häuserschluchten und Wolkenkratzer. Schließlich ist die größte Stadt der USA nicht zuletzt für seine eindrucksvolle Skyline bekannt. Aber sie hat auch ganz andere Seiten - ziemlich grüne. Und davon soll es künftig sogar noch mehr geben. Unter dem Motto "Vision 2020" sind neue Parks und Grünflächen geplant.

New York, das im vergangenen Jahr mit 48,7 Millionen Touristen einen neuen Rekord verzeichnete, gilt auch bei Deutschen als die interessanteste Destination der USA. Die meisten kommen wegen solcher Sehenswürdigkeiten wie der Freiheitsstatue, die dieses Jahr 125 Jahre alt geworden ist, wegen des Empire State Building mit seiner Aussichtplattform im 86. Stock oder wegen der bald 130-jährigen Brooklyn-Bridge.

So mancher Tourist weiß aber auch Manhattans grüne Seiten zu schätzen und durchaus nicht nur den vier Kilometer langen und 800 Meter breiten Central Park. Rollt das Taxi, der Hybrid- oder Elektro-Bus vom Flughafen durch Tunnel und über Brücken hinein nach Manhattan, stellt sich allerdings sofort die Frage: Ist in diesen Hochhausschluchten zwischen East und Hudson River überhaupt noch Platz für weitere Freizeit- und Grünflächen? Ja, meint der Taxifahrer und weist auf frisch gepflanzte Bäumchen am Ufer hin. Und er beteuert, dass sich dort schon jetzt an sonnigen Wochenenden Familien zum Grillen versammeln.

Es sind die spärlichen Anfänge eines "Harbor Way" zwischen alten Hafenanlagen, Heliport, Rundfahrten-, Fähren- und Kreuzfahrtterminal, die zum Freizeit-Hotspot am Hudson werden sollen. Ein bisschen wächst das Grün auch ab Gansevoort Street im Meatpacking District auf der alten Trasse der High Line. Der neue grüne Pfad auf der alten Bahnlinie führt inzwischen bis zur 30th Street. Beim Spaziergang über die Fußgänger-Hochstraße beeindrucken allerdings weniger die Gräser, Sträucher und Rasenflächen als der Blick hinab auf das Gewusel in den Straßen.

Weiter oben in Midtown Manhattan wurden im vergangenen Jahr bei der 62th Street/Columbus Ave zum 50. Jahrestag des Lincoln Center Rasenstufen wie eine antike Arena angelegt. Dort kann der Besucher sich ins Grüne setzen und die Gebäude, die zu den wichtigsten der New Yorker Kulturszene zählen, von außen bewundern. An der Upper Westside findet sich das schönste Grün Manhattans neben dem Central Park: der Hudson Riverside Park mit allerlei Einrichtungen für Freizeitsportler inklusive Tennisplätzen und Bootsverleih.

Auch Lower Manhattan hat neue Grünzonen. Am zehnten Jahrestag des Anschlags vom 11. September 2001 wird das neue 9/11-Memorial an Ground Zero eröffnet. Auf dem zukünftigen Gedenkplatz haben kleine Bäume schon die ersten Blätter, nebenan wächst ein neues Hochhaus, und den Wintergarten vom World Financial Center schmücken neue Palmen.

Manhattans grüner Südzipfel ist der Battery Park mit der Battery Park City Esplanade abseits vom Autoverkehr. Der Dogs Playground, ein eingezäuntes, asphaltiertes Areal, ist unterteilt in Bereiche für große und kleine Hunde. "That's all you can have in Manhattan", sagt ein Herrchen auf die skeptische Frage, ob sich der Vierbeiner denn da wohlfühle. Auf mehr darf ein New Yorker Hund also nicht hoffen - es sei denn, er wird im Central Park Gassi geführt - vielleicht sogar im Reigen mit mehreren anderen an der Leine eines Dogsitters.

Mehr als ein Minibeet können auch gartenbegeisterte Manhattan-Bewohner nicht erwarten, wenn sie sich in den Liberty Community Gardens einmieten. Das Mini-Areal ist gerade mal so groß wie eine Laubenpieper-Parzelle. Trotzdem finden sich auf dem Fleckchen Erde an die 30 Mini-Beete, jedes anders bepflanzt mit Blumen, Kräutern, Rasen oder Sträuchern - ganz nach der Façon des jeweiligen "Paten" aus den nahen Hochhausschluchten.

Andere begrünen die Dächer der Hochhäuser - rooftop farming heißt das in New York. Auf immer mehr Dachgärten sprießen Blumen, Sträucher und Gemüse, versuchen sich sogar Imker mit Bienenstöcken. Diese kleinen Ökozonen mitten zwischen Glas, Stahl und Beton erkennen Touristen allerdings höchstens beim Hubschrauber-Sightseeing.

Als anpassungsfähig erweisen sich Manhattans Spatzen und Stare. Sie haben den Bambushain in der Gebäudelobby am Eck 57th St./Madison Ave als neue Heimat angenommen, eine Kunstwelt hinter Glas. Während sich die Passanten dort an Tischen und auf Stühlen vom Shopping-Marathon erholen, picken die Vögel ihre Sandwich-Krumen auf, flattern herum und bauen sogar Nester.

Klein, aber fein präsentieren sich die beiden Mini-Parks beim Sutton Place nicht weit vom UN-Hauptquartier entfernt. Kaum zu glauben, dass die Grünflächen in einer der feinsten Wohngegenden Manhattans sozusagen auf dem Dach des East River Drive wachsen. Unten rauscht der Verkehr, während man oben den weiten Blick über den East River genießt.

Manhattans grüne Lunge aber ist der Central Park, an dessen Südende Pferdedroschken und Fahrräder zu mieten sind. Mit dem Drahtesel geht es jedoch nicht nur durch den Park. Radler können Manhattan fast durchgehend am Ufer des Hudson und East River zirka 45 Kilometer lang umrunden - ob auf geführter Tour oder solo. Rad-Mietstationen finden sich am South Central Park, Battery Park und South Street Seaport.

Eine gut gekennzeichnete, grüne Radspur führt direkt vom Columbus Circle über den Broadway zum Times Square, seit zwei Jahren verkehrsberuhigte Zone. Umstritten ist die Idee, auf dem Platz der Plätze im Sommer Snacks und Getränke zu verkaufen - vielleicht sogar Alkohol. Die Diskussion darüber dauert an.

(tmn)
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