Fünf der besten Strände Mineralien oder Fossilien — Schätze im Sand

Düsseldorf · Strandläufer können an vielen Plätzen um den Globus fündig werden. Heike Weichler stellt fünf der besten Strände vor, an denen es besondere Muscheln, Mineralien oder Fossilien zu entdecken gibt.

Mineralien
Bay of Fundy, Nova Scotia, Kanada

Bis zu 16 Meter variiert der Meeresspiegel zwischen Ebbe und Flut in der Bay of Fundy. Die archaische Kraft der Wassermassen lässt Partien vom Steilufer abrutschen. Dadurch werden bisweilen Schätze frei, die Steinfreunde verzücken: lila Amethyste, weiße Quarze, roter und gelber Jaspis.

Wer zur Spezies der Sucher und Sammler gehört, der ist an dem trüben Morgen an der West Bay bei Parrsboro richtig. Von diesem Fleck wissen nur Einheimische und Leute, die Randy Corcoran engagiert haben. Der 49-jährige Naturführer nimmt sie mit zum "rock hounding", wie die Kanadier das Mineraliensuchen nennen.

Auf den ersten Blick sieht alles gleich aus: graubraun. Randy klaubt drei Steine aus dem scheinbaren Einerlei: "Der Schwarzgraue ist Lava. Der Zimtfarbene abgerollter Sandstein." Und nach dem Unscheinbarsten sucht Randy: Basalt. Dieses Gestein hat oft hohle Kammern, in denen sich Kristalle gut ausbilden.

Randy inspiziert das Geröll und greift einen Brocken. Ein paar gezielte Hiebe mit dem Geologenhammer, und der Stein zerfällt wie eine aufgebrochene Kokosnuss. Unter der bräunlichen "Schale" sitzt das weiße "Fruchtfleisch": Quarz. Dicht drängen sich die Kristalle, gut fünf Zentimeter lang. "Hast du Röntgenaugen?", fragen die Schatzsucher-Novizen. Randy lacht. "Manche Steine haben außen Mineralspuren, oder der Stein ist sehr leicht, was auf einen Hohlraum hindeutet."

Dass es so einfach doch nicht ist, merken die Schatzsucher bald. Ziellos hämmern sie mal hier, mal da. Plötzlich reißt der Himmel auf, etwas glitzert zu ihren Füßen. In der Brandung wurde ein Felsstück abgeschlagen, violette Amethystkristalle blitzen in der Sonne. Geschickt legt Randy ein Mineralstück frei. Und er hält die Strandläufer weiter bei Laune, indem er ihnen Gestein zuspielt, das ziegelroten Jaspis und lindgrünen Chalcedon enthält.

Gut bepackt verlassen alle den Claim. Ausgerechnet da kommt einem eine behördliche Auflage in den Sinn. An gewissen Fundstellen darf man nur so viel mitnehmen, wie man in zwei Händen tragen kann. Dass an den Händen Leinenbeutel hängen, davon war nicht die Rede. "Ihr nehmt meinen Anteil mit", sagt Randy und lächelt die Bedenken weg. "Und wir nehmen nur, was die Natur uns freiwillig gibt." (Info: Randy Corcoran, Tel. 001 / 902 / 254 36 64)

Bernstein
Nord- und Ostsee, Deutschland

Wo vor 50 Millionen Jahren subtropischer Urwald wucherte, waschen heute Nord- und Ostsee das fossile Harz aus dem Meeresboden. Wenn Stürme den Seegrund aufwühlen, tragen Strömung und Flut besonders häufig Bernsteine an Land. An der Nordsee lohnt sich die Suche an den Stränden aller Inseln und an denen von St. Peter-Ording und Cuxhaven. Bei Ebbe sollte man auf die Pfützen zwischen den Sandrippen achten. Oft liegen Bernsteine im dunklen Treibgut aus Holzstückchen, Tangresten und zerriebenen Muschelschalen. An der Ostsee bildet das Treibgut einen gleichmäßigen Spülsaum. Bei Ostwind sind die Strände der Inseln und des Darß ergiebig. Tipp: In angeschwemmten Seetangknäueln lohnt sich das Stöbern.

Korallen
Pazifik-Küste, Costa Rica

Herrlich einsam und ideal zum Suchen sind die Strände der Osa-Halbinsel im Süden Costa Ricas, die nur per Boot ab Sierpe zu erreichen sind. Sir Francis Drake, Pirat im Dienst der britischen Krone, soll in einer der vom Regenwald gesäumten Buchten 1579 seinen Schatz vergraben haben. Den wird wohl keiner finden, dafür aber gibt es jede Menge Korallen zu sehen, die der badewannenwarme Pazifik anspült. Je nach Meeresströmung und Gezeiten wechseln die besten Stellen.

Muscheln und Schneckenhäuser
Jeffreys Bay, Südafrika

Schmetterlingschitons, Tritonshörner, Seeohren, Kauris, Goldzungen und die farbenprächtigen Schalen von über 400 weiteren Muschel- und Schneckenarten machen den langen flachen Strand von Jeffreys Bay in Südafrika zu einem "Hot Spot" für Entdecker. Genau an diesem Punkt, 70 Kilometer südwestlich von Port Elizabeth, treiben Wind und Strömung die Schätze des Indischen Ozeans gehäuft an Land. Die beste Zeit ist im südafrikanischen Frühling von September bis November.

Olivin-Kristalle
Lanzarote, Kanarische Inseln

Wenn man am Lavastrand von El Golfo im Südwesten von Lanzarote spazieren geht, blinkt es im schwarzen Sand. Er ist durchsetzt von flaschengrünen Olivin-Kristallen. Vor etwa 19 Millionen Jahren stieg Lanzarote nach submarinen Vulkanausbrüchen aus dem Atlantik auf. Beim Abkühlen der Lava kristallisierten die Magnesium-Eisen-Silicat-Anteile aus und bildeten das Mineral. Manche Exemplare sind so klar und groß, dass man sie als Schmucksteine schleifen lassen kann.

(chk)
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