Afghanistan wartet auf Touristen Militärhubschrauber und Naturwunder

Band-e-Amir (RPO). Schwanenförmige Tretboote gleiten auf dem saphirblauen Wasser der Seen von Band-e-Amir. Plötzlich zerreißen zwei US-Hubschrauber die Stille und donnern dicht über die Wasseroberfläche hinweg: Willkommen im Urlaubsland Afghanistan.

Während der Hippie-Zeit in den 60er Jahren zogen die sechs mineralreichen Seen mit ihren rosafarbenen Klippen jeden Sommer Zehntausende von in- und ausländischen Touristen an - Band-e-Amir war das Urlaubsparadies Afghanistans. "Damals war das Leben hier sehr gut", seufzt Schah Ischak, ein 68-jähriger Schmuckhändler am Ufer. "Diese Tage sind vorbei." Ischak trauert den Zeiten vor der sowjetischen Besatzung von 1979 bis 1989 nach, an die sich ein blutiger Bürgerkrieg anschloss, dann das Taliban-Regime 1996-2001.

Seit dem Sturz der Islamisten 2001 kämpft eine US-geführte Koalition gegen aufständische Taliban. In den 90er Jahren wurden die Straßen um die Seen von örtlichen Milizen und den Taliban schwer vermint, nur ein unbefestigter Weg ist sicher. Die Reise aus Kabul dauert zwölf Stunden auf holprigen Straßen und durch Gebiete, in denen es bereits Anschläge gab.

Alessandro Califano hatte als Tourist bisher keine Probleme in Afghanistan. "Ich finde, dies ist ein wunderbarer Ort", sagt der Museumskurator aus Rom. Aus einem Hotel in Bamijan blickt er auf die riesigen Sandstein-Klippen, die einst die 1500 Jahre alten Buddha-Statuen beherbergten. "Auch wenn die Buddhas in die Luft gesprengt wurden, hat der Ort eine besondere Aura. Die landschaftliche Kulisse ist einfach grandios." Angst habe er nur gespürt, als er einen Skorpion im Badezimmer fand, sagt er lachend. Ansonsten sei Afghanistan "sicher und angenehm".

Menschen hoffen auf Rückkehr der Touristen

Trotz der Zerstörung der Buddha-Statuen im März 2001 glauben die Menschen in der Provinz Bamijan an eine Rückkehr der Touristen als Devisenbringer. Die Überreste der Figuren wurden 2003 zum Weltkulturerbe erklärt. Auch die Anerkennung der Seen von Band-e-Amir hat die Regierung beantragt. Im Oktober hat Bamijan ein provisorisches Touristenzentrum eröffnet, nun sind eine Karte der wichtigsten Sehenswürdigkeiten und eine Hotelschule in Planung.

Bamijan ist fast eine Oase des Friedens in Afghanistan, da die Bevölkerung vor allem aus Hasaras besteht, einer Ethnie schiitischer Moslems, die die Taliban verachten. Dieses Jahr besuchten nach Angaben der Provinzgouverneurin Habiba Sorabi mehr als tausend ausländische Touristen das malerische Tal um Band-e-Amir.

Auswärtiges Amt warnt vor Reisen

Die Regierung in Kabul hat sich die Entwicklung des Tourismus als eines ihrer Ziele für die nächsten fünf Jahre vorgenommen. Aber Tourismusminister Ghulam Nabi Farhai sieht die Dinge nüchtern: "Im Moment ist die größte Herausforderung die Sicherheitslage. Wenn wir Sicherheit haben, wenn wir gute Straßen und Hotels haben, wird Afghanistan mit seiner herrlichen Landschaft, seinem angenehmen Klima und seiner reichen Kultur ein perfektes Reiseziel sein." Das sieht auch das Auswärtige Amt so, das vor Reisen in das Land am Hindukusch warnt.

Noch immer sind fast 70.000 NATO- und US-geführte Soldaten im Land, die gegen die zunehmende Gewalt von Aufständischen ankämpfen. Auch Mukeem Dschamschedi, Eigentümer eines der wenigen Reiseveranstalter in Kabul, hofft auf mehr Sicherheit. "Touristen können uns nicht die Sicherheit bringen. Es ist eine stabile Sicherheitslage, die mehr Touristen bringt."

(AFP)
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