Wo 007 in der Steilwand kletterte Metéora — Klöster auf den Fingern Gottes

Düsseldorf (RPO). Daniel Craig wird in Kürze für "Bond 23" in Indien und Istanbul unterwegs sein, Sean Connery drehte bereits in Jamaika und auf den Bahamas und Roger Moore kletterte vor rund 30 Jahren in einer griechischen Felswand bei der Klosteranlage Metéora. Auch ohne Superagenten ist die Szenerie spektakulär.

Meteora - Klöster in den Bergen Griechenlands
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Meteora - Klöster in den Bergen Griechenlands

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Foto: Nicole Amend

In Griechenland, genauer gesagt Thessalien, jagte Agent 007 im 1981 erschienenen Film "In tödlicher Mission" den Schurken Kristatos, den er schließlich in einem Kloster in Metéora stellte. Diese Geschichte erzählt man auch heute dort noch gern. Dabei ist die Klosteranlage auch ohne James Bond beeindruckend. Vor rund 60 Millionen Jahren entstand das Antichasia-Gebirge, dessen südwestliche Ausläufer in Metéora steile Sandsteinfelsen bilden. Diese haben teils bizzare Formen angenommen und ragen wie die Finger eines Gottes hunderte Meter in die Höhe.

Auf ihnen errichteten Mönche zwischen dem 10. und 16. Jahrhundert insgesamt 24 Klöster, die sie teilweise aus den Felsen herausmeißelten. Von dieser Bebauung stammt auch der Name der Region: "Metéora" heißt so viel wie "in der Höhe schweben", was insbesondere bei Nebel und tiefhängenden Wolken greifbar wird, wenn die Felsen verdeckt sind und die Heiligtümer in der Luft zu schweben scheinen. Sie gehören mittlerweile zum Unesco-Weltkulturerbe.

Der Ausblick über die thessalische Ebene aus mehr als 300 Metern Höhe reicht kilometerweit. Es ist ein Gefühl der Erhabenheit, eine Entschleunigung in der schnelllebigen Zeit. Was einst der Meditation in der Abgeschiedenheit diente, ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Sechs Klöster sind inzwischen noch bewohnt und auch für Besucher zugänglich.

Über Strickleitern ins Kloster

Was bis etwa 1920 noch ein beschwerlicher Aufstieg war. Denn bis dahin waren die Klöster nur über Strickleitern zu erreichen, die bei Gefahr eingezogen werden konnten, um die Gebäude unzugänglich für Eindringlinge zu machen. Alte oder kranke Mönche wurden mit Seil-Aufzügen herauf und herunter gebracht — in mehr als 300 Metern Höhe ein lebensgefährlicher Transport.

Mittlerweile haben Steintreppen die Seilkonstruktionen ersetzt, der Besuch der Klöster ist so wesentlich vereinfacht worden. Dennoch sollten Touristen ein wenig schwindelfrei sein und Vertrauen in den Busfahrer haben — die Zufahrtswege scheinen zu eng für zwei einander entgegen kommende Busse zu sein und führen nach wie vor an steilen Abgründen vorbei. Diese Kombination sorgt immer mal wieder für Nervenkitzel, der aber durch die atemberaubende Aussicht belohnt wird. Besucher sollten auf jeden Fall auf festes Schuhwerk mit einem ausgeprägten Profil achten, denn die Felsen sind an einigen Stellen glatt und ein Ausrutschen kann bei den nahen Abgründen lebensgefährlich sein.

Die Klöster selber bestechen nicht nur durch ihre exponierte Lage und ihre Historie, sondern auch durch gepflegte Steingarten-Anlagen. Das Metamórphosis, auch bekannt als Megálo Metéoro, ist mit 60.000 Quadratmetern Fläche das größte der Klöster. Seinen Namen erhielt das 613 Meter über dem Meeresspiegel liegende Heiligtum vom Gründer des Klosters, Mönch Athanasios, der den Felsen "Metéoro", also: "der Schwebende" nannte. Zuvor hieß der oben abgeflachte Berg lediglich "breiter Stein" (griech.: Platýlithos). Die Umbenennung war Athanasios wichtig, da er selbst "von einem Engel auf den Berg getragen" worden sei, wie die Legende berichtet. So einfach hatte es James Bond da nicht.

Das Megálo Metéoro erreicht man seit 1923 über eine Steintreppe mit 143 Stufen. Der Innenhof ist reich bepflanzt, zwischen den Hecken befindet sich die Zisterne, in der die Mönche Regen- als Trinkwasser auffingen. Auch der Steingarten mit einem bunt beflanzten Kreuz in der Mitte ist ein architektonischer Hingucker.

Frauen werden gebeten eine Schürze anzulegen

Im Inneren der Klöster ist das fotografieren nicht gestattet, die zahlreichen Fresken an den Wänden und die handgemachten Bibeln könnten durch dauerndes Blitzlichtgewitter Schaden nehmen. Auch eine gewisse Kleiderordnung gilt es zu beachten: Kurze Hosen sind bei Männern tabu, bei Frauen entblößte Schultern und Mini-Röcke. Teilweise werden Frauen auch gebeten, eine Schürze anzulegen, um die Hose zu verdecken, die von den Mönchen bei weiblichen Besuchern nicht gern gesehen wird. Den Frauen ist im Gegenzug ein eigenes Kloster gewidmet, im 1388 gegründeten Rousánou wohnen inzwischen ausschließlich Nonnen.

Dieses war es auch nicht, das Roger Moore erkletterte, auch wenn James Bond ein ziemlicher Weiberheld ist. Als 007 stieg Moore zum 1476 erbauten Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit, zum Agía Triáda, hinauf. Dazu nutzte der Agent ganz klassisch die Strickleiter — obwohl es seit 1925 eine Steintreppe gibt.

In seiner nächsten Rolle als James Bond, im 1983 erschienenen Film "Octopussy", besuchte Moore dann ein anderes Weltkulturerbe der Unesco, das Taj Mahal in Indien. Der Subkontinent war einer der Schauplätze damals, und wird es auch für "Bond 23" wieder sein. Daniel Craig wird dann in den Städten Mumbai und Ahmedabad sowie im Bundesstaat Goa die Schurken jagen. Die Dreharbeiten sollen im November/Dezember 2011 beginnen, der weltweite Kinostart ist für den 9. November 2012 avisiert — als Geburtstagsgeschenk, da die Figur des 007 im Jahr 1952 von Schriftsteller Ian Fleming ins Leben gerufen wurde und seither viel herumgekommen ist.

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