Spirituelles Westafrika Mali - Farbenrausch und Magie

Düsseldorf (RP). Das westafrikanische Mali bietet weitaus mehr als nur das sagenumwobene Timbuktu. Der Vielvölkerstaat besticht durch seine spirituelle Kultur, seine Menschen und die Architektur.

Auf Safaritour in Kenia
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Die Magie des legendären Timbuktu, der Goldstadt an der Karawanenroute der Tuareg durch Mali, ist im Staub der Wüste versunken. Der sagenumwobene Ort gehört zwar für Reisebesessene immer noch zu den Städten, die man einmal im Leben gesehen haben "muss". Aber einmal reicht's. Denn Timbuktu lebt nur noch von seiner Vergangenheit aus Entdeckerzeiten mit Heinrich Barth und René Caillié, dem einst quirligen Treiben, wenn die Tuaregkarawanen mit Salz gegen Gold zwischen der Teneré-Wüste und Timbuktu hin und her wanderten.

Doch es gibt sie noch, die Tuareg, die stolzen, zumeist weit über zwei Meter großen, gazellenartigen, geheimnisvoll verschleierten Händler und Krieger der Sahara. Und es gibt ihn auch noch in Timbuktu, den wertvollen Silberschmuck mit bedeutsamen Gravierungen in der Tamaschek-Sprache, die imposanten Dolche und Schwerter, die mit Naturfarben getünchten Ziegenledertaschen und natürlich das unverwechselbare Indigoblau der Tuareg-Schechs (Tücher).

Eine Vielfalt der Farben und Völker bietet aber ganz Mali, das westafrikanische Stammesgefüge mit seiner überall spürbaren Spiritualität, aber auch der bitteren Armut des bislang nur wenig vom Tourismus berührten Landes. Denn nur die wenigen Monate außerhalb der Regenzeiten eignen sich zum Bereisen der teilweise sehr unwegsamen Regionen, die nur mit Jeeps erreicht werden können. Gelbfieber, Malaria und andere Tropen-Krankheiten, die unruhige politische Lage schrecken vor allem viele Deutsche ab. Doch für die Beschwernisse, auch die Hitze, entschädigen die liebenswerten Menschen, die alt-bewahrte Kultur, die beeindruckende Spiritualität, die wertvollen Bauten und die optischen Reize, die Mali in Hülle und Fülle bietet.

Einzigartige Lehmmoscheen

Nach einem noch kühlen Morgen am Fluss Niger oder Bani, wo die Fischer in ihren Langkähnen nach dem ersten Fang staksen, flirrt wenig später schon die pralle Hitze. Im gleißenden Sonnenlicht leuchten die bunt-gemusterten Kleider und kunstvoll geschwungenen Kopftücher der Frauen mit dem farbenfrohen Angebot auf den Märkten um die Wette. Ein wahrer Farbenrausch bietet sich dem Betrachter auf den lebhaften Märkten, die stets die einzigartigen Lehmmoscheen zum Mittelpunkt haben, die es nur in Mali gibt. Kathedralengleich dominieren sie weithin sichtbar das Stadtbild. Für Nichtmuslime ist der Eintritt zwar verboten, aber das Äußere der Lehmmoscheen ist in den Hauptstädten ebenso beliebtes Fotoobjekt wie in den entlegensten Dogondörfern.

Die Dogon sind einer von mehr als zehn Völkerstämmen in Mali. Vor mehr als 800 Jahren flohen sie, von ihren Feinden aus dem fruchtbaren Mandé vertrieben, in die karge Felslandschaft des Bandiagara. In den Klippen und in der im Talkessel bis heute von den Einflüssen der Neuzeit relativ abgeschirmten Ebene haben die Dogon ihre Kultur erhalten können. Sie sind die Seele des Landes Mali, das denn auch das Seelenzeichen, die Kanaga der Dogon, zu seinem Symbol erklärt hat.

In ihren Maskentänzen und rituellen, künstlerisch ausdrucksstarken Holzschnitzereien drücken die Dogon bis heute ihre animistische Religion und Spiritualität aus. Sie sind zwar Muslime, wie 75 Prozent der Bevölkerung. Doch für die Dogon gilt ebenso das Wort des Wahrsagers, der das Fuchsorakel deutet, wie das des Imam beim Freitagsgebet. Die Weltsicht der Dogon verbindet auf engstem Raum ihres abgelegenen Bergdorfes dennoch eine weitumfassende Sicht, die dem Fremden imponiert, ihn verzaubert und in den Bann zieht. Tänzer auf Stelzen, in der Tierwelt nachempfundenen Masken, geschmückt mit Kauri-Muscheln und bunt-gefärbtem Strohgeflecht umrunden zu rituellen, ekstatischem Gesang und Getrommel den Festplatz: Ein Erlebnis, das glücklicherweise noch nicht zu einem reinen Touristenspektakel verkommen ist.

Reiche Länder spekulieren auf Ölfunde

Doch um die Seele und die Seelen Malis reißen sich bereits wieder die Neokolonialisten, nachdem die französischen Kolonialherren 1960 endgültig ihre Okkupation aufgeben mussten. Denn in dem ausgebluteten Land sind nun Ölvorkommen entdeckt worden, auf deren Ausbeutung reiche Länder bereits gierig schielen.

Noch aber steht die Kanaga, das Seelenzeichen, im Mittelpunkt: Drei Balken, einer nach oben, einer nach unten ausgerichtet, dazwischen der Querbalken, der für den Menschen steht, der mit seiner Seele Himmel und die Erde verbindet. Die heiße Sonne Westafrikas ist ebenso in die Mythologie und Kunst der Dogon eingegangen wie das Wasser, nach dem Mensch und Natur gleichermaßen dürsten: Auf Holzschnitzereien und auf den Lehmhäuschen der Dogon erscheinen denn immer wieder die Schlange, Krokodil oder der Waran als die Ahnentiere, die aus dem Wasser kamen.

So sind die Flüsse Niger und Bani die Lebensader des weitgehend von Wüste und der Sahelzone bestimmten Landes. An ihren Ufern gedeihen die Ackerfrüchte, dort wurden die großen Städte und kleinen Fischerdörfer besiedelt. Auf Niger und Bani kursieren die langgezogenen Pinassenboote mit ihren Waren und ihrer menschlichen Fracht.

Und hin und wieder tauchen Flusspferde ein Stückchen an der Oberfläche auf. Sie holen Luft, tauchen wieder unter, lassen die Pinasse bis auf ein sanftes Ruckeln unter dem Boden des Bootes friedlich und sanft, fast lautlos vorbeigleiten, an Bauern, Fischern und Einheimischen, die im Fluss ein erfrischendes Bad nehmen, ihre Wäsche waschen oder die Hirsekochtöpfe reinigen.

Info Mali

Anreise: Zumeist mit Air France über Frankfurt oder Düsseldorf nach Paris und dann nach Bamako (Hauptstadt), oder von Paris nach Mopti. Bei der Air France kommt es aber sehr oft vor, dass das Gepäck im Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle "hängenbleibt" und nachgeliefert werden muss. Es empfiehlt sich deshalb dringend eine Notausrüstung im Handgepäck.

Einreise: Ein mindestens noch sechs Monate gültiger Reisepass mit Visum, das beschafft werden kann bei: Visum Centrale, www.visum-centrale.de, Koblenzer Straße 64, 53173 Bonn. Für die Einreise wird eine bescheinigte Gelbfieberimpfung verlangt, deren Attest im Impfbuch bei der Einreise in der Regel auch von Ärzten kontrolliert wird.

Gesundheit: Neben der vorgeschriebenen Geldfieberimpfung ist die Malariaprophylaxe dringend notwendig. Ratsam sind außerdem Impfungen gegen Typhus und Hepatitis. Da Magen-Darm-Erkrankungen in Mali weit verbreitet sind, sollten Reisende möglichst nur gekochte Speisen, keinen frischen Salat, kein ungeschältes Obst verzehren. Wasser sollte nur aus verschlossenen Flaschen getrunken werden. Auch sollten Touristen nicht im Niger oder Bani baden, denn dort besteht Ansteckungsgefahr mit Bilharziose.

Währung: In Mali wird mit dem westafrikanischen Franc (CFA) gezahlt, auch Euro werden in den meisten Geschäften angenommen. 50 Eurocent entsprechen etwa 1000 CFA. Wechselstuben gibt es in den Flughäfen und Hotels. In den Banken gestaltet sich das Wechseln allerdings für Reisende wegen der dortigen Bürokratie äußerst beschwerlich.

Sicherheit: Mali ist eines der ärmsten Länder auf der Welt,, daher sollte vor allem auf den Märkten in den großen Städten auf Taschendiebe geachtet werden. Die politische Lage ist im Landesinneren recht stabil, unruhig allerdings im Grenzland zu Algerien. Dort hat es mehrfach Entführungen gegeben. Über die aktuelle Sicherheitslage informiert das Auswärtige Amt unter www.auswaertiges-amt.de in seiner Länderübersicht.

(RP)
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