Orientalische Pracht in Istanbul Kuppeln, Türme und Minarette

Düsseldorf (RP). Die türkische Metropole schmückt sich in diesem Jahr wie Essen mit dem Titel "Kulturhauptstadt". 2600 Jahre Geschichte haben viele Spuren hinterlassen. Paläste und Moscheen vermitteln einen Eindruck von der Pracht vergangener Zeiten. Entdecker gehen auf Spurensuche - auch im Untergrund.

Prachtvolles Weltkulturerbe: Istanbuls Altstadt
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Prachtvolles Weltkulturerbe: Istanbuls Altstadt

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Foto: Kultur- und Tourismusministerium Ankara

Die Statistik spricht Bände: 14,5 Millionen Einwohner und eine Ausdehnung von knapp 5000 Quadratkilometern entlang des Bosporus vom Marmara-Meer bis zum Schwarzen Meer - Istanbul ist im Grunde keine Stadt, sondern eine Region. Das hat sie als europäische Kulturhauptstadt 2010 gemeinsam mit der Kulturhauptstadt Essen und ihrer Ruhrregion. Eine zweite Gemeinsamkeit ist leicht auszumachen: Beide Stadtregionen sind Schmelztiegel.

In Istanbul verschmelzen die Spuren der Jahrtausende alten Geschichte und der unterschiedlichen europäischen und asiatischen Kultur, der Antike, des römischen und später orthodoxen Christentums, der Juden und des Islam. Entstanden ist eine pulsierende, facettenreiche Lebenswelt. Selbst ohne das ehrgeizige Programm der Kulturhauptstadt bietet die Metropole am Rande Europas eine einzigartige Vielfalt.

Faszinierend in ihrer Schönheit ist die Altstadt mit den Kuppeln, Türmen und Minaretten der Hagia Sophia, der blauen Moschee und des Sultanspalastes Topkapi, die sich auf den sanft geschwungenen en sieben Hügeln am Goldenen Horn, dem Seitenarm des Bosporus, über dem Häusermeer der alten Stadtviertel erheben. Die einzelnen Reiche haben aufeinander aufgebaut, haben für neue Bauten die alten genutzt. Ein aufregendes Beispiel für diese Vorgehensweise liegt direkt neben der Hagia Sophia: Eine unterirdische Zisterne, die wieder freigelegt wurde. Ihre Gewölbedecke wird getragen von den Säulen antiker Tempel. Sie waren im 6. Jahrhundert, als die römischen Herrscher die Zisterne anlegten, Abbruchmaterial und willkommen für eine sinnvolle Umnutzung.

Istanbul hat diese Anlage für ein Kulturerlebnis hergerichtet, Wasser umspielt in einem flachen Becken die Füße der Säulen, deren Kapitelle und Gewölbe stimmungsvoll beleuchtet sind.

Feilschen im Basar

Ähnlich herausgeputzt ist die Altstadt rund um den Basar, deren letzte Holzhäuser nun endlich unter Denkmalschutz stehen und die jetzt saniert statt abgerissen werden. Der große Basar im Traditionsviertel Beyazit bietet alles, was orientalisch angehauchtes Feilschen ausmacht. Wer sich durch die vollgestopften Stände in den mehr als 60 Straßen des Basars nicht beeindrucken lässt, der verpasst eine interessante Erfahrung und enttäuscht auch die Händler.

Szenenwechsel in Sachen Shopping: Mit einem Sprung über das Goldene Horn geht es in das europäisch geprägte Zentrum Beyoglu, dessen Kennzeichen der Turm Galata Kulesi ist. Er ist das letzte Überbleibsel von einer Stadtbefestigung, die die Genueser für ihre Handelssiedlung im 14. Jahrhundert errichtet hatten. Über eine breite Fußgängerzone, die Istiklal Caddesi, strömen unaufhörlich die Menschen, schauen in die vielen Geschäfte, machen Pause in den Bars, spielen Backgammon, trinken Tee oder Kaffee, diskutieren. Durch die Menge bahnt sich eine Zahnradbahn den Weg, die Linie verläuft vom Goldenen Horn bis zum Taksim-Platz, dem Zentrum des Stadtteils.

Besichtigung auf dem Meer

Das Meer erhöht den Reiz der internationalen Metropole. Das Panorama der Altstadt vom Ufer der Meerverbindung zum Schwarzen Meer fesselt zu jeder Tageszeit, nicht von ungefähr reiht sich am Ufer von Beyoglu bis zur ersten Bosporus-Straßenbrücke Restaurant an Restaurant. Erholsam eine Fahrt mit einem der kleinen Motorschiffe an den exklusiven Vierteln entlang.

Sie wird gleichsam zu einer Tour durch die Geschichte, wenn repräsentative Bauten wie etwa der Dolmabahce-Palast vorbeiziehen. Die osmanischen Herrscher wollten Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentieren, dass sie auf der Höhe der europäischen Kultur waren und ließen am Bosporus einen riesigen Repräsentationsbau in einem Stilgemisch von Rokkoko bis Renaissance bauen. Er löste den Topkai-Palast in der Altstadt als Zentrum der Staatsgewalt ab.

Fast gemütlich dagegen das kleine Viertel Ortaköy, ein ehemaliges Fischerdorf. Es ist beliebter Treffpunkt vor allem von Studenten und Familien. Sein Wahrzeichen ist eine Moschee direkt am Wasser, die im barocken Stil erbaut wurde. Auch ein Zeichen, dass sich die kulturellen Einflüsse immer wieder vermischten.

Neben den Museen für Kunst aus den zurückliegenden historischen Epochen wird auch im Zusammenhang mit dem Programm für die Kulturhauptstadt mehr Platz für moderne Kunst eingeräumt. Nach westlichem Vorbild bauten private Sammler alte Lagerhallen in einem Hafenviertel am Bosporus für das Istanbul Museum of Modern Art um. Es präsentiert türkische Künstler der Moderne, deren Bilder die Einflüsse jüngster Stilrichtungen der westlichen Welt zeigen. Zeitgenössische Installationen und Videokunst offenbaren die Kreativität, die durch die Mischung der Kulturen entsteht. Dies weist über das Programm zur Kulturhauptstadt hinaus in die Zukunft.

Infos:

Anreise: Linienmaschinen und auch fast alle Chartermaschinen landen in Ýstanbul auf dem Atatürk Hava Limaný in Yeþilköy. Billiganbieter nutzen aber auch inzwischen den Sabiha-Gökçen-Airport auf der asiatischen Seite.

Dokumente: Deutsche und Schweizer Staatsbürger benötigen bei der Einreise kein Visum; ein Personalausweis genügt.

Impfung: Spezielle Impfungen sind nicht vorgeschrieben.

Unterkunft: In Sultanahmet, mitten im historischen Zentrum Istanbuls, findet man viele kleine, schön restaurierte Häuser, die sehr zu empfehlen sind. Diese Hotels werden mit einer besonderen Erlaubnis des Tourismusministeriums betrieben, die strengen Kriterien unterliegt.

Kriminalität: Verglichen mit anderen Touristenmetropolen hält sich Ýstanbuls Kriminalität in Grenzen. Trotzdem sollten Sie auf Taschendiebe achten, die besonders in Sultanahmet, im Basar und in Beyoðlu aktiv sind.

Internet: Fremdenverkehrsamt der Türkei, Baseler Str. 37, 60329 Frankfurt, Tel. 069-33081 / -82, www.reiseland-tuerkei-info.de/

(RP)
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