Bio-Fuels, LNG und Co. So dreckig sind Kreuzfahrtschiffe wirklich

Service | Düsseldorf · Bei Kreuzfahrten spielen Umweltbedenken eine immer größere Rolle. Maßnahmen zur Emissionsminderung werden von einigen Reedereien bereits umgesetzt. Dennoch ist eine klimaneutrale Reise bisher noch nicht möglich.

Kreuzfahrtschiffe: Die 10 größten der Welt - Fotos
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Das sind die zehn größten Kreuzfahrtschiffe der Welt

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Foto: royalcaribbean/Michel Verdure

Sich an Deck zu sonnen, fast täglich in einem anderen Hafen aufzuwachen und das Meer zu genießen – das begeistert viele Menschen an einer Kreuzfahrt. Doch die Corona-Pandemie hat den Kreuzfahrtboom massiv ausgebremst. Laut Statistischem Bundesamt haben 2020 rund 530.000 Passagiere und damit rund 93 Prozent weniger als 2019 eine Hochseekreuzfahrt in der EU unternommen. Für viele spielt auch der Umweltaspekt eine Rolle. Denn ein einzelner Ozeanriese stößt laut Naturschutzbund (Nabu) so viel Feinstaub aus wie eine Million Autos. Doch gibt es einen Weg, wie man trotzdem umweltfreundlich mit einem Kreuzfahrtschiff unterwegs sein kann? Und was tun die Reedereien selbst für den Klimaschutz? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was hat sich in der Branche in den vergangenen Jahren geändert?

Grundsätzlich sei in Deutschland nicht so viel passiert, sagt Sönke Diesener, Referent Verkehrspolitik beim Nabu. Der Hamburger, der Rostocker und der Kieler Hafen haben 2022 Landstromanschlüsse erhalten, sodass die Schiffe im Hafen ihren Motor abstellen können, nennt Diesener als Beispiel. Auf europäischer Ebene sei dagegen mehr passiert: Zum einen ist ein Gesetz verabschiedet worden, das eine Quote für klimafreundlicheren Treibstoff vorschreibt, den Schiffe mit einer Bruttoraumzahl über 5000 in der EU verwenden müssen, also alle größeren Schiffe. Ab 2025 muss die Treibhausgasintensität der eingesetzten Kraftstoffe bis 2050 immer weiter reduziert werden. Zum anderen gilt ab 2030 eine Landstrompflicht in großen Häfen. Heißt: Wenn Container- und Passagierschiffe in großen EU-Häfen am Kai liegen, müssen sie ihren gesamten Strombedarf durch Landstrom decken.

Kann man eine klimaneutrale Kreuzfahrt unternehmen?

„Theoretisch geht das schon, es ist nur sehr teuer“, meint Diesener. Er sagt, dass in Norwegen etwa schon Schiffe unterwegs seien, die mit Strom aus Batterien betrieben werden. Diese lassen sich in jedem Hafen mittels Landstrom aufladen. Auch andere Reedereien wie Aida oder Scandlines, die zwischen Deutschland und Finnland verkehren, probieren die Batterien gerade aus. „Das bringt natürlich etwas, weil die Schiffe dadurch effizienter sind und energiesparender fahren können“, sagt Diesener. Bisher werden die Batterien aber nur bei einzelnen Kreuzfahrtschiffen eingesetzt. Bei Fährlinien, zum Beispiel auf der Ostsee, fahren dagegen schon länger Schiffe, die den Batterieantrieb nutzen.

Welche Kreuzfahrtschiffe sind am umweltfreundlichsten?

Bei dem Nabu-Kreuzfahrtranking 2022 wurden insgesamt 14 Reedereien zu ihren Klimaschutzmaßnahmen befragt. Bewertet wurde dann, welchen Fortschritt diese bei den Maßnahmen zur Emissionsminderung auf dem Weg hin zur Klimaneutralität im Jahr 2040 bisher erzielt haben. Dies wurde in verschiedenen Kategorien bewertet, in denen maximal 17 Punkte erreicht werden konnten. Sieger des Rankings ist Hurtigruten Norway. Der Anbieter bekam etwa einen Punkt dafür, dass er kein Schweröl mehr nutzt, einen weiteren gab es jeweils für die Nutzung von Landstrom und Stickoxidkatalysatoren. Zudem will die Reederei künftig neue klimaneutrale Schiffe bauen. Zweiter wurde Aida Cruises. Die Reederei hat zwei Punkte für die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen erhalten und einen Punkt für die Nutzung von Landstrom, allerdings nutzt die Reederei weiterhin Schweröle. Das ist laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) problematisch, da „Schweröl so schmutzig ist, dass es an Land als Sondermüll entsorgt werden müsste.“ Drittplatzierter ist Hapag-Lloyd Cruises, die im Gegensatz zu den anderen Reedereien einen Punkt dafür erhielten, klimaneutrale Umbauten schon jetzt zu unterstützen.

Wie sieht der Kraftstoff der Zukunft aus?

Bei dieser Frage gibt es keine eindeutige Antwort, meint Diesener. Fest stehe aber, dass die Schiffe, die LNG (Flüssiggas) als Treibstoff nutzen, nicht umweltfreundlich unterwegs sind. Sie verschmutzten zwar weniger die Umwelt, seien aber dennoch schlecht fürs Klima, obwohl die Reedereien das Gegenteil behaupteten, sagt der Nabu-Fachmann. „Viele Anbieter betreiben ‚Greencruising‘, täuschen also die Öffentlichkeit“, sagt Diesener. Sie behaupteten zwar, klimafreundlicher zu werden, das sei aber oft nicht der Fall. Dagegen seien E-Fuels, also synthetisch hergestellte Kohlenwasserstoffe aus Wasserstoff und Kohlendioxid (CO2), die Lösung: Sie seien unendlich verfügbar, wenn man die Produktionskapazitäten aufbaut, so Diesener. Bei Bio-Fuels dagegen ist es schon wieder schwieriger, da diese beispielsweise aus Speiseöl oder Abfällen aus der Landwirtschaft bestehen, die nicht in so großen Mengen verfügbar sind.

Wie sieht es mit dem Umweltschutz an Board aus?

Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt heißt „Wonders of the sea“. Es ist 362 Meter lang.

Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt heißt „Wonders of the sea“. Es ist 362 Meter lang.

Foto: royalcaribbean/Michel Verdure

In dem Punkt seien Kreuzfahrtschiffe effizienzgetrimmt: Sowohl der Energieverbrauch als auch der Wasserverbrauch sind geringer als an Land. Eine Waschmaschine an Bord eines Kreuzfahrtschiffes verbrauche nur etwa die Hälfte an Energie im Vergleich zu einer Maschine, die in einem Hotel steht. Allerdings gibt es im Bereich Lebensmittel an Bord erhebliche Mängel, da Bioabfälle über Bord gehen dürfen: Die Folgen sind Überdüngung, Algenwachstum oder Sauerstoffmangel im Wasser.

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