Reise auf hoher See Kreuzfahrten - Boom ohne Ende?

Berlin · Das Geschäft mit den Kreuzfahrten boomt. Die Zahl der Passagiere steigt rasant, die Orderbücher der Reedereien sind prall gefüllt. Allein in diesem Jahr heißt es Leinen los für sieben neue Kreuzfahrt-Giganten - zwei für den deutschen Markt: die "Aida Prima" und "Mein Schiff 4" von Tui Cruises. Bis 2017 sollen weltweit 25 neue Schiffe und damit knapp 71 000 Betten in Dienst gehen.

Das sind die neuen Kreuzfahrtschiffe 2015
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Das sind die neuen Kreuzfahrtschiffe 2015

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Foto: dpa, zeh

Seit 2004 hat sich die Zahl der Kreuzfahrer aus Deutschland auf 1,77 Millionen Passagiere in 2014 verdreifacht. Und die Branche hat ehrgeizige Ziele. "Bis 2016 wollen wir die Zwei-Millionen-Marke knacken, bis 2020 peilen wir noch einmal eine weitere Million Passagiere an", sagt der Deutschland-Chef des Kreuzfahrtverbandes CLIA, Michael Ungerer. Zum Vergleich: 1993 gingen nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) nur 183 000 Bundesbürger auf große Fahrt. "Die Kreuzfahrt ist das touristische Segment, das derzeit am stärksten wächst", sagt Tui-Cruises-Chefin Wybcke Meier.

Ungerer, der gleichzeitig Chef von Aida Cruises ist, sieht keine Gefahr von Überkapazitäten: "Die Branche ist im vergangenen Jahr nur einstellig gewachsen, weil nicht mehr neue Kapazitäten zur Verfügung standen. Wir hätten gerne mehr Schiffe für den deutschen Markt." Die Rahmenbedingungen für weiteres Wachstum seien gut: "Deutschland steht wirtschaftlich gut da. Kreuzfahrturlaub liegt voll im Trend, auch als Zweit- und Dritturlaub."

Martin Lohmann vom Institut für Tourismus und Bäderforschung jedoch sieht die Gefahr von Überkapazitäten. Zwar gebe es noch Luft nach oben bei den Passagierzahlen. "Es ist aber unwahrscheinlich, dass alle Urlauber Kreuzfahrten machen, die Konkurrenz durch andere touristische Produkte ist groß." Hinzu kommt: Schon heute kann mancher Hafen den Ansturm kaum noch bewältigen. "Es gibt nicht so viele Häfen, die Platz für Kreuzfahrt-Riesen mit 4000 Passagieren an Bord haben", sagt Lohmann. Der DRV fordert daher, die Infrastruktur der Häfen müsse mit dem wachsenden Bedarf Schritt halten.

Naturschützer kritisieren dagegen Luftverschmutzung der Innenstädte durch die Kreuzfahrt-Giganten. Lohmann hat allerdings schon einen neuen Trend ausgemacht: "Kleine Schiffe mit exklusiven und hochpreisigen Angeboten."

(dpa)
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