Trotz Costa-Unglücken Deutsche buchen unentwegt Kreuzfahrten

Düsseldorf · Deutsche Urlauber lassen sich trotz der jüngsten Kreuzfahrt-Havarie im Indischen Ozean nicht von Seereisen abhalten. Das berichteten Veranstalter und der Deutsche Reiseverband. Ganz im Gegensatz dazu klagen die großen Kreuzfahrtanbieter aus den USA über eine deutliche Zurückhaltung ihrer Kunden nach den jüngsten Schiffsunglücken bei der Costa-Reederei.

Das ist die Costa-Flotte
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Die beiden US-Kreuzfahrtriesen Carnival - die Muttergesellschaft der italienischen Costa Crociere - und Royal Caribbean berichten von Einbußen nach dem Unglück vor der italienischen Insel Giglio im Januar. Nach Angaben von Royal Caribbean haben sich die Buchungen bis heute nicht normalisiert, wenngleich der erste Schock vorüber sei. Beide Reedereien sind stark in Europa engagiert und beherrschen den Weltmarkt.

Der Deutsche Reiseverband berichtete, nach der Havarie der "Costa Concordia" mit mindestens 25 Toten vor der italienischen Küste sei in den heimischen Reisebüros bei der Buchung von Schiffspassagen zwar zunächst etwas Zurückhaltung spürbar gewesen. Aber inzwischen habe sich das Geschäft wieder normalisiert, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. Von Stornierungen habe sie noch nichts gehört.
Ohnehin hätten vor allem Neukunden gezögert, nicht so sehr die, die schon auf Schiffen unterwegs waren.

Der Tui-Konzern sieht sein Geschäft mit der Kreuzschifffahrt von den Costa-Unglücken bisher nicht beeinträchtigt. Die Abfahrten für das laufende Jahr seien weitgehend gebucht, Stornierungswünsche gebe es nicht, sagte ein Konzernsprecher am Freitag in Hannover auf Anfrage. Die Nachfrage sei unverändert hoch. Das gelte sowohl für Hapag-Lloyd als auch für die beiden Schiffe von Tui Cruises, die Tui als Joint Venture mit der Royal-Caribbean-Reederei betreibt.

Die Auslastung bei Tui Cruises lag im vorigen Geschäftsjahr bis Ende September bei 87,3 Prozent. Von Oktober bis Ende Dezember waren die schwimmenden Hotels sogar zu 98,8 Prozent gefüllt. Die teuren Kreuzfahrten auf den Luxuslinern von Hapag Lloyd waren zu rund drei Viertel ausgebucht.

Wie sich die Nachfrage weiter entwickele, darüber habe man noch keinen Überblick, sagte der Tui-Sprecher. Die Abfahrten für 2013/14 seien erst seit Donnerstag buchbar. Zudem sei der Vorjahresvergleich schwierig, weil Tui Cruises seit Mai 2011 ein zweites Schiff im Markt habe. Die Kapazitäten hatten sich dadurch ungefähr verdoppelt.

Eine Aida-Sprecherin teilte mit: "Unsere Schiffe sind gut gebucht." Direkte Nachfragen zum Thema Sicherheit gebe es kaum.

Royal Caribbean notierte im jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht dagegen, vor der Tragödie der "Costa Concordia" hätten die Buchungen um fünf Prozent über dem Vorjahr gelegen. Das habe sich mit dem Unglück schlagartig geändert: "Gleich nach dem Vorfall haben wir einen deutlichen Rückgang bei den Buchungen gespürt."

Es habe aber keine übermäßigen Stornierungen bereits gebuchter Kreuzfahrten gegeben, hieß es. Auch seien die längerfristigen Buchungen stabil geblieben. Einbußen gebe es dagegen in den ersten drei Quartalen diesen Jahres. Als Grund führte die Gesellschaft neben der ausführlichen Berichterstattung in den Medien auch die zurückgefahrene Werbung für Kreuzfahrten ins Feld.

Auch Marktführer Carnival hatte seine Marketingaktivitäten gleich nach dem Unglück merklich eingeschränkt - dabei herrschte zu der Zeit Hochsaison bei den Buchungen. Vor allem in den USA gehören Kreuzfahrten zu den beliebtesten Reisen überhaupt.

Carnival berichtete von Buchungsrückgängen um 15 Prozent in den ersten Wochen nach dem Unglück und sprach von "deutlichen" Rückgängen bei der in Verruf geratenen Tochter Costa Crociere, die mit einem Brand auf der "Costa Allegra" am Montag für weitere Negativschlagzeilen sorgte. Langfristig rechnen Carnival und Royal Caribbean indes mit einem anhaltenden Kreuzfahrt-Boom.

(dpa)
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