Zuvor andere Kinder fotografiert? Fall Maddie: Zwei Männer und eine Frau verdächtig

Lissabon (RPO). Die Polizei fahndet auch eine Woche nach der Entführung der dreijährigen Madeleine aus einer Ferienanlage in Portugal nach konkreten Verdächtigen: Wie portugiesische Zeitungen am Donnerstag berichteten, gehen die Ermittler davon aus, dass zwei Männer und eine Frau die kleine Britin verschleppt haben.

Vierjährige aus Hotelzimmer entführt
9 Bilder

Vierjährige aus Hotelzimmer entführt

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Es gebe Bilder einer Überwachungskamera, auf denen die drei mit einem in Großbritannien registrierten Wagen an einer Tankstelle zu sehen seien.

Fotografierten kleine Kinder

Augenzeugen zufolge hatten die Männer und die Frau am Vorabend des Verschwindens von Madeleine in der Algarve-Stadt Sagres kleine Kinder fotografiert.

Die Zeitungen "Correio Manha" und "24 horas" berichteten, die Bilder der Überwachungskamera seien am Abend des Verschwindens von Madeleine an einer Tankstelle in der Stadt Lagos aufgenommen worden. Lagos liegt unweit von Praia da Luz an der südportugiesischen Algarve-Küste, wo Madeleine mit ihren Eltern den Urlaub verbracht hatte.

Am Vorabend von Madeleines Verschwinden wurden die Männer und die Frau den Berichten zufolge dabei gesehen, wie sie Kinder in den Straßen der Stadt Sagres fotografierten, rund 30 Kilometer westlich von Lagos. Der portugiesische Vater und die deutsche Mutter eines fotografierten Mädchens hätten die Verdächtigen anhand der Aufnahmen der Überwachungskamera formell identifiziert. Den Presseberichten zufolge sagte der Portugiese, er habe einen der Männer mit seinem Handy fotografiert. Daraufhin sei dieser zusammen mit seinen beiden Begleitern geflohen. Die Qualität des Handy-Fotos war den Angaben zufolge zu schlecht, um zu den Ermittlungen beizutragen. Das fotografierte Mädchen war vier Jahre alt und blond wie Madeleine, die am Samstag vier Jahre alt wird.

Von Pädophilen- oder Adoptionsring entführt?

In Ermittlerkreisen erhärte sich der Verdacht einer Entführung durch einen internationalen Pädophilen- oder Adoptionsring, berichteten die Zeitungen weiter. Madeleine McCann, die auch Maddie genannt wird, war am Donnerstagabend aus ihrem Zimmer in einer Hotelanlage in Praia da Luz verschwunden. Ihre Eltern hatten sie und ihre zwei jüngeren Geschwister schlafend in dem Zimmer zurückgelassen, um zu Abend zu essen.

Seit Tagen durchkämmen 150 Polizisten und Gendarmen die Gegend. Unterstützt werden sie von Feuerwehrleuten und Freiwilligen sowie von drei Polizisten und drei Verhaltensexperten aus Großbritannien. An nahezu allen Geschäften und Tankstellen an der Algarve hängen Plakate mit einem Foto des blonden Mädchens, das mit großen blauen Augen in die Kamera blickt.

Vorwürfe gegenüber der portugiesischen Polizei, die am Mittwoch in der britischen Presse erhoben worden waren, wies der Vorsitzende der portugiesischen Polizeigewerkschaft, Armando Ferreira, am Donnerstag "empört" und als "völlig ungerechtfertigt" zurück. Die Polizisten machten "große Fortschritte", und viele arbeiteten sogar während ihres Urlaubs, betonte Ferreira. Er reagierte damit auf Vorwürfe, die Beamten vor Ort hätten nach Maddies Verschwinden zu spät reagiert und würden zu langsam arbeiten.

Cristiano Ronaldo bestürzt

Auch der portugiesische Star-Fußballer Cristiano Ronaldo zeigte sich bestürzt über das Verschwinden des kleinen britischen Mädchens. Er sei "sehr betroffen" gewesen, als er von dem Fall der dreijährigen Madeleine gehört habe, sagte der für den britischen Verein Manchester United spielende Sportler am Dienstagabend dem britischen Sender Sky News. "Ich rufe jeden, der etwas weiß, auf, sich zu melden. Bitte, melden Sie sich!"

Mittlerweile wurden schwere Vorwürfe gegen die portugiesische Polizei erhoben. Vor allem zu Beginn der Ermittlungen hätten die Beamten vor Ort mehrere gravierende Fehler gemacht, berichtete der "Daily Mirror" am Mittwoch. Dadurch habe der mutmaßliche Kidnapper des dreijährigen Mädchens vermutlich Zeit gewonnen, um beispielsweise ins Ausland zu fliehen. Ein britischer Kinderschutzverein schickte zwei Experten nach Portugal.

(afp)
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