Luxushotel Erstes Waldorf Astoria eröffnet in Berlin

Berlin · Der Berliner Hotelmarkt ist heiß umkämpft. Demnächst kommt mit dem Waldorf Astoria im Westen eine neue Luxusadresse dazu. Die Eröffnung des ersten "WA" in Deutschland ist verschoben. Und auch die Lage ist nicht unbedingt piekfein.

Erstes Waldorf Astoria wird bald in Berlin eröffnet
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Erstes Waldorf Astoria wird bald in Berlin eröffnet

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Friedrich W. Niemann (50) hat das pralle Berliner Leben vor der Hoteltür. Schüler auf Klassenfahrt suchen nach Bubbletea-Läden, ein Pfandsammler fischt im Abfalleimer am Bahnhof Zoo nach Leergut. Niemann ist mit seinen 2,02 Metern und dem Nadelstreifenanzug nicht zu übersehen. Er ist Direktor des neuen Luxushotels Waldorf Astoria. Das erste "WA" in Deutschland liegt nicht weit vom glitzernden Kurfürstendamm, zwischen Gedächtniskirche, Zoo-Palast und Beate Uhse. Die Frage, ob ihn der Sexladen stört, kontert Niemann mit der Gegenfrage: "Stört es Sie?"

Wer in Berlin Hotelier ist, braucht starke Nerven. Gerade wurde die Eröffnung erneut verschoben, nun soll es im Herbst soweit sein. Die Branche ist gespannt. Um Edelkundschaft und Prominenz buhlen schon Namen wie das Adlon oder das Ritz-Carlton. Das Waldorf Astoria ist das erste Hotel aus dieser Riege, das nach dem Mauerfall sein Glück nahe dem Kudamm versucht, der jahrelang im Schatten des mittlerweile feinen Ostens stand. Oft wurde dem alten Westen ein Comeback prophezeit - es kam nicht. Jetzt soll es endlich soweit sein. Das Hotel - ein 118 Meter hohes Zeichen dafür.

Ein Hotel im Art-Deco-Stil

Wegen der Verschiebung landete das Waldorf Astoria im Strudel der "In Berlin klappt nichts"-Schlagzeilen über missglückte Starts. Siehe Flughafen Schönefeld. Niemann bleibt ruhig und sagt: "Es ist nichts Ungewöhnliches bei Projekten dieser Größenordnung - ich spreche jetzt vom Waldorf Astoria Berlin - dass sie sich verschieben." Jetzt sei das Gros der Zimmer fertig.

Beim Rundgang sieht es schon mehr nach Hotel als nach Baustelle aus. Die Innenarchitekten haben sich vom Art-Deco-Stil, für den das Mutterhaus in New York berühmt ist, inspirieren lassen. Das Ergebnis: eher modern als retro. Niemann nimmt sich Zeit fürs Interview. Einen Pressesprecher, der aufpasst, braucht er nicht.

Der Berliner Markt ist hartumkämpft. 32 Hotels sollen gerade entstehen, war kürzlich zu lesen. Bereitet ihm das nicht Kopfzerbrechen? Für die "Hotel-Legende" sieht Niemann nur eine Handvoll Konkurrenten. Und jeder habe eine Geschichte, die er mit dem Hotel verbinde: "Ob der Student beim New-York-Besuch, der sich im T-Shirt nicht hineintraut oder durch den Film "Breakfast at Tiffanys."

Das Umfeld an der Gedächtniskirche sieht Niemann nicht als Schmuddelecke. "Das ist nicht der Pariser Platz und nicht der Gendarmenmarkt - das ist echtes Großstadtflair." Der Standort werde sich eh in den nächsten Jahren komplett wandeln. Gegenüber wird der Zoo-Palast renoviert, vor dem bald wieder ein roter Teppich für die Berlinale liegen könnte.

Präsidentensuite mit 280 Quadratmetern

Im Waldorf Astoria in New York haben alle amerikanischen Präsidenten übernachtet. Vielleicht bekommt auch der Berliner Ableger einmal Besuch aus dem Weißen Haus? Niemann lässt sich dazu nichts entlocken. Und was ist mit der Urenkelin von Hotelgründer Conrad Hilton? "Paris Hilton kann gerne vorbeischauen." In der Präsidentensuite in der 31. Etage wären 280 Quadratmeter Platz für Hündchen und Koffer. Die Suite kostet zwischen 6000 und 11.000 Euro, die Spanne bei den normalen Zimmern liegt zwischen 250 und 550 Euro.

Niemann, der aus Köln stammt, ist erfahrener Hotelier - geschickt platziert er die Vokabeln wie "True Waldorf Service" und "Better Than Home": echter Waldorf Service, der Gast soll es schöner haben als Zuhause. Niemann arbeitet seit Jahren für die Marke Hilton, davor war er beim Kempinski. Seine letzten Stationen vor Berlin waren Bulgariens Hauptstadt Sofia und Bukarest. Was er in Rumänien gelernt habe, was ihm in Berlin helfe? Da fällt Niemann als erstes ein: "Ruhe". Seine Erlebnisse als Hotelier verarbeitet er in einem Roman, eine Spielerei. "Viel weiter als Seite 90 bin ich nicht."

(dpa)
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