Fabelhafte Wesen Die Meerjungfrauen in Floridas Weeki Wachee

Weeki Wachee · In der klaren Quelle in Weeki Wachee in Florida schwimmen fabelhafte Wesen - Meerjungfrauen! Der Wasserpark ist eine der ältesten Freizeiteinrichtungen in den USA.

Die fabelhaften Wesen in Floridas Weeki Wachee
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Foto: dpa, pla

Das Lächeln sitzt perfekt. Und das, obwohl Katy Wagner auf dem Trockenen sitzt. Kinder stehen in einer Schlange, um sich mit der Meerjungfrau fotografieren zu lassen. Geduldig beantwortet die blonde Frau mit der türkisfarbenen Flosse und dem passenden Bikinioberteil die Fragen der Kinder. Die sind begeistert, dass es die fabelhaften Wesen nicht nur in ihren Märchenbüchern gibt.
Doch Meerjungfrau ist kein leichter Job.

Minutenlanges Schwimmen, Schauspielen und Tanzen unter Wasser: Dafür braucht es viel Übung, wie Wagner versichert. Sie arbeitet bereits seit zwei Jahren als Meerjungfrau in Weeki Wachee nördlich von Tampa in Florida. Ein Jahr dauere es, bis man die Programme beherrscht und die Tricks der Mermaids (Meerjungfrauen) drauf hat.

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Foto: bjul / Shutterstock.com

Die Damen haben verschiedene Vorführungen einstudiert. Alle werden unweit der Quelle des Weeki-Wachee-Flusses geschwommen. Das natürliche Becken hat einen Durchmesser von etwa 30 Metern, die Mermaids bewegen sich in etwa fünf bis sechs Metern Tiefe. Das Wasser ist kristallklar, doch die Quelle bleibt bis heute ein Rätsel.

"Taucher haben schon mehrfach versucht, sie zu ergründen", sagt John Athanason, Sprecher des umliegenden State Parks. "Aber in etwa 150 Metern Tiefe mussten sie ihre Tauchgänge immer abbrechen, weil es zu gefährlich wurde, tiefer nach unten zu gehen." Jeden Tag sprudeln nach seinen Angaben mehr als 400 Millionen Liter Wasser aus den unterirdischen Höhlen. "Und der Druck in der Tiefe ist so hoch, dass er den Tauchern die Masken vom Gesicht gerissen hat."

Doch die Mermaids schwimmen in dem Wasser, und das schon seit 1947. Damals hatte Newt Perry die Idee, in der klaren Quelle, die damals voller rostiger Kühlschränke und Autowracks war, eine Show ins Leben zu rufen. "Einst gab es hier mehr Alligatoren und Bären als Menschen", sagt Athanason. Doch Perry, ein bekannter Schwimmer und Taucher, hatte eine Idee: Er experimentierte mit Sauerstoffschläuchen unter Wasser, an die die Meerjungfrauen zum Atmen schwammen. "So mussten sie keine Flaschen auf dem Rücken haben." Die Zuschauer hatten den Eindruck, die Damen tauchten, ohne atmen zu müssen.

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Das Marketing übernahmen die Mermaids auch gleich selbst: Immer, wenn sich ein Auto nach Weeki Wachee verirrte, eilten die Damen in knapper Badebekleidung auf die Straße und winkten die Gäste heran. Dann sprangen sie in ihren Pool und zeigten die Show. Der kleine Ort entwickelte sich zum großen Publikumsmagneten - sogar Filme wurden gedreht, Stars wie Elvis Presley kamen zu Besuch. Ende der 1950er Jahre kaufte ein Fernsehsender den Park und baute einen Unterwasser-Zuschauerraum für 500 Menschen. Nun gaben 35 Meerjungfrauen bis zu acht Shows am Tag. In den besten Jahren kamen mehr als 500 000 Besucher nach Weeki Wachee.

Seither hat sich in dem Park nicht viel verändert. Es kommen bloß deutlich weniger Menschen, denn Disneyworld und Seaworld haben dem kleinen Ort längst den Rang abgelaufen. Das Gelände um die Quelle ist als State Park vor weiterer Bebauung geschützt. "Und so ein Theater, wie wir es haben, wird wohl nie wieder gebaut werden dürfen", sagt Athanason.

Gleich nebenan können in der Buchaneer Bay Schwimmer testen, wie kalt sich 22 Grad in der Sommerhitze Floridas anfühlen. "Die Quelle hat das ganze Jahr über dieselbe Temperatur", sagt Mermaid Katy Wagner.
Im Winter kommen die Manatees, die in dieser Region ansässigen Seekühe, zu der Quelle und in den Fluss. Im Sommer sind sie im Meer, denn das hat höhere Temperaturen - und die sind ihnen sympathischer.

Das ganze Jahr über können Schwimmer in den zahlreichen Quellen und Flüssen in Weeki Wachee und der Umgebung mit den Manatees tauchen und sich die bis zu vier Meter langen, wuchtigen Seekühe aus der Nähe anschauen. "Vergangenes Jahr hatten wir 1047 Manatees hier", sagt Captain Ross, der vom Hotel "Plantation Inn" in Crystal Springs aus mit dem Boot auf die Flüsse fährt. Man ist streng mit den Schwimmern, denn die Seekühe sind geschützt. Und allzu zutrauliche Menschen mögen sie nicht gern. Anfassen ist verboten, die Tiere zu erschrecken auch. Ein Neoprenanzug ist Pflicht - nicht, weil das Wasser so kalt ist, sondern weil man mit ihm besser an der Wasseroberfläche bleibt.

Schwierig ist es allerdings mitunter, die braun-grauen Seekühe überhaupt zu erkennen. Denn wenn das Wasser trüb ist und das Manatee ruhig im Wasser liegt und am Grünzeug mümmelt, kann man es leicht mit einem großen Stein verwechseln. Im Sommer ist es ohnehin schwierig, Manatees zu finden. "Da sind fast nur Mütter mit ihren Kindern da", sagt Captain Ross. Und die müssen sich erstmal daran gewöhnen, jeden Tag kiloweise Grünzeug aus dem Wasser zu ernten und zu fressen. Daher suchen sie sich eher stille Plätzchen und verschwinden schnell, wenn sich Menschen mit Tauchmasken nähern. Das geht schnell. "Die Manatees können bis zu 50 Stundenkilometer im Wasser erreichen."

So schnell sind die Mermaids in Weeki Wachee nicht. Dafür sind sie deutlich hübscher anzuschauen, viel beweglicher, und sie haben immer wieder neue Choreografien parat. Und sie sind das ganze Jahr über in der kühlen Quelle zu finden - und nehmen im Sommer nicht Reißaus in den warmen Golf von Mexiko.

(dpa)
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