Langkawi Ein Insel-Geheimtipp für Ruhesuchende

Es ist kurz vor neun. 30 Grad. Langkawi schält sich allmählich aus dem Dunst. Kein Mensch ist am Wasser, nur ein paar noch geschlossene Sonnenschirme ziehen ihre senkrechten Linien zum Himmel.

Langkawi: Die besten Strände und Reisezeit
Foto: Shutterstock.com/ Elena Ermakova

Langkawi? Das sind 99 Inseln vor der Nordwestküste Malaysias im Andamanischen Meer. Bewohnt sind drei, Urlaubsziel ist die gleichnamige Hauptinsel Pulau Langkawi. Die Einheimischen nennen sie "Little Paradise" und erzählen ein Märchen von einer Prinzessin, die Langkawi verflucht habe. Deshalb spiele das Leben woanders. Asiens bestgehütetes Geheimnis: Ein verschlafenes Inselkaff, halb so groß wie Rügen, das einst Versteck für brandschatzende Piraten war. Jetzt hingegen leben etwa 90.000 muslimische Malaien, Inder und Chinesen hier friedlich zusammen. Das Essen ist großartig, die Nachtmärkte sind vergnügt, die Straßen sicher. Und wie sieht es aus auf Langkawi? Die Inseln und Inselchen sind üppig grün und gewellt. Palmenhaine und Dschungel, dampfend vor Feuchtigkeit. Dazwischen riesige Felsformationen wie Skulpturen. Einsame Strände säumen die Küsten und verschlungene Mangrovensümpfe füllen die Lücken. Am Morgen scheinen die Inseln die Wolken anzuziehen und in der Dämmerung singen die Zikaden.

Wie an anderen Orten auch gibt es auf Langkawi eine Handvoll luxuriöser Hide-aways. Nehmen wir das Four Seasons Resort: Das liegt abgeschieden ganz oben im Norden an der weit geschwungenen Tanjung Rhu Bucht (von Raffaello zu einem der zwölf schönsten Strände der Welt gewählt) und lässt seine Gäste in 220 Quadratmeter großen Strandvillen wohnen, mit zur Natur hin offenen Bädern, großzügiger Veranda und privatem Pool. Vorne an der Lobby der weitläufigen Anlage gibt es ein paar exquisite Souvenirboutiquen, 40 Autominuten über die Insel einen Golfplatz, drüben am Mount Mat Cincang eine Seilbahn, und das war's dann. Man wird also nicht viel unternehmen. Trotzdem vermisst man nichts.

"Bei uns ist es etwa so wie in Thailand oder Bali vor 30 Jahren", sagt Andrew W. Harrison, General Manager des Four Seasons. Abseits des Luxusresorts erlebt man dann auch das archaische ländliche Malaysia, wo Wasserbüffel träge auf weiten Reisfeldern widerkäuen und die Einheimischen seit Generationen ihrer Wege gehen. Sie sind ein wenig schüchtern, doch lächeln sie bald: Fadzil bin Abdullah, der Betreiber einer kleinen Bienenzucht, der Urlauber damit erfreut, dass er Honig von fruchtiger Süße verkauft. Die Frauen in der Fischfabrik, die mit so flinken Händen getrocknete Anchovis der Größe nach in bunte Plastikkörbe sortieren als führten sie ein Fingertheater auf. Die Nachbarinnen, Maswati Shukor und Noor Aiwah heißen sie, die vor dem Haus Palmblätter für handgerollte Zigaretten trocknen.

Die eigentliche Sehenswürdigkeit liegt aber nicht auf der Insel. Die Sumpfgebiete zählen zu den beeindruckendsten der Welt, und man kann ihre Schönheit auf einer Bootstour im nahen Kilim Geopark entdecken: Die Mangroven strecken ihre gigantischen Wurzeln vom lehmigen Ufer ins Wasser, das sich leicht kräuselt, als das kleine Motorboot es durchschneidet. Duckt man sich nicht gerade unter niedrig hängendem Blattwerk, ist man ganz damit beschäftigt, die Tierwelt auszuspähen. Kleine Warane schleppen sich an Land, Affen spurten durch die Baumwipfel, schwarzgelbe Tropenfische, von ein paar Krumen geködert, schnappen wie rasend nach der Beute. Und plötzlich sind sie da. Seeadler kreisen hoch in der Luft. "Sie haben der Insel ihren Namen gegeben", sagt Steuermann Aidi Abdullah. "Langkawi, das bedeutet rotbrauner Adler." Langsam tuckert das Boot wieder los, alles sieht gleich aus, man könnte leicht verloren gehen, aber Aidi steuert mit schlafwandlerischer Sicherheit zurück, ein Stück übers offene Meer zur Tanjung Rhu Bucht.

Vielleicht sind es die mystischen Wälder, vielleicht ist es die Yogastunde frühmorgens am Lotusteich oder es liegt an den Spa-Treatments nach uralter malaysischer Tradition - jedenfalls bringt diese Insel etwas in einem zum Schwingen. Zuerst ahnt man es mehr, als dass man sich dessen bewusst wird, aber nach zwei, drei Tagen lauscht man auf etwas tief in seinem Innersten, und entdeckt die Magie dieses Ortes, die mental ist und spirituell: Sie liegt im Gleichklang zwischen Sehnsucht und Erfüllung.

Tioman: Wandern durch den Insel-Dschungel
5 Bilder

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Sinkt die Sonne kirschrot hinter die Felsen, geht man seine Pläne für den nächsten Tag durch. Man könnte Kajakfahren, durch den Regenwald trekken oder sich eine der einsamen Eilande aussuchen und mit dem Boot hinbringen lassen. Man könnte aber auch einfach in dem Glück versinken, gar nichts zu tun, außer in die jadegrüne Andamanensee zu schauen, die fünf Meter weiter am Strand ausrollt.

Die Redaktion wurde von Gernreisen und Etihad zu der Reise eingeladen.

(RP)
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