Kakadu Nationalpark in Australien In der Heimat der Krokodile

Ein Naturparadies im tropischen Norden Australiens: Der Kakadu Nationalpark ist wild und doch von beeindruckender Schönheit.

 Der Kakadu Nationalpark ist wild und doch von beeindruckender Schönheit.

Der Kakadu Nationalpark ist wild und doch von beeindruckender Schönheit.

Foto: Shutterstock.com

Sogar Stephen Clough staunt. Drei Jahre lebt er nun hier oben im Park, doch dass so viele Salzwasserkrokodile wie auf dem Präsentierteller am Ufer liegen, hat auch er bisher selten erlebt. Unzählige Reptilien sonnen sich bewegungslos auf dem Sand. Teils mit geöffnetem Maul, so dass ihre spitzen Zähne zu sehen sind. Kurze Zeit später werden sie wie Torpedos durch das Wasser schießen und nach Fischen jagen.

"Das sind Tiere, denen man mit größtem Respekt begegnen muss", sagt Clough. Der Reiseleiter sitzt gemeinsam mit zehn Touristikern aus Deutschland an diesem Morgen in einem Ausflugsboot und tuckert auf dem East Alligator River flussaufwärts. Teebäume und Mangroven säumen das Ufer, ein Adler sitzt in einer Baumkrone, bizarre Felsformationen ragen aus dem Wald. Doch eindeutig die Hauptattraktion im "Kakadu" in Australien sind die Salzwasserkrokodile.

Nirgendwo in Australien gibt es so viele dieser bis zu sechs Meter langen Reptilien wie im Northern Territory. Vor 50 Jahren waren sie von der Ausrottung bedroht. Doch durch das Verbot ihrer Bejagung erholte sich die Population. Rund 100.000 Tiere leben heute schätzungsweise in dem Landesteil Australiens, der viermal so groß wie Deutschland ist. Und viele davon hier, im größten Nationalpark Australiens, dem Kakadu Nationalpark.

Endlose Weiten - Highlight im Kakadu

Der riesige Nationalpark liegt im tropischen Nordosten des Northern Territory, im sogenannten Top End. Nur zwei befestigte Straßen erschließen den Kakadu Nationalpark, der zweimal in die Schweiz hineinpasst. Stundenlang fährt Clough seine Schützlinge durch die einsame, weite Landschaft. Vorbei an Eukalyptus mit weißen und lachsfarbenen Stämmen, kleinen und großen Termitenhügeln. Selten kommt der Gruppe bei der Tour durch den Nationalpark ein Auto entgegen. Die Reisebüromitarbeiter sind hierhergekommen, um eine Region Australiens kennenzulernen, die bei vielen Menschen eher unbekannt ist. Die meisten Deutschen insbesondere Erstbesucher, zieht es in den Osten des Kontinents und sein Rotes Zentrum. Der "Kakadu" steht nur bei wenigen Urlaubern auf dem Reiseplan.

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Wer aber in die beschauliche Hauptstadt Darwin (137.000 Einwohner) fliegt, von dort aus nach Südosten fährt, die Mangoplantagen und Rinderweiden hinter sich lässt und die verschiedenen Nationalparks ansteuert, teilt schnell Cloughs Begeisterung. Der Guide von Wayoutback Australian Safaris stammt von der Ostküste, einem Ort bei Sydney, und liebt das, wie er sagt, freie Leben im Northern Territory. "Es ist hier wie im Wilden Westen", erklärt er.

Was ist die beste Reisezeit für eine Tour in den Kakadu Nationalpark?

Der Australier ist mit Besuchern fast ausschließlich in der europäischen Sommersaison in der Natur unterwegs. Das Klima erlaubt im Top End keinen Ganzjahrestourismus, sondern nur in der Trockenzeit. Sie beginnt im Mai und endet ein halbes Jahr später. In diesen Monaten fällt kein Tropfen Regen, und die Landschaft, anfangs noch üppig grün, dörrt allmählich aus. Mai, Juni und Juli gelten wegen der noch angenehmen Temperaturen als beste Reisezeit für eine Tour in den Kakadu Nationalpark. Der November dagegen lässt auch die Einheimischen aufgrund hoher Temperaturen ächzen. Es sind 38 Grad Celsius. Die Luftfeuchtigkeit steigt auf 95 Prozent. Bis es schließlich aus vollen Kübeln gießt: Von Dezember bis März regnet es, riesige Flächen sind dann überschwemmt. Auch viele Teile des Kakadu Nationalparks. So verwandelt sich etwa das Gebiet rechts und links des East Alligator Rivers – der Fluss wurde aus Unwissenheit nach den hier nicht vorkommenden Alligatoren benannt – in eine Seenlandschaft. Ein großes Feuchtgebiet. Aber auf die Idee, während des australischen Sommers im "Nationalpark Kakadu" irgendwo zu baden, sollte niemand kommen.

Mit dem Wasser kommen auch die Krokodile. Und mit ihm verschwinden sie meist auch wieder. Ranger kontrollieren zu Beginn der Trockenzeit die kleinen Seen und Teiche. Erst wenn sie sicher sind, dass sich wirklich kein Tier mehr dort aufhält, geben sie die Gewässer im Park zum Baden frei. Doch nicht ohne weiterhin auf großen Schildern vor den gefährlichen Jägern zu warnen.

Sehenswürdigkeit: Natürliche Pools

Clough schreckt das nicht ab. Und auch die zehn Touristiker verlassen sich auf die Aufpasser. Badesachen und festes Schuhe gehören für sie zur Grundausstattung. Sie wandern durch Wald und an Bächen entlang, kraxeln auf felsigen Wegen Berge hoch. Um sich dann die Augen zu reiben: Natürliche Pools im Fels laden zum Schwimmen ein. Es ist aber nicht nur der erfrischende Sprung ins Nass, der begeistert, sondern auch die Aussicht. Sei es oberhalb des versteckt liegenden Maguk-Wasserfalls. Oder an der Kante des Gunlom-Wasserfalls, wo die Natur einen Infinity-Pool geschaffen hat. Der Blick schweift in die unendliche Savanne.

Feuer hat das Bild der Landschaft im Park geprägt. Regelmäßig werden hier Flächen abgebrannt. Eine Praxis, mit der die Parkverwaltung einer Tradition der Aborigines folgt. Die Aborigines zündeln seit Jahrtausenden gezielt, um sich leichter durch den Busch bewegen zu können. Sie ließen dadurch eine offene Savannen-Landschaft entstehen. Dichten Wald mit viel Unterholz gibt es selten. "Die Natur braucht das Feuer sogar", weiß Clough. Schon nach einer Woche sprießt zwischen den verkohlten Stämmen wieder grünes Gras.

Welche Tiere leben im Kakadu Nationalpark?

Die Kultur der Aborigines ist hier stark präsent. Die Unesco hat den Kakadu Nationalpark daher nicht nur wegen seiner enormen Artenvielfalt – in der Savanne, den Sümpfen und den Bergen sind allein 60 Säugetierspezies zuhause, vom Känguru bis zum Wildpferd – zum Welterbe deklariert.

In den Küstengewässern im Kakadu Park kommen Dugongs vor. Die unterschiedlichen Landschaftsformen des Nationalparks ziehen außerdem tausende Vögel an. Die Vogelarten können vor allem während der Regenzeit im Park beobachtet werden.

Rund 5.000 Felszeichnungen zeugen von der langen Geschichte der heutigen Besitzer des Parks. In Ubirr etwa malten Aborigines Jagdszenen sowie Fische, Beutelwölfe und Schildkröten unter Felsvorsprüngen auf den rotbraunen Stein. Und natürlich auch Krokodile.

Viele Besucher des Parks übernachten im Wohnmobil oder Zelt. Es gibt etliche Campingplätze. Aber auch ein paar feste Unterkünfte. Die bekannteste Adresse ist das Crocodile. Das heutige Mercure-Haus in der Kleinstadt Jabiru, einst Hochburg des Uranabbaus, hat die Form eines Krokodils. Die Gäste betreten das Tier durch ein Maul, checken im Kopf ein und schlafen in dessen Bauch. Sie werden sozusagen von dem Reptil verspeist. Die Vorstellung mag beim Betreten des Hotels lustig sein. Doch in der Natur passieren Unfälle immer wieder. Menschen werden Opfer der Tiere, weil sie leichtsinnig sind. Wie etwa der Mann, der vergangenes Jahr den East Alligator River zu Fuß durchquerte. "Krokodile fressen gerne Dumme", meint Clough ganz nüchtern. Er sitzt ruhig im Boot und sieht aus sicherer Entfernung zu den Reptilien hinüber.

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