Tunesien Moscheen, Ravioli und Dattelgebäck
In Tunesien können Individualreisende die reiche Geschichte und Kultur des Landes, spannende Städte und kulinarische Schätze entdecken.
Badeurlaub am Meer, viel Sonne und traumhafte Sandstrände – das verbinden die meisten Reisenden mit Tunesien. Vor allem auf der Insel Djerba. Andere lockt die beeindruckende Wüstenlandschaft der Sahara. Doch das nordafrikanische Land, nur rund zweieinhalb Flugstunden von Deutschland entfernt, hat weitaus mehr zu bieten. Mit seiner spannenden Geschichte, seiner reichhaltigen Kultur und nicht zuletzt seinen kulinarischen Erlebnissen möchte die junge Demokratie jetzt verstärkt Individualtouristen ansprechen. Diese können zum Beispiel verschiedene Stationen zu einer Rundreise kombinieren.
Als Start und Ziel bietet sich die Hauptstadt Tunis an. Die Altstadt aus dem 12. Jahrhundert, Unesco-Weltkulturerbe, und der quirlige Markt, der Marché Central in einer großen Halle mit Holzbalkendecke, sind echte Schätze. Faszinierende Geschichten und interessante Typen sind hier zu finden. Wie der kleine Ravioli-Laden Mongelli, der in den 1950er-Jahren von Eugène Mongelli, einem Franzosen italienischer Herkunft, gegründet wurde. Seit 1962 ist er in tunesischem Familienbesitz. Vater Fadhel und Sohn Ahmed verkaufen hier die Pasta, hergestellt „nach dem Originalrezept von Mongelli auf einer manuellen Ravioli-Maschine“, wie Fadhel versichert. Und nach wie vor hängt auch das alte Holzschild „Raviolis Mongelli“ über dem Laden.
Vor den Toren von Tunis lädt das schmucke Künstlerstädtchen Sidi Bou Said ein. Hier wähnt man sich wie auf einer kleinen griechischen Insel mit weißen Häusern, blauen Türen und Fensterläden, Geschäften, Cafés und Bars. Internationale und einheimische Künstler haben sich von dem schönen Fleckchen über dem Golf von Tunis inspirieren lassen, Simone de Beauvoir und Gustave Flaubert, Jane Birkin und Serge Gainsbourg oder auch die deutschen Maler Paul Klee und August Macke. Berühmt ist beispielsweise Mackes Werk „Blick auf eine Moschee“ am legendären Café des Nattes aus dem Jahre 1914. Gut 100 Jahre später herrscht hier reges Treiben, Einheimische und Besucher, darunter auch Schulklassen, schlängeln sich durch die gepflasterten Gassen.
Von der geschäftigen Hauptstadt Tunis in eine ganz andere Welt. Rund 170 Kilometer von der Hauptstadt entfernt im Landesinneren locken die Ausgrabungsstätte von Makhtar und das Gebirgsdorf Kesra, beide von Reisenden noch wenig entdeckt. Viele verschiedene Völker und Religionen haben die rund 3000 Jahre alte Geschichte Tunesiens geprägt und in dem ursprünglichen Land der Berber ihre Spuren hinterlassen: Phönizier, Römer und Byzantiner, Christentum und Arabisierung, Vandalen, Araber und Osmanen, Spanier, Italiener und Franzosen. In Makhtar, einer der größten Ausgrabungsstätten Tunesiens, überlappen sich die Epochen zahlreicher Zivilisationen, hier können das Mausoleum und beeindruckende Ruinen des ehemaligen Mactaris besichtigt werden. Das beginnt zunächst recht unspektakulär mit Mauern ehemaliger Häuser und dem Amphitheater, doch dann führt der Weg zum prächtigen Arc de Triomphe, der das weitläufige Gelände überragt, und danach zu den Arkaden der großen Therme. 4000 Einwohner zählte diese einst blühende Stadt der Antike.
20 Kilometer weiter, in den rauen Bergen, thront das Berberdorf Kesra auf mächtigen Felsen, mit 1100 Metern das höchstgelegene Dorf in ganz Tunesien. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Die Männer tragen das traditionelle Gewand der Berber, dicke braune Wollmäntel mit Kapuzen, die an Mönchskutten erinnern. Esel dienen als Fortbewegungs- und Transportmittel. Die Menschen leben im Einklang mit der Natur, halten sich Tiere und betreiben Landwirtschaft. Bekannt ist Kesra für seine bemalte römische Treppe, die besonders am Abend im Licht gelber Laternen sehr stimmungsvoll aussieht. Und für seine Wälder und Quellen sowie für die leckeren Feigen und Oliven. In und um Kesra können Interessierte wandern und klettern.
Rund 90 Kilometer weiter Richtung Mittelmeer liegt Kairouan, die Stadt der Moscheen, Teppiche und Süßigkeiten. Und nach Mekka, Medina und Jerusalem die viertheiligste Stadt im Islam. „Ich bin Berber, 78 Jahre alt und liebe die Deutschen“, begrüßt der Guide Khalifa Guizeni die Besucher in der ersten Hauptstadt des islamischen Maghreb. „Wenn man siebenmal Kairouan besucht hat, dann gilt das so viel wie eine Pilgerfahrt nach Mekka“, berichtet der redselige Khalifa. Er weiß nicht nur über die Große Moschee Bescheid, die Sidi Oqba-Moschee mit ihrem großen Innenhof und den kunstvollen Säulengängen, sondern auch über die riesigen Wasserbecken der Aghlabiden (einer arabischen Dynastie), die aus dem 9. Jahrhundert stammen und zur Aufnahme des lebenswichtigen Süßwassers aus den Bergen dienten. Die Altstadt, also die Medina von Kairouan, zählt seit 1988 zum Unesco-Weltkulturerbe und fasziniert mit ihren verwinkelten Gassen und ihrer authentischen Atmosphäre. Bekannt ist Kairouan auch für seine Teppichkunst, eine seriöse Adresse ist die Firma Ste. Tapis Allani in einem prächtigen Haus mit Dachterrasse in der Rue Sidi Abid. Ein kulinarisches Fest sind die Makroud, eine Süßspeisen-Spezialität der Stadt. Halima Barrak, die in Kairouan die Patisserie Chez Halima führt, zeigt Besuchern, wie das leckere Gebäck aus Griesteig, Honig, Datteln und Zuckersirup frittiert wird. Wirklich köstlich und schier unwiderstehlich. Nicht wenige Reisende, die aus Kairouan zurückkehren, haben zwei Mitbringsel im Gepäck: ein Päckchen Makroud und einen bunten Teppich, selbstverständlich ein handgefertigtes Unikat.
In Tunesien können Besucher neben Geschichte und Kultur auch Küstenstädte am Mittelmeer kennenlernen. Von Kairouan geht es über die kleine Stadt El Jem mit dem drittgrößten römischen Kolosseum der Welt (nach Rom und Verona) ans Mittelmeer. Der Noch-Geheimtipp Mahdia sowie die bekannten Städte Monastir mit der Festung Ribat und Sousse mit seiner Medina (ebenfalls Weltkulturerbe) verbinden Tradition und Moderne – und verströmen Riviera-Ambiente mit Meer, Stränden, Palmen und blühenden Pflanzen.
Die Redaktion wurde vom Fremdenverkehrsamt Tunesien in Deutschland zur Reise eingeladen.