In 56 Tagen um die Welt Im goldenen Tempel des Grand Canyon

Viele Kilometer fahren wir durch spärliche Pinienwälder, kaum scheint sich die Landschaft je wirklich zu verändern. Plötzlich öffnet sich der gigantische Canyon und leuchtet uns in der Abenddämmerung als goldrote, felsige "Tempelanlage" entgegen.

In 56 Tagen um die Welt: Im goldenen Tempel des Grand Canyon
Foto: HolidayCheck.de

Fasziniert möchte ich das Auto sofort stehen lassen und zum Rand eilen. Kein Wunder, dass Menschen zu allen Zeiten von der magischen Weite, die sich im Boden auftut, angezogen wurden: Seit mehr als 10 000 Jahren kommen sie hierher, heißt es auf einer der Erklärungstafeln. Jäger, die den Grand Canyon wie Nomaden durchwanderten, dann die Indianer, die seinen Grund besiedelten und ihr Getreide in Höhlen lagerten. Ihre Nachfahren, die Hopi, wohnen noch immer in der Nähe.

In der Neuzeit legte man Schienen, um den Canyon zu erreichen: Die Eisenbahn, die zuvor unter anderem Goldsucher in den wenige Kilometer entfernt gelegenen Ort Williams gebracht hatte, führte an der Schwelle des 20. Jahrhunderts die Touristen an den Rand der mächtigen Schlucht heran. Und sie tut es heute wieder: Die "Grand Canyon Railway"-Gesellschaft nahm nach einer Auszeit Ende der 1980er Jahre ihren Betrieb erneut auf und ist ein Abenteuer für echte Bahn-Nostalgiker.

Am Canyon angekommen, geht es entweder zu Fuß oder auf dem Maultier weiter. Auf dem sogenannten Rim Trail am südlichen Rand wandern an Wochenenden Tausende Touristen - sogar mit dem Rollstuhl kann man das Naturwunder von einem der vielen Parkplätze aus erreichen.

Der berühmte "Bright Angel Trail", der mehr als zwölf Kilometer hinunter in den Canyon und schließlich zum Colorado River führt, ist hingegen eine echte Herausforderung. Im Zickzack geht es tief hinab, zeitweise musste man für diese Kletterroute sogar Zoll bezahlen. Und obwohl der Weg an einem Indianergarten vorbei führt, in dem Wasser fließt, warnen Schilder die Wanderer davor, sich zu überschätzen und zu glauben, sie könnten die Tour an einem Tag retour schaffen. Dann sollte man sich doch lieber auf dem Rücken eines Maultiers zurücktragen lassen.

Unsere Autorin Natascha Plankermann macht eine Weltreise.

(RP)
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