Rumba, Slasa und Co Die Musik ist Kubas Lebenselixier

Havanna · Mit Musizieren und Tanzen sagen die Kubaner der Langeweile des Alltags den Kampf an. Dieses Jahr wird es besonders musikalisch in Trinidad, Sancti Spiritus, Bayamo und Camagüey. Denn die Städte feiern ihr 500-jähriges Bestehen.

Der Rhythmus der Rumba, der Salsa, des Merenge und des Jazz pulsiert in den Straßen Havannas. Elektrisierend wie ein Zaubertrank weiß er sogar Nicht-Tänzer zu bewegen. "Für uns Kubaner", sagt Ildonaida Torres, die in der San Rafael Straße Gästezimmer vermietet, "ist die Musik so wichtig wie Essen und Trinken."

Kurz vor Sonnenuntergang versammeln sich am Malecón Liebespaare. Manche schmiegen sich in einsame Winkel zwischen frisch renovierten Kolonialhäusern und morbiden Altbauten, andere zieht es zum "Castillo de San Salvador", einem Treffpunkt für Freizeitmusiker. Eine Dame mit Rumbarasseln und ein Posaunist gesellen sich zu einem älteren Herrn mit Gitarre: Es wird musiziert, gelacht, gesungen, und irgendwann beginnen die Ersten unbeschwert zu tanzen.

In der Altstadt verwandeln sich Straßen und Plätze in öffentliche Konzertsäle. Solisten und kleine Bands geben Kostproben aus ihrem Repertoire. Nicht wenige hoffen darauf, entdeckt zu werden. An der Ecke O'Reilly/Compostella in der Altstadt Havannas setzt man auf Bekanntes, wenn der legendäre Pianist Amaranto Fernandez in einem überteuerten Touristenlokal den Buena Vista Social Club aufleben lässt. Ein paar Straßenzüge weiter, nahe der Kreuzung Emperado/Cuba, in der "Bodequita del Medio", in der Hemingway gern seinen Mojito getrunken haben soll, herrscht ausgelassene Stimmung bei Livemusik. Für eine Tanzfläche reicht der Platz nicht. Das sieht im Hotel Europa in der Obispo Straße, die den Zentralpark mit der Plaza de Armas verbindet, schon anders aus — die anspruchsvolle Musik reißt die Tänzer förmlich von ihren Sitzen. In kaum beleuchteten Gassen experimentieren Musiker in Kneipen und Hinterhöfen, mischt sich Tradition mit Innovation und begeistert ein junges Publikum.

Wer dieses Jahr nach Kuba reist, wird sich besonders in Trinidad, Sancti Spiritus, Bayamo und Camagüey von der Musik begeistern lassen. In diesen Städten, die allesamt 1514 von den Spaniern gegründet wurden, sind die Vorbereitungen zu den 500-Jahr-Feiern in vollem Gange.

Mit Eifer proben in Camagüey etwa 30 Kinder und Jugendliche des Tanzvereins "Arlequin" ihren großen Auftritt. Sechs- und Siebenjährige glänzen mit einstudierten Salsaschritten, die etwas Älteren könnten den Profis in Las Vegas das Wasser reichen. In einem Feuerwerk der Musik, das aktuelle und traditionelle Stilrichtungen vereint, drehen, springen und überschlagen sich ihre Körper, dass selbst dem Betrachter schwindelig wird. In Trinidad beginnt zur gleichen Zeit das Musikprogramm im "Casa de la Trova", dem Haus der Musik. Im Halbstundentakt wechseln die Bands, und nur wenige in- und ausländische Gäste hält es an den einfachen Tischen, die Mojito-, Cuba Libre- und Biergläser sind die meiste Zeit sich selbst überlassen. José, ein schlanker, sportlicher Typ, der vom Alter her fast mit Fidel Castro auf einer Schulbank gesessen haben könnte, ist der Platzhirsch. Eine Schönheit nach der anderen wirbelt er über die Tanzfläche, gibt den Rhythmuswechsel an und dreht sich und seine Tanzpartnerin wie ein Kreisel. Ob jung oder alt, schwarz oder Latino, groß oder klein — jeder tanzt mit jedem.

An den Wochenenden sind es oft die zentralen Plätze, die Scharen von Schaulustigen anlocken. So wie in Bayamo oder Santiago de Cuba werden einfach Lautsprecher und Verstärker aufgebaut. Santiago war lange Zeit die unbestrittene Musikhauptstadt Kubas, von hier aus traten unterschiedlichste Stile ihren Siegeszug rund um die Welt an — am bekanntesten davon ist der Son, aus dem später die Salsa hervorging. Noch immer treffen sich die Bands im Haus der Musik und bis spät in die Nacht bahnen sich Gesang und Musik ihren Weg durch die Straßenschluchten.

(RP)
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