Seereisen im Persischen Golf Der Orient als Kreuzfahrtziel

Dubai/Abu Dhabi · Gutes Wetter, überschaubare Flugzeiten, glitzernde Metropolen: Kreuzfahrten im Persischen Golf sind im Winter beliebt. In den Programmen der Reedereien hat der Orient seinen festen Platz. Was lockt, ist der viel beschworene Gegensatz aus Tradition und Moderne.

 Das National Museum of Qatar soll das touristische Highlight des Emirats werden.

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Foto: dpa, nau war

Wenn es in Deutschland kalt und grau ist, begeben sich viele Reisende auf ein Kreuzfahrtschiff in wärmeren Gefilden. Neben der Karibik hat sich in den vergangenen zehn Jahren der Orient als Destination für Seereisen im Winter fest etabliert. Denn Dubai, die Stadt der Superlative, ist längst nicht mehr die einzige sehenswerte Attraktion am Persischen Golf.

Aida Cruises etwa schickt die "Aida Stella" von Oktober 2017 bis April 2018 in die Golfgewässer. Die Kreuzfahrten starten und enden in Dubai oder Abu Dhabi und dauern zwischen sieben und elf Tagen. Tui Cruises stationiert im Winter 2017/18 die "Mein Schiff 5" am Golf. Im Programm stehen Sieben-Nächte-Reisen ab Dubai, mit Anläufen im Oman oder in Katar. Und auf zweiwöchigen Fahrten steuert das Schiff neben den Emiraten und dem Oman zusätzlich noch Indien an.

Auch die "Costa Mediterranea" von Costa ist im kommenden Winter in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Oman unterwegs. Und MSC bietet im kommenden Winter zwei einwöchige Routen (sieben Nächte) mit der "MSC Splendida", die zu einer zweiwöchigen Reise verbunden werden können. Außerdem machen noch andere Schiffe auf ihren Transferstrecken zwischen den Sommerfahrgebieten in Europa und den Winterzielen in Asien Halt in den Häfen im Orient. Daneben sind auch US-amerikanischen Reedereien in dem Fahrgebiet unterwegs.

Ohne den schillernden Aufstieg Dubais zur Weltmetropole wäre die rasante Entwicklung am Golf wohl nicht denkbar gewesen. "Aber ein Hafen macht noch keine Kreuzfahrtregion", sagt Helge Grammerstorf, National Director des Kreuzfahrtverbandes Clia Deutschland. Vielmehr brauche es ein Netzwerk an attraktiven Häfen, um ein Fahrgebiet für Kreuzfahrturlauber interessant zu machen. Und genau dies ist in den vergangenen Jahren am Persischen Golf entstanden.

Erst 2015 hat in Abu Dhabi ein neues Kreuzfahrt-Terminal eröffnet. Und die Pläne sind nicht bescheiden: Bis 2019/2020 will das Emirat mehr als 300.000 internationale Passagiere abwickeln. Zum Vergleich: Alle Häfen am Golf zusammen verzeichneten 2015 laut Clia knapp 100.000 deutsche Kreuzfahrttouristen.

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Foto: Phoenix Reisen

Auch die Häfen der zweiten Reihe rüsten sich für mehr Passagiere. So hat das Emirat Katar kürzlich angekündigt, die Einreise für die Gäste von Kreuzfahrtschiffen zu beschleunigen. Die Passdaten sollen laut Qatar Tourism Authority schon von Bord an die Einwanderungsbehörde übermittelt werden. Und die Urlauber bekommen ein neues Transitvisum mit einer Gültigkeit von 96 Stunden. Das erhöht auch den Anreiz für ein paar Extratage vor oder nach einer Seereise. Das touristische Flaggschiff der Zukunft: das National Museum of Qatar, entworfen von Jean Nouvel. Wann es genau eröffnen wird, ist aber noch offen.

Für eine Kreuzfahrt am Golf sprechen zunächst ein paar harte Fakten: Im deutschen Winter ist es dort angenehm warm. "Und die Region ist gut zu erreichen", ergänzt Helge Grammerstorf. Aus Deutschland gibt es zahlreiche Direktflüge von den größeren Flughäfen, etwa mit Emirates und Etihad. Die Zeitverschiebung hält sich mit drei Stunden auch in Grenzen.

Fragt man die Reedereien nach dem Reiz des Orients, kommt man an einer eher abgenutzten Marketingfloskel nicht vorbei: Der Golf besteche durch seinen Gegensatz aus Tradition und Moderne, heißt es bei Aida, Tui Cruises, Costa und MSC unisono. Ganz falsch ist das natürlich nicht: Wer am einen Tag in Abu Dhabi einen Wüstenausflug unternimmt, um am Folgetag die labyrinthartige Dubai Mall zu durchschreiten, kann zu genau diesem Schluss kommen.

Aida weist darauf hin, dass Reisen mit langen Landgängen, wie sie am Golf häufig sind, eine etwas andere Kreuzfahrt-Klientel ansprechen als den klassischen Erholungssuchenden. Auch Kulturreisende und "Weltentdecker" kämen auf ihre Kosten — Urlauber also, die nicht nur an Sonne und den Annehmlichkeiten an Bord interessiert sind.

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Foto: dpa, pla

Unter den beliebtesten Landgängen finden sich die Klassiker. Vor allem Dubai steht bei den Gästen aller Reedereien hoch im Kurs. Die Fahrt zur Aussichtsplattform des Burj Khalifa, die eine Aussicht aus über 400 Metern bietet, zählt zu den absoluten Höhepunkten. Riesige Malls laden zum Shoppen ein. Wer eine gut gefüllte Urlaubskasse hat, kann mit einem Wasserflugzeug über die Insel in Palmenform fliegen. Von Abu Dhabi aus sind Ausflüge in die Al-Khatim-Wüste gefragt. Und auch das eher entspannte Maskat, die Hauptstadt des Oman mit der Großen Moschee, ist als Tagestour sehr beliebt.

Für individuelle Landgänge ohne organisiertes Programm lohnt ein Taxi, denn die Golfmetropolen sind für den Autoverkehr konzipiert. Bei besonders beliebten und ausgefallenen Attraktionen kann es aber hilfreich sein, wenn sich die Reederei um den Landgang kümmert.

Nicht zuletzt ist es die ganz andere Kultur, die eine Kreuzfahrt im Persischen Golf interessant macht. Man sollte aber etwas Vorwissen haben. So ist es selbstverständlich, dass eine Moschee nicht in kurzen Hosen oder Top mit Spaghettiträgern betreten wird. "Es gibt überhaupt keine Probleme, wenn man sich an die Spielregeln hält", sagt Clia-Experte Grammerstorf. Die Gäste werden an Bord der Schiffe auf die kulturellen Gepflogenheiten hingewiesen.

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Nach Ansicht Grammerstorfs profitieren die Emirate von der aktuellen Weltlage. "Der Persische Golf gilt als sicher, das spielt eine große Rolle bei der Nachfrage." Die Monarchien sind in der Tat sehr stabil, allerdings auch autokratisch. Und sie sind bemüht, es den Gästen der Kreuzfahrtschiffe so bequem wie möglich zu machen.

(dpa)
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