Attraktionen in Berlin und Wien Europas schwimmende Pools

Berlin/Wien (RP). Das 32 Meter lange Badeschiff auf der Spree ist eine der Attraktionen von Berlin. In Wien lockt das Badeschiff auf dem Donaukanal mit schwimmendem Pool, Restaurant und Disco im Laderaum. Köln würde gern solch ein Bad im Rhein haben. Düsseldorf auch.

Berlin: Dieser Pool schwimmt auf der Spree
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Berlin: Dieser Pool schwimmt auf der Spree

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Es sollte das coolste Event innerhalb einer exklusiven Veranstaltungsreihe werden. Madrid und London waren bereits abgehakt. Jetzt Berlin. Das Haus 4711 lud ein zur "Fête Nouveau", zur Vorstellung des Duftes "Nouveau Cologne". Wo lässt eine weltbekannte Marke im Jahr 220 ihres Bestehens die Verführung aus Flakons versprühen? Die Kölner entschieden sich für das nach eigenen Angaben "außergewöhnlichste Bad Europas", das Badeschiff an der Arena Berlin.

Der schwimmende Pool inmitten der Spree mitsamt Sandstrand und Open-Air-Bar schien die stimmige Location für den Auftritt von Soul-Sängerin Joy Denalane, eine Fashion-Show mit Designtalenten, DJ-Guests und eben der Lifestyle-Variante von Eau de Cologne zu sein. Indes, Pech gehabt. Das miese Wetter zwang von Open Air unter das Dach der benachbarten Arena-Halle. Profitiert hat Berlins Freibad auf der Spree dennoch: Den ganzen Sommer über können die Gäste auf den von 4711 gesponserten Strandmöbeln in schickem Petrol und Weiß auf dem Fluss entspannen.

Das Badeschiff in Treptow schließt an eine alte Tradition an: 50 Flussbäder existierten einmal an der Spree. Der Neuling, ein früherer Frachtkahn, liegt in der Eichenstraße 4 vor Anker, mit Blick auf Fernsehturm, Oberbaumbrücke und Osthafen. Seit Frühjahr 2004 erobert das Publikum in Bikini und Boxershorts die Planken, an guten Tagen bereiten bis zu 3000 Gäste auf der Steganlage ihre Badetücher aus. Lässt sich die Sonne nicht blicken, meldet ein Anrufbeantworter: "Aufgrund der schlechten Witterung haben wir leider heute geschlossen." — Das war in diesem Sommer häufig der Fall.

Anziehungspunkt ist nicht nur der 2,08 Meter tiefe Pool: Drumherum werden Massage-, Yoga-und Sportkurse angeboten. Abends geht in der benachbarten Arena mit Life-Bands die Post ab. Die heißeste Saison am Badeschiff startet jedoch im Winter. Dann überspannt eine Kunststoffhaut die Anlage mit zwei finnischen Saunen, Massageräumen, Bar und Liegen. Der Eintritt für Erwachsene: zwölf Euro für drei Stunden.

Standortwechsel. Wien, 10. Bezirk, Franz-Josefs-Kai zwischen Urania und Schwedenplatz: Im Donaukanal dümpelt das "Badeschiff Wien", eine Kombination von zwei früheren Transportschiffen. Zwei Stege führen "vom Festland", wie die Wiener die Uferzone nennen, in eine Hot-Spot-Wasserwelt. Zwischen einem 27 Meter langen, sieben Meter breiten Pool und dem mit Sonnenliegen bestückten Oberdeck sitzt Christian Petz auf einem fellbezogenen Hocker.

Um ihn herum wieselt junges Servicepersonal in T-Shirts und Jeans. "Ich habe lange genug für Leute mit dicken Brieftaschen gekocht", sagt der 47-Jährige. Vor zwei Jahren sattelte er um: Vom Sternerestaurant im exklusiven "Palais Coburg" zu den Holztischen auf dem 62,5 Meter langen Hauptschiff der schwimmenden Badeanstalt. Dort löffeln die Gäste mittags Suppen mit Basmatireis für sechs Euro fünfzig und loben Eintöpfe wie Gemüsecurry mit Cashewnüssen für sieben Euro, die Petz von zwei Frauen aus dem sechsten Bezirk bezieht.

Abends kocht der Querdenker selbst. Dann heißen die 140 Plätze mit Sicht auf gläserne Bürohochhäuser "Restaurant Holy-Moly". Die Weinempfehlung auf der Karte beginnt mit dem Lockruf: "Der Kapitän trinkt diese Woche". Bei den Speisen reicht die Auswahl von Pulpo mit schwarzen Bohnen und weißer Polenta bis zu Riesling-Kutteln mit Schneckenkipferl und Schokodesserts aus einer Manufaktur, in deren Produktion Christian Petz die Finger mit drin hat. Dann geht's zum Abtanzen einige Stufen tiefer in die trendige Unterwasser-Disco "Laderaum". Offiziell sei dort um 4 Uhr Schluss, sagt Isabell Bickel von der "Donau Badeschiff GmbH". Aber: "Es wird auch später."

Die Gäste im Poolbereich ticken anders. Sie kommen ab 8 Uhr. Viele Familien mit Kindern sind darunter, auch Rentner, Touristen und Büroangestellte, die in der Mittagspause oder am Feierabend bis 22 Uhr in das auf 24 Grad erwärmte (Leitungs-)Wasser eintauchen. Oder in einem der Liegestühle an Deck dösen, oder sich zur Stärkung an Land einen Steckerlfisch vom offenen Feuer holen. Oder sich im Mini-Loft vergnügen. Denn das ist der neueste Gag auf dem "Badeschiff Wien": Kleine, aus Lkw-Plane und Stahlrohren konstruierte Zelte mit Doppelbett können für 30 Euro gemietet werden — mit Restaurant- und Barservice.

So prickelnd könnte es in Köln am Rhein auch zugehen. Schon 2006 liebäugelte der "Verein Kölner Badeschiff e. V." mit dem Kauf von drei Schubleichtern. Sie sollten, mit einer Länge von 32 Metern und drei Metern Tiefe, ein Badebecken, eine "Liegewiese" mit Umkleidekabinen und Gastronomie beherbergen. Doch es hat nicht geklappt. Das Vergnügen scheiterte an 1,5 Millionen Euro Startkosten. Ein neuer Anlauf der CDU-Fraktion im Kölner Stadtrat für ein Schwimmbad im Rhein ist jetzt in Düsseldorf angelandet. Dort liegen die Grünen im Rat auf gleicher Wellenlänge. Ob die Idee in der Landeshauptstadt Erfolg hat, oder auf dem Trockenen landet, bleibt abzuwarten.

(RP)
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