Agia Napa Mehr als ein Party-Ort

Der Badeort Agia Napa auf der Mittelmeerinsel Zypern besticht durch eine Mischung aus Natur und Kultur. Traumhafte Strände gibt es obendrein dazu.

Rund ums Kap Greco befinden sich gewaltige Felsformationen und Unterwasserhöhlen.

Rund ums Kap Greco befinden sich gewaltige Felsformationen und Unterwasserhöhlen.

Foto: Ernst Leiste

„Habt ihr etwa eine Reise nach Agia Napa gebucht?“, fragt eine Freundin, die schon  oft auf Zypern war. „Der Ort ist doch ein Party-Hotspot, quasi der Ballermann des östlichen Mittelmeers.“ Mit etwas mulmigem Gefühl fliegen wir auf die „Insel der Aphrodite“ und stellen bereits nach kurzer Zeit fest, dass Agia Napa weit mehr als Strand und Nachtleben zu bieten hat.

Der Ort war vor 50 Jahren noch ein verschlafenes Fischerdorf. Dann erfolgte im Jahr 1974 die Invasion türkischer Truppen im Norden Zyperns, und für das nur etwa 20 Kilometer entfernte Famagusta – oder Gazimagusa, wie die Türken es nennen, das damals mehr als 100 Hotels mit 14.000 Betten hatte – avancierte das im griechischen Teil der Insel liegende Agia Napa dank seiner feinsandigen Strände zu einem Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.

Die Region durchlebte in den vergangenen Jahrzehnten schwere Zeiten. Varosha, das ehemals mondäne Touristenviertel von Famagusta, in dessen Nobelhotels Filmstars wie Elizabeth Taylor, Richard Burton und Brigitte Bardot abstiegen, wurde nach der türkischen Invasion zur militärischen Sperrzone. Erst seit November 2018 ist der Grenz­übertritt über den Checkpoint in der Grenzstadt Deryneia wieder möglich.

 Im Ayia Napa Sculpture Park sind seit 2014 diverse Skulpturen, meist durch die griechische Mythologie inspiriert, entstanden.

Im Ayia Napa Sculpture Park sind seit 2014 diverse Skulpturen, meist durch die griechische Mythologie inspiriert, entstanden.

Foto: Ernst Leiste

„Dann kam die Covid-Krise und versetzte dem Fremdenverkehr auf Zypern einen neuen Schock“, erzählt Reiseleiterin Marta Penkala. „Und nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges gerieten die hiesigen Hoteliers erneut in hellste Aufregung, da traditionell etwa ein Drittel der Gäste aus dem russischsprachigen Raum kommen. Doch gottlob haben Besucher aus Großbritannien, Skandinavien und den deutschsprachigen Ländern die Lücken schnell gefüllt.“

Kristallklares Wasser und Traumstrände, die mit der Blauen Flagge, dem Gütezeichen für besonders hohe Standards in Sauberkeit und Wasserqualität ausgezeichnet sind, locken zum Schwimmen und Sonnenbaden. Aber es gibt auch reichlich Abwechselung. So lassen sich von Agia Napa aus ohne Probleme organisierte Ausflüge in den Norden der Insel machen.

Die gut erhaltene Altstadt von Famagusta, einst eine wahre Perle der Levante, beeindruckt mit ihrer imposanten etwa dreieinhalb Kilometer langen Stadtmauer aus venezia­nischer Zeit und zahlreichen Ruinen von Kirchen und Palästen. Blickfang sind die Lala-Mustafa-Pascha-Moschee, die bis zur Eroberung durch die Osmanen Nikolaus-Kathedrale hieß, und der Othello-Turm. Auf dieser Zitadelle soll sich Shakespeares Eifersuchtsdrama um Othello, Desdemona und Jago abgespielt haben.

Nur sechs Kilometer von Famagusta entfernt liegt Salamis, dessen Gründung der Legende nach auf Teukros, einen Veteranen des Trojanischen Kriegs, etwa 1200 vor Christus zurückgehen soll. Salamis, das Homer „die Stadt der schönen Bauwerke“ nannte, war für ein ganzes Jahrtausend das mächtigste Stadtkönigreich der Insel. Gut erhaltene Königsgräber, römische Thermen, ein 15.000 Zuschauer fassendes Theater, das Barnabas-Kloster und ein weitläufiges Ruinenfeld, dessen Schätze längst noch nicht alle gehoben sind, zeugen von der großen Bedeutung der antiken Stätte.

Aber auch Agia Napa hat zahlreiche Altertümer zu bieten, so das 1570 gegründete venezianische Kloster im Herzen der Stadt, zu dem ein mehrere Kilometer langes Aquädukt aus dem Mittelalter führt. Die Klosterkirche wurde zum Teil unterirdisch in einen Felsen gehauen. Die Nachbildung eines vor der Küste gesunkenen hellenistischen Handelsschiffes und eines 10.000 Jahren alten Papyrus-Floßes sind die Attraktionen des Thalassa Museums.

Ein weiterer kultureller Höhepunkt, dessen Ursprünge erst auf das Jahr 2014 zurückgehen, ist der Ayia Napa Sculpture Park im Osten der Stadt. Mehr als 260 beeindruckende Skulpturen von 133 Künstlern sind dort bislang entstanden, meist von der griechischen Mythologie inspiriert. Der Skulpturenpark und ein angrenzender Kakteenpark, zu denen der Eintritt frei ist, laden zu ausgiebigen Spaziergängen ein und bieten neben zahlreichen Fotomotiven einen herrlichen Panoramablick auf das Meer bis zum Nationalpark Kap Greco.

In der Gegend um das Kap, wo einst ein Aphrodite-Tempel gestanden haben soll, sind gewaltige Felsformationen zu bewundern. Besonders schön ist die Gegend im Frühjahr, denn dann blühen hier neben wunderschönen Krokussen und Lilien mehr als 50 der auf Zypern heimischen Orchideenarten.

Und wer den besonderen Kick sucht, zudem Taucher oder Schnorchler und auch noch Kunstliebhaber ist, der kann seit August 2021 in Mu­san, nahe Agia Napa, ein neues Unterwasser-Museum erkunden. Die beeindruckenden Skulpturen wurden von dem britischen Künstler Jason deCaires Taylor erschaffen, der bereits an anderen Orten auf der Welt ähnliche Werke auf den Meeresgrund gebracht hat.

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