Österreich Glockengeläut zwischen City und Gletscher

Skifahren, Shoppen oder Stadtbummel? In Innsbruck und Umgebung ist dies alles im Winterurlaub möglich. Unsere Autorin hat das Angebot vor Ort getestet.

 In Innsbruck zeigen sich immer wieder verschneite Berge zwischen historischen Gebäuden.

In Innsbruck zeigen sich immer wieder verschneite Berge zwischen historischen Gebäuden.

Foto: Thomas Sbikowski

Heute ist wieder ein großer Tag für Peter Grassmayr. Mit geübten Handgriffen hakt der erfahrene Glockengießer die Schlaufe des Hallenkrans in eine hellgraue Kirchenglocke und schlägt das 1800 Kilogramm schwere Werk sanft am unteren Rand an. Ein langer, tiefer Ton erklingt im Herzen des Innsbrucker Traditionsunternehmens und lockt einige Besucher aus dem zugehörigen Museum in die große Halle. „In einer Glocke versteckt sich ein ganzer Wasserfall an Tönen“, erzählt Peter Grassmayr seinen Gästen. „Der Schlagton, den wir vom Kirchturm hören, ist dann eine Mischung aus unterschiedlichen Frequenzen.“ Die Familie Grassmayr kennt sich mit Glocken aus, denn die Tiroler Gießerei besteht bereits seit 1599 und wird mittlerweile in der 14. Generation geführt. In über 100 Ländern läuten Grassmayr-Glocken heute und sogar der Dalai Lama hat bereits eine bekommen. Wo die Werke der Traditionsgießerei in der Tiroler Hauptstadt Innsbruck erklingen, verrät Gästeführerin Elisabeth Grassmayr.

Ein guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch die historische Altstadt ist die Touristinformation in der Burggasse. „Wir befinden uns hier in den ehemaligen Stallungen am Stadtgraben“, erzählt die Mutter von Peter Grassmayr. Die 81-Jährige heiratete vor 59 Jahren den damaligen Glockengießer, studierte Geschichte und zeigt seit über 35 Jahren interessierten Besuchern ihre Stadt. „Der Graben wurde allerdings anlässlich der Hochzeit von Maximilian I. zugeschüttet, schließlich sollte das Fest nicht durch den Geruch gestört werden.“ Die Werke des Kaisers prägen das Innsbrucker Zen­trum. So ließ er im Jahr 1500 das Goldene Dachl mit 2657 feuervergoldeten Schindeln errichten und zeigte damit jedem Besucher den Reichtum der Stadt. Wenige Meter weiter lohnt die Kaiserliche Hofkirche einen Besuch. Hier steuert Elisabeth Grassmayr zielstrebig den großen Saal mit 28 lebensgroßen Bronzefiguren an. „Maximilian wollte im Tode seine Liebsten um sich haben und ließ die kostspieligen Begleiter extra anfertigen“, verrät die Gästeführerin. „Die Errichtung dauerte nach seinem Ableben jedoch noch drei Jahrzehnte und außerdem ist der Sarkophag in der Mitte leer.“ Maximilian ließ sich nämlich lieber in Wiener Neustadt begraben.

Die bunte Häuserzeile am Inn ist bei Tag ein beliebtes Fotomotiv. Auch nachts zieht sie alle Blicke auf sich.

Die bunte Häuserzeile am Inn ist bei Tag ein beliebtes Fotomotiv. Auch nachts zieht sie alle Blicke auf sich.

Foto: Thomas Sbikowski

Vorbei an Hofburg und Stadtturm geht es zum Abschluss der Tour in die Maria-There­sien-Straße, die von prunkvollen Barockbauten umrahmt ist. Wo vor über 700 Jahren gerade mal ein paar Bauernhäuser standen, locken heute zahlreiche Geschäfte und Cafés zu Shopping und gemütlicher Einkehr. Ein weiterer beliebter Fotospot ist die bunte Häuserzeile am Inn, über der sich die teils schneebedeckten Berge der Nordkette erheben. „Wir Innsbrucker sind mit dem Skifahren aufgewachsen“, blickt Harald Froidl zurück, der an diesem Tag den Hop-on Hop-off Bus „Sightseer“ zur berühmten Bergisel-Schanze hoch über der Sport- und Olympiastadt lenkt. „Nach der Schule ging es dann direkt auf die Piste, und noch heute nehmen die zahlreichen Studenten der Stadt ihre Ski mit in die Vorlesung.“ Auch Elisabeth Grassmayr ist mit über 80 noch sportlich unterwegs und hat in der letzten Wintersaison 60 Skitouren absolviert. „Bei guten Schneeverhältnissen kann ich dann bis zu meinem Haus am Stadtrand abfahren“, freut sich die Gästeführerin. Schneesicherheit von Oktober bis Anfang Juni garantiert hingegen der Stubaier Gletscher, dessen Talstation nur 45 Autominuten von Innsbruck entfernt ist.

Nur 45 Minuten von Innsbruck entfernt lädt der Stubaier Gletscher zum Skifahren ein.

Nur 45 Minuten von Innsbruck entfernt lädt der Stubaier Gletscher zum Skifahren ein.

Foto: Thomas Sbikowski

Im größten Gletscherskigebiet Österreichs sorgen 35 Abfahrten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade für Abwechslung. Dazu gibt es ein Dutzend Varianten abseits der Piste und einen Snowpark, in dem sich regelmäßig die Stars der Szene treffen. Ganz bequem geht es am Ende des Stubaitals mit der modernen Eisgratbahn hinauf, mit der Eisjochbahn ist die Schaufelspitze rasch erreicht. „Ein Aufstieg auf die Aussichtsplattform Top of Tyrol in 3210 Metern Höhe lohnt sich“, rät Michael Gstrein vom Tourismusverband. „Hier blickt man über die gesamten Stubaier Alpen bis zu den Dolomiten.“ Sportlich wedelt er die Abfahrt Nummer 1 hinab und stoppt an den Eisgrat-Res­taurants, zu denen das höchste Drei-Hauben-Restaurant der Welt und eine Pasta-Manufaktur mit Schauküche zählt.

Beim Essen berichtet er von der Ski plus City Karte, die für eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und Kulturangebote in Innsbruck, aber auch für 13 Skigebiete, wie den Stubaier Gletscher gilt. „Urlauber können also vormittags Skifahren und am Nachmittag ins Museum“, gibt Michael Gstrein ein Beispiel. „Auch die Glockengießerei ist im Pass enthalten.“ Hier erfahren die Besucher dann endlich, dass die neusten Grassmayr-Glocken in der Innsbrucker Jesuitenkirche in direkter Nachbarschaft der Kaiserlichen Hofkirche erklingen.

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